Riyadh: Ich bin bereits seit drei Stunden unterwegs. Im „Jarir Bookstore“ (englischsprachige Literatur; Olaya Street) habe ich mich mit „der“ Stadtkarte für Riyadh (von „Farsimaps“) und einem Stadtführer (Riyadh Today 2006) ausgerüstet. Jarir widmet dem Lonely Planet in seiner Reiseabteilung ein eigenes Regal. Die einzige Ausgabe, die landesweit nicht erhältlich ist, hat ihren Platz zwischen den samoanischen Inseln und Schottland. Die 13 bändige, ledergebundene Ausgabe der Hadith-Sammlung von Bukhari für umgerechnet 55 EUR besitzt leider nicht nur inhaltliches Gewicht und bleibt deshalb vom Schicksal des zierenden Staubfängers im Bücherregal verschont.
Der Stadtplan bemisst die Innenstadt auf ca. 11 x 15 km. Es gibt keinen geregelten öffentlichen Nahverkehr. Ein Untergrundsystem für Riyadh ist angedacht, steckt aber derzeit noch in der „Pipeline“ . Kleine Sammelbusse fahren bis spät abends die Hauptachsen der Stadt ab und halten auf Handzeichen (günstigste Möglichkeit). Hauptfortbewegungsmittel ist das Auto. Taxi fahren ist recht günstig. Der Preis sollte, wie in vielen arabischen Ländern üblich, im Voraus mit dem Fahrer ausgehandelt werden. Fahrräder habe ich bisher nur einmal als entgegenkommende Hindernisse im Kreisverkehr erlebt. Fußgänger sind Fremdkörper im Straßenverkehr. Nur wenige Touristen finden den Weg nach Riyadh. Das Bild vom rucksackpilgernden Abenteurer, der am liebsten per pedes die Stadt erkundet, ist noch nicht sehr verbreitet. So erinnern die vielen aufmerksamen Taxifahrer den Besucher durch freundliches Hupen auf die zahlreichen Gefahren im Straßenverkehr und laden zum Mitfahren ein (tragbares Musikabspielgerät wird dringend empfohlen).
Das Zentrum zeigt sich sehr modern. Die beiden Skyscraper „Kingdom Tower“ und „Faisaliya Tower“ bilden eine Nord-Süd Achse und dienen dem Neuankömmling in ganz Riyadh als Orientierung. Auf meinem Weg entlang die Ulaya Street in Richtung Kingdom Tower passiere ich die Läden von Top Designern. Armani, Mascara, DKNY, um nur einige zu nennen, unterhalten eigene Geschäfte und haben Ihre Angebote zum Teil dem Markt angepasst (ein Shimar mit Valentino Stickerei gefällig?). Rechtlich handelt es sich bei den Ablegern weltbekannter Marken im Einzelhandel meistens um Tochterunternehmungen mit einheimischer Mehrheitsbeteiligung. Trotz erster Liberalisierungsmaßnahmen der Wirtschaft nach Außen und dem Beitritt zur WTO, stehen viele Branchen noch auf der sog. „Black List“. So dürfen z.Bsp. Unternehmen im Einzelhandel nur über einen saudi-arabischen „Agent“ im Land tätig werden. Viele angesehene saudi-arabische Familien haben ihren Wohlstand in dieser Funktion für große Weltkonzerne, wie beispielsweise IBM, erworben.
