Samstag, 20. Dezember 2008

10 MiGs für den Libanon

Russland hat der libanesischen Armee die Lieferung von zehn MiG-29 Kampfjets versprochen. Libanons Verteidigungsminister Elias al-Murr gab sich während seines Moskau-Besuchs selbst überrascht über die russische Offerte. "Das war wirklich eine Überraschung für mich und die libanesische Militärdelegation", erklärte Murr nach seinem Gespräch mit Russlands Verteidigungsminister Anatoli Serdyukov.

Die MiG-29 wird seit 1977 zunächst von der Sowjetunion und seit deren Zerfall von Russland produziert. Die libanesische Luftwaffe soll eine überarbeitete Version erhalten. Über die Bedingungen des Flugzeugdeals wurden bislang keine Einzelheiten bekannt - offenbar wollen die Russen die MiGs den Libanesen aber kostenlos überlassen.

Dennoch ist derzeit fraglich, ob das Geschäft für Libanons Armee wirklich lohnenswert ist. Bislang verfügen ihre Luftstreitkräfte lediglich über einige Kampfhubschrauber und zwei Kampfjets vom Typ Hawker Hunter aus den 60er Jahren. Weil diese Modelle in heutigen Kriegen nicht konkurrenzfähig sind, blieben die Flugzeuge in den vergangenen Kriegen mit Israel am Boden - auch deshalb ist die Luftwaffe bisher ein beliebtes Ziel angehender libanesischer Berufssoldaten.

Dementsprechend groß ist auch der Nachholbedarf der libanesischen Armee. Heute ist in ihren Reihen kein einziger Pilot, der in der Lage wäre eine MiG-29 zu steuern. Das Abkommen zwischen Russland und dem Libanon sieht offenbar vor, dass 30 Piloten und etwa 100 Mechaniker in einer mehrmonatigen Ausbildung die nötigen Kenntnisse in Russland erwerben. Die Kosten für das Training und den Erhalt der MiGs sind vom libanesischen Staat zu tragen.

Ob diese langfristigen Ausgaben wirklich lohnend sind, erscheint fraglich. Denn auch durch den Kauf von 10 MiGs ist die libanesische Armee weit davon entfernt ein militärisches Gleichgewicht mit seinen Nachbarländern Syrien und Israel zu erreichen. Israel etwa verfügt über circa 350 Kampfjets vom Typ Lockheed F-16, die der MiG-29 gegenüber als überlegen gelten.

So erscheint dieses Militärgeschäft in erster Linie ein russischer PR-Gag zu sein. Die russische Armee überlässt den Libanesen 10 Kampfjets, die sie andernfalls wohl alsbald hätte verschrotten müssen. Gleichzeitig macht sie ihren Einfluss auf den Libanon geltend, ein Land in dem die USA nur schwer Fuß fassen.

Die Amerikaner äußerten sich zurückhaltend zu dem russisch-libanesischen Deal, der die "starke" Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für den libanesischen Staat zeige. Die USA versprachen der libanesischen Armee unterdessen eine nicht genauer bezifferte Zahl von M-60-Kampfpanzern - ein Modell, das die US-Armee selbst seit über 15 Jahren nicht mehr verwendet.

Eine der Prämissen amerikanischer Militärpolitik gegenüber dem Libanon bleibt damit unverändert. Ihr Ziel ist es, die libanesische Armee so auszurüsten, dass sie es irgendwann einmal mit der Hizbollah aufnehmen kann. Die militärische Überlegenheit Israels bleibt unangetastet.

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