Hier eine kurze Beschreibung der Kandidaten:
- Mohamed Aboutrika: Ägyptischer Fußballer, der als Mittelfeldregisseur sein Nationalteam zum Gewinn des Afrika-Cups und seinen Klub al-Ahly Kairo zum Sieg der Afrikanischen Champions League geführt hat. Während des Afrika-Cups im Februar zeigte der studierte Philosoph ein T-Shirt mit dem Slogan"Sympathize with Gaza" und sorgte damit für Aufsehen über den Fußballplatz hinaus. Momentan ist Aboutrika für die Wahl zu Afrikas Fußballer des Jahres 2008 nominiert.
- Nancy Ajram: Libanesische Sängerin, die in diesem Jahr die meisten Platten im Nahen Osten verkauft hat. Im Juli 2008 veröffentlichte die 25-Jährige nach zwei Jähriger Pause ihr siebtes Studioalbum, für das sie im November mit dem World Music Award ausgezeichnet wurde. Neben ihren Musikvideos ist sie seit Jahren als Werbeträgerin für CocaCola in der gesamten arabischen Welt berühmt.
- Bashar al-Assad: Syrischer Präsident, der sein Land in diesem Jahr schrittweise aus der Isolation geführt hat und direkte Friedensverhandlungen mit Israel anstrebt. Nachdem Assad vor einem Jahr im Westen noch als Pariah galt, gaben sich in diesem Jahr westliche Vertreter in Damaskus die Klinke in die Hand. Im Juli war er Gast von Sarkozys Mittelmeergipfel in Paris. Im kommenden Jahr dürfte auch ein US-Botschafter wieder sein Amt in Damaskus antreten.
- Ibrahim Eissa: Ägyptischer Journalist und Herausgeber der regierungskritischen Zeitung al-Dustur. In diesem Jahr wurde Eissa wegen seiner kritischen Berichterstattung zunächst zu einer Haftstrafe verurteilt, später jedoch begnadigt. 32 Verfahren gegen ihn sind noch anhängig. Für seine Arbeit und sein entschlossenes Eintreten für die Pressefreiheit wurde ihm in Beirut kürzlich der Samir Kassir-Preis verliehen.
- Muhammad ibn Rashid al-Maktoum: Emir von Dubai und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate. Unter seiner Führung wurde Dubai zu einem Drehpunkt der Globalisierung mit wachsender Bedeutung für Handel, das Finanzwesen und den internationalen Tourismus. al-Maktoum gilt als Vorbild für die künftige Generation arabischer Staatsmänner.
- Nouri al-Maliki: Irakischer Ministerpräsident, der in diesem Jahr an Profil und Macht gewann. Vor einem Jahr noch von vielen abgeschrieben, sitzt Maliki nach wie vor fest im Sattel. Zunehmend gelang es ihm sich als nationaler Herrscher über alle Iraker unabhängig von ihrer Religion zu positionieren. Mit der US-Regierung handelte er ein Sicherheitsabkommen aus, das einen Abzug der US-Armee bis 2011 vorsieht.
- al-Walid ibn Talal Al Saud: Saudischer Prinz und reichster Araber. Auch wenn Prinz al-Walid in diesem Jahr mehrere Milliarden US-Dollar verlor, spielt er eine Schlüsselrolle in der Weltwirtschaft. Er ist der größte ausländische Investor in den USA, hält Anteile an der Citigroup und Apple. Daneben gehört ihm das Fernsehunternehmen Rotana, eines der zuschauerstärksten arabischen Netzwerke. "Modernisierung ohne Verwestlichung" lautet seine Vision für den Nahen Osten.
- Michel Suleiman: Libanesischer Präsident, der seit Mai 2008 ein lange vakantes Amt innehat. Seit seiner Wahl hat der ehemaliger Chef der libanesischen Armee an Statur gewonnen und zur Annäherung an Syrien beigetragen. In der libanesischen Innenpolitik gelang es ihm, sich als unabhängige Stimme zu profilieren, die sich nicht vom Machtkampf zwischen den rivalisierenden Lagern, gerade innerhalb der libanesischen Christen, vereinnahmen lässt.
- Hamad bin Jassim bin Jabr Al Thani: Premier- und Außenminister von Qatar, der die treibende Figur hinter dem wachsenden Einfluss des Emirats auf die Politik in der Region ist. Unter seiner Führung handelten die rivalisierenden libanesischen Fraktionen im Mai ein Abkommen aus, das die Krise im Libanon vorerst beilegte. Unter seiner Führung hält Qatar gute Beziehungen zu Syrien und Saudi-Arabien und - wenn auch im geheimen - Kontakte zu Israel.
- Muntazir al-Ziadi: Irakischer Journalist, der am 15. Dezember während einer Pressekonferenz in Bagdad George Bush mit Schuhen bewarf. Seither ist er in Haft. Nach Aussagen eines Richter wurde Zaidi verletzt. Ihm drohen laut einem Gesetz, das noch zu Zeiten des Baath-Regimes erlassen wurde, wegen "Aggression gegen einen ausländischen Staatschef" bis zu 15 Jahre Haft.
1 Kommentar:
Gute Idee und eine interessante Zusammenstellung. Die Tatsache, dass die einzige Frau auf der Liste eine Popsängerin ist, sagt ja schon einiges zum Stand der Gleichberechtigung im Nahen Osten aus.
Ich habe Ibrahim Eissa gewählt. Leute wie ihn bräuchte es mehr in den arabischen Ländern.
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