Die zahlreichen gut besuchten Malls geben erste Hinweise auf das Konsumverhalten in Riyadh. Produkte aus aller Welt, gerade auch westliche Markenartikel und Designermode werden überall angeboten. Die Restaurants bieten Küche aus aller Welt zu günstigen Preisen. Kein Wunder, der Wettbewerb im Gastronomiebereich ist hoch. Finger-Food wird auch hier immer beliebter. Die unzähligen Ableger großer und kleinerer Fastfood-Ketten, die sich über die ganze Stadt verteilen, zeugen von entsprechender Nachfrage. Übergewicht und hoher Blutdruck zählen auch in Saudi-Arabien zu den Hauptproblemen für die Gesundheit der Bevölkerung. Ungefähr 4,5 Mio. Menschen leben und arbeiten in Riyadh. Die arbeitende Bevölkerung besteht wesentlich aus asiatischen Gastarbeitern. Sie stellen nicht nur das Gro der Arbeiter im Niedriglohnbereich dar, sondern halten das saudische Wirtschaftsleben auf allen Geschäftsebenen am Leben. Im Zuge einer staatlichen „Saudisierungspolitik“ soll der Anteil der Saudi-Arabier bei den Arbeitnehmern sukzessive erhöht werden. Es scheint in der Masse jedoch noch an gut ausgebildeten, arbeitswilligen saudischen Arbeitskräften zu fehlen. Vielfach wird Know How noch immer in Form ausländischer Experten eingekauft.
Die Planung der kulturellen Freizeitgestaltung gestaltet sich aufgrund des übersichtlichen Angebots für den verwöhnten Berliner unkompliziert. Wie weitgehend bekannt, werden aufgrund staatlicher Restriktionen in Saudi-Arabien keine Theater, Opern- oder Balletthäuser unterhalten. Musik, Instrumente und zugehörige Ausrüstung gibt es in zahlreichen Geschäften zu kaufen. Dennoch bleibt Musik aus der öffentlichen Sphäre der Hauptstadt weitgehend verbannt. Kein Gedudel im Supermarkt, keine Fahrstuhlmusik, keine großen Musikveranstaltungen. Wie auch zu Hause, scheint mir vor Ort ein Trend dahingehend erkennbar, das Freizeitleben vor allem auf Shopping, Treffen mit Freunden im Café und das „Cruisen“ mit dem Auto durch die Stadt zu reduzieren. Diese Entwicklung wird in Riyadh mehr als in heimischen Gefilden durch die mangelnde Vielfalt an kulturellen Veranstaltungen geschürt. Aktive sportliche Betätigung im Freien bleibt während eines Großteils des Jahres aufgrund der hohen Temperaturen unmöglich. Das sehr empfehlenswerte Nationalmuseum sowie die schöne Musmak-Fortress, der einstige Sitz King Abd al-‘Aziz Ibn Sa‘ud’s gehören zu den ersten Anlaufstationen kulturinteressierter Besucher. Außerhalb von Riyadh gibt es zudem die Ruinen des ehemaligen Sitzes der Familie Saud Dir‘iya zu besichtigen, der derzeit aufwendig restauriert wird. Viele beeindruckende Gebäude verteilen sich auf ganz Riyadh und laden zum Fotografieren ein. Soviel vorerst zu den Äußerlichkeiten. „Er“ kann sich in Riyadh frei bewegen. Vier spannende Wochen mit vielen positiven Erfahrungen liegen hinter mir. Zwischen modernen Bauten und gut besuchten Konsumtempeln umherwandelnd, stellt sich trotz gebetszeitangepassten Ladenöffnungszeiten und Kleidervorschriften allmählich die Illusion westlicher Vertrautheit ein. Nur vereinzelt wird der äußerliche Schein durchbrochen und der Besucher bestimmt daran erinnert, dass er im Mutterland der Wahabiya zu Gast ist. Einen tieferen Blick hinter die Kulissen zu werfen und in intensiven Dialog mit der saudi-arabischen Bevölkerung zu treten, stellt sich schwierig dar. Doch hierüber demnächst mehr.
