Der iranische Soziologe und Journalist Akbar Ganji, einer der prominentesten Kritiker am politischen System der Islamischen Republik Iran, hat nach eigenen Angaben eine Einladung zum Besuch ins Weiße Haus angelehnt. Gegenüber BBC World Service erklärte Ganji, der am 18.März 2006 nach knapp 5 Jahren Haft entlassen wurde , er sei zu Gesprächen über die aktuelle Situation im Iran eingeladen worden, habe dieses Angebot aber abgelehnt, da er der Auffassung sei, die gegenwärtige US-Politik sei bei der Demokratisierung seines Heimatlandes nicht hilfreich.
Der Krieg im Irak habe dem fundametalistischen Islam neuen Auftrieb gegeben und die Demokratiebewegungen im Nahen und Mittleren Osten nachhaltig geschwächt, so der 47-Jährige weiter. Vor einigen Tagen hatte sich eine Gruppe iranischer Oppositioneller mit Vertretern des State Department in Washington getroffen. Nach Ansicht Ganjis würden derartige Zusammenkünfte die Glaubwürdigkeit der iranischen Regimegegner schwächen. Erst wenn sich die verschiedenen Strömungen innerhalb der iranischen Oppositionsbewegung auf eine anerkannte Führung einigen sollten, sei es möglich mit der US-Regierung über Mittel und Wege zur Stärkung der Demokratie im Iran zu debattieren.
Während seines Aufenthalts in den USA trat Ganji vor der Zentrale der Vereinten Nationen in New York in einen mehrtägigen Hungerstreik um auf die Lage von regimekritischen Journalisten und Menschenrechtlern im Iran aufmerksam zu machen, die von den Behörden willkürlich inhaftiert werden.
Akbar Ganji selbst wurde im April 2000 nach seiner Teilnahme an der Heinrich-Böll-Konferenz in Berlin von den iranischen Behörden festgenommen. Grund für seine Inhaftierung dürfte jedoch weniger die Teilnahme an der Tagung gewesen sein, sondern die Tatsache, dass er Irans Ex-Staatspräsident Rafsanjani und den ehemaligen Geheimdienstminister Ali Fallahian für eine Mordserie an iranischen Oppositionellen in den 1990ern verantwortlich machte.
Ganji, der als scharfer Kritiker des iranischen Atomprogramms gilt, hat angekündigt nach seiner Reise durch die USA und Europa in den Iran zurückzukehren.
Dienstag, 25. Juli 2006
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