Der deutsch-ägyptische Student Philip Rizk ist am Freitag in Kairo von der ägyptischen Staatssicherheit festgenommen worden und wird seither an einem unbekannten Ort festgehalten. Der 26-Jährige hatte in den letzten Wochen mehrere Solidaritäts-Kundgebungen für die Palästinenser in Gaza organisiert. Dort, wie auch auf seinem Blog, kritisierte er scharf die Politik der ägyptischen Regierung. Dies wurde ihm nun offenbar zum Verhängnis. Die genauen Umstände seiner Verschleppung werden hier dokumentiert.
Ich traf Philip Rizk im vergangenen Jahr persönlich bei einer Ausstellungseröffnung in Kairo, wo er kurze Dokumentarfilme zeigte, die er im Gazastreifen gedreht hatte. Rizk hatte selbst von 2005 bis 2007 in Gaza gelebt und studiert derzeit an der American University Cairo. Damals erzählte mir Philip, dass er weitere Reisen und Filmprojekte in Palästina plante.
Die deutsche Botschaft in Kairo bemüht sich um Philip Rizks Freilassung. Dass er mit der Familie des deutschen Botschafters befreundet ist, könnte den Druck auf die ägyptischen Behörden erhöhen. Hoffen wir, dass Philip Rizk bald auf freien Fuß kommt.
Update, 9. 2. 23:14: In der letzten Nacht durchsuchten Beamte der ägyptischen Staatssicherheit die Wohung der Familie Rizk. In die Wohnung von Philips Schwester brachen Beamte in ihrer Abwesenheit ein und nahmen I-Pod, Kameras und Unterlagen mit sich.
Update, 11.2. 10:58: Philip Rizk ist in der vergangenen Nacht freigelassen worden. Er ist bei seiner Familie und es geht ihm gut.
Sonntag, 8. Februar 2009
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28 Kommentare:
Manuelles Trackback http://www.claudiakilian.de/2009/02/08/freiheit-fur-philip-rizk/
Phil ist wahrscheinlich mit der Muslimbruderschaft verbunden. Das gibt Aegypten immer noch kein Recht, ihn einfach verhaften zu lassen. Aber ein bisschen mehr als nur Kritik an aegyptischer Politik steckt moeglicherweise schon dahinter.
Ruth,
bist du im Besitz irgendwelcher Beweise oder Indizien, die deine gewagte Behauptung stützen?
Es reicht, Phils Texte zu lesen, um zu wissen, dass er als Islamist richtig beschrieben ist. Mein diesbezuegliche Meinung stammt lange vor seiner Verhaftung.
@Ruth: ich habe einige Artikel von Philip in letzter Zeit überflogen und sehe keine Hinweise dafür, ihn als Islamisten zu bezeichnen.
Wie immer wäre es schön, wenn du deine Urteile anhand von Texten belegen könntest.
Christoph,
er identifiziert sich mit Hamas und gibt deren Propagandaluegen voellig unkritisch weiter.
Ich habe jetzt noch einmal seine Artikel ueberflogen und sehe keinen Text, der irgendwie vermitteln wuerde, dass er Hamas kritisch gegenueber stuende.
Das war ich, wieder mal schnell geklickt.
Also Ruth, immer und immer wieder:
Dikreditierung über Diffamierung.
Welche Texte meinst du, bitte zitieren und eine ausführliche Textanalyse hinlegen. Dann nehm ich dich ernst.
Sowas, immer das gleiche Muster.
Also: Her mit dem Material und der Exegese!!!
Schöne Grüße aus dem staubigen und wenig freiheitlichen Ägypten.
Also, Philip Rizk scheint ziemlich einseitig "pro-palästinensische" (in Anführungszeichen, da ich den Begriff, genau wie "pro-israelisch" für irreführend halte) Standpunkte zu vertreten und aus dieser Sicht heraus eine gewisse Sympathie mit der Hamas als Widerstandsorganisation zu hegen, aber daß er islamistische Vorstellungen einer gerechten Gesellschaftsordnung hegt, dafür habe ich keinerlei Anzeichen gefunden.
