Freitag, 22. Dezember 2006

Libanon: Sprengstoff-Funde bei pro-syrischer Partei

Die libanesische Polizei hat gestern bei einer Razzia gegen eine pro-syrische Partei Sprengstoff und Zeitzünder zum Bau von Bomben sichergestellt. Sieben Mitglieder der Syrischen Sozialen Nationalistischen Partei, deren Häuser im Norden Libanons von den Sicherheitskräften durchsucht worden waren, wurden festgenommen.

Parteichef Ali Qanso räumte den Besitz der Waffen ein und erklärte diese habe man seit der israelischen Invasion Anfang der 1980 Jahre "für den Fall des Falles" aufbewahrt. Gleichwohl sei die SSNP das Opfer einer Kampagne gegen pro-syrische Kräfte im Libanon, so Qanso weiter: "Wir sind keine Miliz und keine Partei der Mörder. Wir sind eine Widerstandsgruppe." Später fügte der SSNP-Chef hinzu: "Wir haben verschiedene Methoden des Widerstands zu denen auch die Benutzung von Sprengstoffen gehört."

Angesichts der momentanen Sicherheitslage im Libanon sei es für die Parteimitglieder notwendig zum eigenen Schutz Waffen zu tragen. "In jedem libanesischen Haus und in jeder libanesischen Region gibt es Waffen. Warum sollte unsere Partei eine Ausnahme machen?"

Die SSNP wurde 1932 in Beirut vom griechisch-orthodoxen Journalisten und Schriftsteller Antun Saadeh gegründet. Sie tritt seither für die Bildung eines groß-syrischen Nationalstaats auf dem Gebiet des heutigen Libanon, Syrien, Israel/Palästina, Jordanien, der Sinai-Halbinsel,Zypern, Irak, Kuwait sowie der türkischen Hatay-Provinz ein (siehe Wikipedia-Grafik). In Syrien gehört die Partei seit 2005 der von der Baath-Partei geführten "Nationalen Fortschrittsfront" an und ist mir etwa 90000 Mitgliedern die zweitstärkste politische Kraft im Land.

Im Libanon ist die Zahl ihrer Anhänger deutlich geringer. Gegenwärtig ist die SSNP mit zwei Abgeordneten im Parlament vertreten. Die Partei gehört zum pro-syrischen Block um Hizbollah, Amal sowie die "Freie Patriotische Bewegung" von Michel Aoun und beteiligt sich an den gegenwärtigen Massenprotesten im Zentrum Beiruts, die den Sturz von Ministerpräsident Fuad Siniora herbeiführen wollen.

Die Polizei-Razzia sei daher, so argumentiert die SSNP, gezielt durchgeführt worden, um das Oppositionslager zu diskreditieren. Im Grunde sei die Polizeiaktion daher nur Ausdruck der "Frustration" der Regierung, so Marwan Fares, Parlamentsmitglied für die SSNP gegenüber dem Daily Star.

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