Iraks Hauptstadt Baghdad wird mehr und mehr zu einer gesetzeslosen Stadt, in der marodierende Milizen das Recht in die eigenen Hände nehmen - zu diesem verheerenden Fazit kommt ein Bericht der irakischen Tageszeitung "az-Zaman", der sich teilweise wie ein verzweifelter Hilferuf liest.
Weder die US-Truppen noch die irakische Armee seien in der Lage dem Chaos Einhalt zu gebieten, die Zahl der täglichen Geiselnahmen und Attentate hat ein bislang unvorstellbares Ausmaß angenommen, so das Blatt weiter.
Erst kürzlich sei mit Lameh Omar ein hochrangiger Berater der Verteidigungsministers entführt und wenig später ermordet worden. Im Stadtviertel Doura hätten Bewaffnete mehrere Häuser gestürmt und die jungen Männer der Familien mitgenommen. Deren verstümmelte Leichen habe man dann später auf einem Platz im gleichen Stadtteil zurückgelassen.
Der Großteil der täglichen Grausamkeiten in Baghdad bleibt nach Einschätzung von "az-Zaman" von der Öffentlichkeit unentdeckt, auch weil ausländische Journalisten ihre hochgesicherten Hotels aus Furcht vor Anschlägen selbst praktisch nicht verlassen können.
Die Situation in der 6-Millionen-Einwohner-Metropole verschlimmere sich mit jedem Tag. Ethnische, genauer: religiöse, Säuberungen ungeahnten Ausmaßes finden in Bagdad statt. Verbrechen von Sunniten an Schiiten und umgekehrt sind an der Tagesordnung, ganze Stadtviertel würden von Mitgliedern der jeweils anderen Glaubensrichtung "gesäubert".
Erst gestern hatten Äußerungen von UN-Generalsekretär Kofi Annan für Aufsehen gesorgt, in denen er erklärt hatte, die Lage im Zweistromland sei schlimmer als in einem Bürgerkrieg und den Irakern gehe es im Durchschnitt heute schlechter als in der Diktatur Saddam Husseins.
Ähnlich pessimistisch lesen sich auch die letzten Zeilen des az-Zaman-Artikels: "Und es gibt immer noch kein Ende am Ende des Tunnels und die hilflosen Einwohner sind pessimistischer über ihre Zukunft als jemals zuvor."
Dienstag, 5. Dezember 2006
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