Wie meinst du das mit dem "irreführend"? Versteh ich nicht so richtig.
Aber was häufig leider der Fall ist, ist dass die Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung mit einer sehr unkritischen Sicht der Hamas einhergeht. Als ob, wenn man die Hamas kritisiert, gleich das Leiden der Bevölkerung entwertet.
Seufz, wo sind die klassenbewussten emanzipatorischen sozialen Visionen?
@Ruth: soweit ich weiß ist Philip übrigens Christ.
Soviel zum Islamismusvorwurf ;-)
Nun, dass würde Ruth nicht unbedingt widerlegen.
Die Begriffe "pro-israelisch" oder "pro-palästinensisch" und ihre Verwendung zu diskutieren würde hier wahrscheinlich den Rahmen sprengen. Kurz gesagt habe ich damit folgende Schwierigkeiten:
Landläufig versteht man unter "pro-palästinensisch" meistens, Verantwortung für Gewalt und Mißstände Israel zuzuschreiben und palästinensische Forderungen, auch sehr weitgehende, als legitim zu betrachten und ich halte es für zweifelhaft, ob diese Sichtweise letztlich den Interessen der Palästinenser dient (analog gilt dasselbe für das Label "pro-israelisch").
@Bruno,
ja das ist schlüssig und entspricht meiner Meinung.
Merci!
Laut SPON ist Philip Rizk "tief gläubiger Christ".
Er mag sich mit den Palästinensern in Gaza solidarisieren und hat sich zugegebenermaßen bisweilen wohlwollend gegenüber der Hamas geäußert, sie an anderer Stelle auf seinem Blog aber auch kritisiert.
Phil Rizk mag vieles sein - ein Islamist ist er mit Sicherheit nicht.
Offenbar ist er nicht nur in Haft, sondern auch ganz in den Wirren des Polizei- und "Sicherheits"apparats der ägyptischen Diktatur entschwunden:
http://www.jungewelt.de/2009/02-11/027.php
Da kann man nur Hoffen und Beten, dass er im Gegensatz zu anderen Regimekritikern nicht für immer verschwindet!
Liebe Ruth, lieber Anonym, liebe Alle,
ich bin Ägypterin und möchte hier nur eine falsche Information korrigieren, Philip kann weder mit den moslemischen Brüdern noch mit Hamas verbunden sein, da er Christ ist.
Aus Euren Diskussionen kann genau das erlesen was oft passiert, und zwar ohne Beweise und Recherche einfach seine Meinung zu geben.
Zu Philips Meinungen, da braucht man nicht mit Hamas oder mit den moslemischen Brüdern verbündet zu sein, um zu begreifen, wie die Palastinänser leiden.
Es ist doch voellig egal, aus welchem Lager er kommt. Er wurde verhaftet, weil er sich getraut hat, zu wiedersprechen. Jeder sollte das Recht auf Meinungsfreiheit ausueben koennen, ohne Folter fuerchten zu muessen.
Uebrigens kann ich euch auch gleich die gute Nachricht ueberbringen, dass Philip gestern freigelassen wurde.
Er befindet sich jetzt in der Obhut seiner Familie.
Danke für die gute Nachricht, daß er frei ist (und dafür, daß wir es durch dich eine Stunde vor SpOn wussten ;-) .
Traurig ist es natürlich, zu wissen, daß wir von alledem nie etwas erfahren hätten, wenn er keinen deutschen Pass hätte...
Die Diskussion um die Zuschreibung Islamist gehört m.E. nicht wirklich hierhin, aber interessant ist die Frage schon, ob ein Nicht-Muslim, der sich stark mit politischen Zielsetzungen des Islamismus identifiziert, als Islamist gelten kann. Die Frage ist nicht bloß theoretisch, wenn man bedenkt, daß z.B. in Ägypten Kopten durchaus bei den Muslimbrüdern mitarbeiten.