Auf Anfrage noch ein paar Hintergrundinformationen zu meinem Aufenthalt. Bis Ende September arbeite ich noch als Praktikant bei einer deutschen Wirtschaftsorganisation. Wir repräsentieren die deutsche Wirtschaft in Saudi-Arabien und unterstützen deutsche Unternehmen (vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen) beim Markteintritt vor Ort. Das Instrumentarium unserer Arbeit ist vielfältig. Neben der Durchführung von Marktanalysen organisieren wir Delegationsreisen für ausgewählte Branchen, arrangieren individuelle Reisen für interessierte Geschäftsleute, leisten eine erste Rechtsberatung… (für Details mailto: torstenspostbox@gmail.com). Da ich in verschiedene Projekte fest eingebunden bin, reduzieren sich meine Reisen im Land leider auf Wochenendausflüge…
Der Stadtplan bemisst die Innenstadt auf ca. 11 x 15 km. Es gibt keinen geregelten öffentlichen Nahverkehr. Ein Untergrundsystem für Riyadh ist angedacht, steckt aber derzeit noch in der „Pipeline“ . Kleine Sammelbusse fahren bis spät abends die Hauptachsen der Stadt ab und halten auf Handzeichen (günstigste Möglichkeit). Hauptfortbewegungsmittel ist das Auto. Taxi fahren ist recht günstig. Der Preis sollte, wie in vielen arabischen Ländern üblich, im Voraus mit dem Fahrer ausgehandelt werden. Fahrräder habe ich bisher nur einmal als entgegenkommende Hindernisse im Kreisverkehr erlebt. Fußgänger sind Fremdkörper im Straßenverkehr. Nur wenige Touristen finden den Weg nach Riyadh. Das Bild vom rucksackpilgernden Abenteurer, der am liebsten per pedes die Stadt erkundet, ist noch nicht sehr verbreitet. So erinnern die vielen aufmerksamen Taxifahrer den Besucher durch freundliches Hupen auf die zahlreichen Gefahren im Straßenverkehr und laden zum Mitfahren ein (tragbares Musikabspielgerät wird dringend empfohlen).
Das Zentrum zeigt sich sehr modern. Die beiden Skyscraper „Kingdom Tower“ und „Faisaliya Tower“ bilden eine Nord-Süd Achse und dienen dem Neuankömmling in ganz Riyadh als Orientierung. Auf meinem Weg entlang die Ulaya Street in Richtung Kingdom Tower passiere ich die Läden von Top Designern. Armani, Mascara, DKNY, um nur einige zu nennen, unterhalten eigene Geschäfte und haben Ihre Angebote zum Teil dem Markt angepasst (ein Shimar mit Valentino Stickerei gefällig?). Rechtlich handelt es sich bei den Ablegern weltbekannter Marken im Einzelhandel meistens um Tochterunternehmungen mit einheimischer Mehrheitsbeteiligung. Trotz erster Liberalisierungsmaßnahmen der Wirtschaft nach Außen und dem Beitritt zur WTO, stehen viele Branchen noch auf der sog. „Black List“. So dürfen z.Bsp. Unternehmen im Einzelhandel nur über einen saudi-arabischen „Agent“ im Land tätig werden. Viele angesehene saudi-arabische Familien haben ihren Wohlstand in dieser Funktion für große Weltkonzerne, wie beispielsweise IBM, erworben.
Die zahlreichen gut besuchten Malls geben erste Hinweise auf das Konsumverhalten in Riyadh. Produkte aus aller Welt, gerade auch westliche Markenartikel und Designermode werden überall angeboten. Die Restaurants bieten Küche aus aller Welt zu günstigen Preisen. Kein Wunder, der Wettbewerb im Gastronomiebereich ist hoch. Finger-Food wird auch hier immer beliebter. Die unzähligen Ableger großer und kleinerer Fastfood-Ketten, die sich über die ganze Stadt verteilen, zeugen von entsprechender Nachfrage. Übergewicht und hoher Blutdruck zählen auch in Saudi-Arabien zu den Hauptproblemen für die Gesundheit der Bevölkerung. Ungefähr 4,5 Mio. Menschen leben und arbeiten in Riyadh. Die arbeitende Bevölkerung besteht wesentlich aus asiatischen Gastarbeitern. Sie stellen nicht nur das Gro der Arbeiter im Niedriglohnbereich dar, sondern halten das saudische Wirtschaftsleben auf allen Geschäftsebenen am Leben. Im Zuge einer staatlichen „Saudisierungspolitik“ soll der Anteil der Saudi-Arabier bei den Arbeitnehmern sukzessive erhöht werden. Es scheint in der Masse jedoch noch an gut ausgebildeten, arbeitswilligen saudischen Arbeitskräften zu fehlen. Vielfach wird Know How noch immer in Form ausländischer Experten eingekauft.
Die Planung der kulturellen Freizeitgestaltung gestaltet sich aufgrund des übersichtlichen Angebots für den verwöhnten Berliner unkompliziert. Wie weitgehend bekannt, werden aufgrund staatlicher Restriktionen in Saudi-Arabien keine Theater, Opern- oder Balletthäuser unterhalten. Musik, Instrumente und zugehörige Ausrüstung gibt es in zahlreichen Geschäften zu kaufen. Dennoch bleibt Musik aus der öffentlichen Sphäre der Hauptstadt weitgehend verbannt. Kein Gedudel im Supermarkt, keine Fahrstuhlmusik, keine großen Musikveranstaltungen. Wie auch zu Hause, scheint mir vor Ort ein Trend dahingehend erkennbar, das Freizeitleben vor allem auf Shopping, Treffen mit Freunden im Café und das „Cruisen“ mit dem Auto durch die Stadt zu reduzieren. Diese Entwicklung wird in Riyadh mehr als in heimischen Gefilden durch die mangelnde Vielfalt an kulturellen Veranstaltungen geschürt. Aktive sportliche Betätigung im Freien bleibt während eines Großteils des Jahres aufgrund der hohen Temperaturen unmöglich. Das sehr empfehlenswerte Nationalmuseum sowie die schöne Musmak-Fortress, der einstige Sitz King Abd al-‘Aziz Ibn Sa‘ud’s gehören zu den ersten Anlaufstationen kulturinteressierter Besucher. Außerhalb von Riyadh gibt es zudem die Ruinen des ehemaligen Sitzes der Familie Saud Dir‘iya zu besichtigen, der derzeit aufwendig restauriert wird. Viele beeindruckende Gebäude verteilen sich auf ganz Riyadh und laden zum Fotografieren ein. Soviel vorerst zu den Äußerlichkeiten. „Er“ kann sich in Riyadh frei bewegen. Vier spannende Wochen mit vielen positiven Erfahrungen liegen hinter mir. Zwischen modernen Bauten und gut besuchten Konsumtempeln umherwandelnd, stellt sich trotz gebetszeitangepassten Ladenöffnungszeiten und Kleidervorschriften allmählich die Illusion westlicher Vertrautheit ein. Nur vereinzelt wird der äußerliche Schein durchbrochen und der Besucher bestimmt daran erinnert, dass er im Mutterland der Wahabiya zu Gast ist. Einen tieferen Blick hinter die Kulissen zu werfen und in intensiven Dialog mit der saudi-arabischen Bevölkerung zu treten, stellt sich schwierig dar. Doch hierüber demnächst mehr.
Auf Anfrage noch ein paar Hintergrundinformationen zu meinem Aufenthalt. Bis Ende September arbeite ich noch als Praktikant bei einer deutschen Wirtschaftsorganisation. Wir repräsentieren die deutsche Wirtschaft in Saudi-Arabien und unterstützen deutsche Unternehmen (vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen) beim Markteintritt vor Ort. Das Instrumentarium unserer Arbeit ist vielfältig. Neben der Durchführung von Marktanalysen organisieren wir Delegationsreisen für ausgewählte Branchen, arrangieren individuelle Reisen für interessierte Geschäftsleute, leisten eine erste Rechtsberatung… (für Details mailto: torstenspostbox@gmail.com). Da ich in verschiedene Projekte fest eingebunden bin, reduzieren sich meine Reisen im Land leider auf Wochenendausflüge…
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