Dienstag, 30. Mai 2006

Sudan: Amnestie für Alkohol produzierende Frauen

Sudans Präsident Umar al-Bashir hat verfügt, dass alle Frauen die wegen der Herstellung alkoholischer Getränke im Gefängnis sitzen, freigelassen werden sollen. Wie der sudanesische Innenminister Aliyu Ayeeni Aliyu, Mitglied der ehemaligen südsudanesischen Rebellenbewegung SPLM am Montag gegenüber Reuters erklärte, solle mit der Entscheidung der Teufelskreis durchbrochen werden, der Bürgerkriegswitwen zum Brauen vom Alkohol zwinge um ihre Familien zu ernähren.

"Es gibt ein Dekret, alle Frauen freizulassen, die für die Produktion hausgemachten Alkohols verurteilt wurden. Dies ist ein Dekret des Präsidenten Omar Hassan al-Bashir.", so der Innenminister am Abend. Allein im größten Frauengefängnis des Sudan in Ondurman befinden sich zwischen 800 und 1100 Gefangene, die meisten von ihnen sind Frauen aus dem Süden des Landes, die vor dem Jahrzehnte währenden Bürgerkrieg flohen.

Viele der Frauen, ein Großteil von ihnen ist verwitwet, produzieren und verkaufen Alkohol um ihre oft zahlreichen Kinder zu ernähren. Im Sudan sind diese Getränke als "Aragi", einem starken Schnaps der aus Datteln hergestellt wird und dem im Nahen Osten beliebten Arak ähnelt, oder "Marissa", einem bierähnlichen Gebräu auf der Basis roter Hirse, bekannt. Nach dem im Sudan geltenden Recht der Scharia ist die Herstellung und der Verkauf von Alkohol seit 1983 verboten. Der Konflikt um den Alkohol war ein Grund für den Bürgerkrieg zwischen der muslimisch-dominierten Zentralregierung in Khartoum und dem christlich und animistisch geprägten Süden, der das Alkoholverbot ablehnte.

Daher darf die Verfügung des Autokraten Bashir als Zeichen des guten Willens gegenüber seinen Partnern aus dem Südsudan gewertet werden, mit denen er seit dem Friedensschluss im vergangenen Jahr eine Koalitionsregierung bildet. Im Friedensabkommen wurde die Scharia für den südlichen Teil des Landes weitgehend aufgehoben und formal die religiöse Freiheit für das gesamte Land geltend gemacht. Gleichwohl werden die Rechte der Nicht-Muslime in den Elendsvierteln der Hauptstadt Khartoum weiterhin missachtet und Verhaftungen von Männern für die Herstellung von Alkohol finden weiterhin statt.

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