Freitag, 18. August 2006

Umfrage im Iran: Jeder Dritte bewundert Amerika, 67% lehnen Existenzrecht Israels ab

Die US-Zeitschrift "Reader´s Digest" hat in einer repräsentativen Umfrage 810 Iranerinnen und Iraner zu ihrer Einstellung gegenüber ihrem Staat, dem iranischen Atomprogramm, Frauenrechten und "dem Westen" befragt. Die Umfrageergebnisse zeigen ein ebenso interessantes wie widersprüchliches Bild von der iranischen Gesellschaft.

Auf der einen Seite gaben 36,6% der Befragten an, die USA seien ein "Musterstaat wegen seiner Freiheiten und Wertevorstellungen", gleichzeitig sind 45,9% der Iraner der Ansicht, die USA seien "ein gefährliches Land, dass Konfrontation und Kontrolle" suche. Interessant ist, dass der Anteil der Amerikafreunde unter Internet-Nutzern und Leuten mit Satelliten-TV überdurchschnittlich ist. Mehr als 60% der Teilnehmer an der Umfrage, die im Mai und Juni dieses Jahres erhoben wurde halten eine miltärische Konfrontation zwischen den USA und dem Iran in den nächsten 10 Jahren für unwahrscheinlich.

Der in der Umfrage aufgestellten These "Der Staat Israel ist illegitim und sollte nicht existieren" stimmten 52% stark und weitere 15% der Iraner teilweise zu. Nur 9% der Befragten lehnten diese Behauptung ab.

Deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer ist der Ansicht, der Iran sollte die dominierende diplomatische und militärische Rolle im Mittleren Osten einnehmen. Gefragt nach den wichtigsten langfristigen Zielen Irans, nannten 41% der Befragten die Reformierung der Wirtschaft, 27,1% die Entwicklung von Nuklearwaffen zur Selbstverteidigung und 22,9% die Ausweitung der bürgerlichen Freiheiten. Unter der ländlichen Bevölkerung gaben nur 3,5% der Umfrageteilnehmer die Entwicklung atomarer Waffen als vorrangistes Ziel der Regierung an. Nur jeder vierte Iraner ist der Ansicht, der Nahe und Mittlere Osten wäre mit der Atommacht Iran ein sichererer Ort.

Ein Drittel der befragten Iraner gab an, dass die persönliche finanzielle Lage schlechter sei als vor vier Jahren. Besonders unter den Über-50-Jährigen ist dieser Anteil proportional groß. 26,9% aller Teilnehmer erklärten, ihnen ginge es finanziell besser als noch 2002.

Nach den persönlichen Freiheiten befragt, gab knapp die Hälfte der Iraner an, dass die Ausweitung der Frauenrechte "äußerst wichtig" sei. Nur 13,% der Teilnehmer sahen dieses Thema als unwichtig an. Gleichzeitig erklärten 36% der Befragten, sie wünschten sich einen Staat, der noch religiöser und konservativer sei, als die Islamische Republik. Bei den unter 34-Jährigen liegt dieser Wert gar bei 38,2%, bei Menschen mit Satellitenfernsehen bei 48,6%. Allerdings wünschen sich 30,7% der Umfrageteilnehmer einen säkulareren und liberaleren Staat, unter den befragten Frauen sagten dies 35%. 15% der Iraner wünschten sich, alles bliebe wie es ist.

Etwa 42% der Befragten erklärten, sie fühlten sich frei, öffentlich und privat ihre Meinung zu sagen, knapp 37% verneinten dies. Nach Angaben von Reader`s Digest beträgt die Fehlertoleranz bei den Umfrageergebnissen 3,5%.

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