Verwirrung herrscht über die Umstände eines Rebellenangriffs auf Sudans Hauptstadt Khartoum am vergangenen Wochenende. Offenbar hatten sich mehrere hundert Kämpfer der "Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit" (JEM) aus Darfur am Samstag Gefechte mit der sudanesischen Armee geliefert. Die Kämpfe ereigneten sich in Omdurman, der Schwesterstadt Khartoums am Westufer des Nils.
Die JEM bestätigte unterdessen, dass es Ziel des Angriffs gewesen sei, Staatschef Umar al-Bashir zu stürzen. Gleichzeitig räumte die Bewegung ihre Niederlage ein. Man habe zwar eine Schlacht verloren, "aber nicht den Krieg", so eine Stellungnahme der Rebellengruppe gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Der Kampf gegen Sudans Regierung werde solange fortgesetzt, bis eine zufrieden stellende Lösung für den Darfur-Konflikt gefunden worden sei.
Völlig unklar ist bislang wie es den vermutlich mehr als 1000 JEM-Kämpfern gelungen ist, unerkannt mit mehreren hundert Fahrzeugen aus der Kriegsregion Darfur in die Nähe der Hauptstadt Khartoum zu gelangen, die mehr als 1000 Kilometer entfernt liegt.
Nach offiziellen Angaben der sudanesischen Behörden wurden mehr als 200 Menschen bei den Kämpfen am Wochenende getötet, unter ihnen mehr als 100 Soldaten und Polizisten. Diktator Bashir beschuldigte das Nachbarland Tschad und Israel der Komplizenschaft bei dem Angriff auf Khartoum. Staaten in denen die JEM Repräsentanzen unterhält, etwa Großbritannien und Libyen, wurden aufgefordert die Rebellenbewegung auf die Liste terroristischer Gruppen zu setzen und ihre Vertreter auszuliefern. Für Hinweise zur Ergreifung des JEM-Anführers Khalil Ibrahim wurde eine Belohnung von 250000 US-Dollar ausgesetzt.
In den Tagen nach dem Rebellenangriff in Omdurman nahm die Polizei mehr als 300 angebliche Verdächtige fest. Der Bekannteste unter ihnen ist Hassan al-Turabi, Mentor der islamistischen Bewegungen im Sudan. Turabi ist ein langjähriger Weggefährte von Staatschef Bashir, überwarf sich in den 90er Jahren jedoch mit selbigem und verbrachte seither mehrere Jahre im Gefängnis. Turabi wurde nach wenigen Stunden freigelassen, andere Führungsfiguren seiner Kongress-Partei sind noch immer inhaftiert.
Nach seiner Freilassung verglich der 75-Jährige das sudanesische Gefängnis mit dem Lager in Guantanamo. "Die Leute werden hier eingesperrt. Warum lassen wir sie nicht frei, wie es die Amerikaner tun?"
Wenig gutes lassen die jüngsten Entwicklungen für die von Krieg und Vertreibung heimgesuchte Provinz Darfur erwarten. Es ist anzunehmen, dass die sudanesische Regierung und die mit ihr verbündeten Milizen ihre Angriffe nun weiter intensivieren werden. In der Vergangenheit reagierte Khartoum auf Rebellenangriffe mit Übergriffen auf Zivilisten in Darfur.
Mittwoch, 14. Mai 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen