Tausende Menschen in Darfur sind in den letzten Jahren verschleppt und versklavt worden. Die von Sudans Regierung unterstützten Janjaweed-Milizen haben mit Unterstützung der sudanesischen Armee systematisch Menschen entführt um sie in den von ihnen kontrollierten Gebieten zur Zwangsarbeit einzusetzen und sexuell zu missbrauchen.
Dies geht aus einem 28-seitigen Bericht hervor, der gestern vom Darfur Consortium, einem 2004 gegründeten Bündnis von 50 Nichtregierungsorganisationen, vorgestellt wurde. Die Studie basiert auf Feldforschungen, die seit 2006 in den drei Teilprovinzen Nord-, Süd- und Westdarfur durchgeführt wurden. Die Autoren besuchten zum Einen die Gebiete aus denen Menschen verschleppt wurden, zum Anderen führten sie Gespräche mit Flüchtlingen und Opfern von Entführungen. Daneben wurden Sekundärquellen ausgewertet.
Die große Mehrheit der Verschleppten gehören den nicht arabischsprechenden Volksgruppen der Fur, Massaliet und Zagawa an. Entführte Mädchen und Frauen werden häufig vergewaltigt, zwangsverheiratet und sexuell versklavt. Die verschleppten Männer werden zumeist für die Feldarbeit oder als Hirten eingesetzt. Insgesamt geht die Zahl der Entführungsopfer vermutlich in die Tausende, die meisten von ihnen sind Frauen und Mädchen. Die Verschleppten werden zumeist in die Teile Darfurs gebracht, die unter Kontrolle der sudanesischen Armee und der Janjaweed-Milizen stehen.
Nach Ansicht des Darfur Consortiums sind die Entführungen Teil einer breiter angelegten Strategie nicht arabophone Bevölkerung Darfurs aus ihrer Heimat zu vertreiben und ihrer Stelle arabische Nomaden dort anzusiedeln. Der Streit um den Besitz von Feldern und Weideflächen steht im Zentrum des Konflikts der seit Jahrzehnten schwelt und seit 2003 eine bislang nicht gekannte Intensität erlebt.
Laut der Einschätzung der Autoren trägt die sudanesische Regierung die direkte Verantwortung für die ethnischen Säuberungen in Darfur - ein Einschätzung, die vom Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno-Ocampo, geteilt wird. Das Regime in Khartoum unterstützt die verantwortlichen Milizen, weigert sich die Verbrechen zu stoppen und leugnet die Tatsache, dass überhaupt Entführungen an der Tagesordnung sind.
Die Blaupause für diese Taktiken habe der sudanesische Bürgerkrieg zwischen 1983 und 2005 geliefert. Auch in diesem Konflikt verschleppten die von Khartoum unterstützten Murahaleen-Milizen mehr als 14000 Zivilisten aus dem Südsudan. Niemand wurde für die Entführungen je zur Verantwortung gezogen.
Um die von Sudans Regierung geförderten Menschenrechtsverletzungen zu stoppen, sei es unerlässlich, dass das Mandat der UNAMID, der hybriden Friedenstruppen aus UN und Afrikanischer Union gestärkt wird. Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch die Bereitschaft der internationalen Staatengemeinschaft einen Beitrag zum Gelingen der UNAMID-Mission zu leisten, der über bloße Symbolik hinausgeht.
Donnerstag, 18. Dezember 2008
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