Zinedine Zidane - زين الدين زيدان- er zauberte gestern wie zu seinen besten Zeiten, stellte Brasiliens Superstars Ronaldinho und Kaka in den Schatten, bereitete das 1:0 durch Thierry Henry vor und wurde von den 48000 Zuschauern im Frankfurter WM-Stadion mit stehenden Ovationen gefeiert.
Etwa 8000 Franzosen mögen im Stadion gewesen sein, vielleicht 5000 Brasilianer, dazu zahlreiche neutrale Zuschauer die sich ein kanariengelbes Trikot überstreiften. Akustisch übernahmen die Anhänger des Weltmeisters von 1998 von Anfang an die Überhand und wussten anders als noch beim Spiel gegen Spanien in Hannover auch mit einem großen Repertoire an Anfeuerungsrufen zu gefallen, die über das altbekannte "Allez Les Bleus" hinausgingen.
Das Spiel selbst bot zunächst sehr wenig Aufregendes. Beide Trainer hatten ihre Mannschaften sehr defensiv ein- und aufgestellt. Ronaldo war einziger Stürmer der Brasilianer, bei den Franzosen mühte sich Thierry Henry vorne allein ab - meistens vergebens. Jedes Team schien nur auf einen entscheidenen Fehler des Gegners zu warten und so konnte das Spiel nicht an das legendäre Viertelfinale von 1986, als die Franzosen im Elfmeterschießen gegen Brasilien gewannen, heranreichen. Chancen blieben Mangelware, Freistöße von Juninho oder Zizou blieben harmlos.
Dafür ließ Zidane, der Sohn muslimischer Einwanderer als der Kabylei, bei anderen Gelegenheiten sein Können aufblitzen, als er mehrmals im Mittelfeld seine Gegenspieler vom Zuckerhut narrte. Da sich beide Teams aus dem Spiel heraus kaum Chancen erarbeiteten, musste das entscheidende Tor fast zwangsläufig aus einer Standardsituation heraus fallen. Zidane schlug einen Freistoß hoch an den Fünfmeterraum und am langen Pfosten konnte Henry sträflich alleingelassen den Ball mit dem rechten Fuß ins Tor donnern.
Wer nun einen Sturmlauf der Brasilianer erwartet hatte, sah sich bitter enttäuscht. Zwar wechselte Trainer Carlos Alberto Perreira mit Adriano und später auch Robinho endlich weitere Stürmer ein - zwingende Torchancen konnten sich "Os Canarinhos" jedoch nicht erarbeiten. Im Gegenteil musste Brasiliens Torwart Dida zweimal in höchster Not gegen Franck Ribery und den eingewechselten Louis Saha retten. Ähnlich apathisch wie die Profis auf dem Rasen fügten sich auch die gelbgekleideten Fans auf den Rängen der Niederlage. Selbst nach dem Abpfiff wirkten viele von ihnen seltsam unbeteiligt.
Die Equipe Tricolore, und vor allem ihr Kapitän Zizou- ließen sich hingegen ausgiebig von den mitgereisten Fans feiern. Vor dem Stadion hofften zahlreiche Schwarzmarkthändler darauf, dass sich verzweifelte Brasilianer kostengünstig ihrer Halbfinal- und Enspielkarten entldeigen wollten - die Zuschauer mussten sich ihren Weg durch einen Wald von "I need Tickets for (Semi)-Final"-Schildern bahnen.
Zidanes Abschiedstournee durch Deutschland wird also verlängert - am Mittwoch gehts in München gegen Portugal um den Einzug ins Finale.
P.S.: Im Zuge der WM-Euphorie habe ich den Bericht über das Spiel "Spanien gegen Frankreich" ganz vergessen - bei Interesse wird dieser in den kommenden Tagen nachgereicht....
Sonntag, 2. Juli 2006
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