@Bruno
Ich gebe dir wie fast immer Recht.
Aber ich sehe einen Unterschied zwischen der religiösen Zugehörigkeit Philips, die nun wirklich niemanden etwas angeht und total irrelevant ist und seiner politischen Argumentationsstruktur. Ich finde nicht, dass er "islamistisch" argumentiert. Bin aber der Meinung, dass ich auch einen tief gläubigen Christen gegebenenfalls als Islamisten bezeichnen kann.
Und bei alledem geht es erst einmal wirklich um die fehlende Meinungsfreiheit in Ägypten und irgendwie natürlich auch wie es den möglich ist, dass unsere demokratische, freiheitliche, pluralistische und fortschrittliche Gesellschaft diese Regierung unterstützt. Aber das ist eher eine rhetorische Frage.
Grüße aus Kairo
Naja, warum sollte es keine islamistischen Christen geben? Es gibt ja auch zionistische Christen würde mir da als erstes einfallen. Aber ich wäre da eher vorsichtig und würde nicht alles in einen Topf werfen das kongruente Ziele hat
Ich denke, dass man Philip Rizk nicht gerecht wird, wenn man ihn als Islamisten bezeichnet.
Natürlich gibt es in Ägypten Christen, die mit den Muslimbrüdern aktiv zusammenarbeiten. Dies ist jedoch zuallererst der innenpolitischen Lage und der Krise der liberal-säkularen Opposition geschuldet. Die Muslimbrüder sind nun mal die am besten organisierte Oppositionsbewegung im Land.
Parteien wie al-Wafd und al-Ghad werden seit Jahren gegängelt, schikaniert oder sie zerfleischen sich gegenseitig. Die Inhaftierung Ayman Nours unter fadenscheinigen Gründen hat ausgereicht, um die Ghad-Partei praktisch in der Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen. Und von der Kefaya-Bewegung ist auch nicht mehr viel zu sehen.
Dass sich vor diesem Hintergrund und dem Mangel an Alternativen Christen den Muslimbrüdern zuwenden, kann kaum verwundern.
Was ist eigentlich falsch daran, dass sich oppositionelle Christen und Muslime gegen einen Diktator zusammenschliessen oder zumindest zusammenarbeiten
Hier äußert sich jemand hinsichtlich Rizk's Engagement für Gaza, der ihn persönlich kennt:
"This is a guy who, mind you, didn't advocate armed resistance in Ghaza, didn't support Hamas, didn't even demand retaliation for what happened. All his work is about non-violent resistance and activism. And that was enough for the egyptian authorities to make an example out of him."
http://www.sandmonkey.org/2009/02/08/free-philip-rizk-now/
"Was ist eigentlich falsch daran, dass sich oppositionelle Christen und Muslime gegen einen Diktator zusammenschliessen oder zumindest zusammenarbeiten"
Bist du so blöd oder tust du nur so? Die Muslimbruderschaft ist ja bekanntlich urdemokratisch. Und den Kopten geht's in Ägypten auch ganz prima.
@Anonymous
Woher stammt eigentlich deine Idee, dass die Muslimbrüder urdemokratisch sind?
Und es geht nich darum, dass sich Muslime und Kopten aufgrund ihrer vermeintlichen Unterdrückung anhand religiöser Tendenzen oder Zugehörigkeiten zusammenschließen sondern um Fragen der demokratischen und gegebenenfalls wirtschaftlichen Situation. Kefaya ist dafür ein Beispiel. Ich entecke keinen Widerspruch in der von dir bemängelten Aussage.
Abgesehen davon, dass Nat die Bemerkung schon beantwortet hat, gehe ich auf beleidigende Komentare grundsätzlich nicht ein. Ein Mindestmass an Respekt gehört zu einer Diskussion dazu
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