Montag, 29. Dezember 2008

Gegossenes Blei - Gedanken zu Gaza

In den vergangenen 60 Jahren hat Israel tausende Häuser im Libanon und den palästinensischen Gebieten dem Erdboden gleichgemacht - sicherer wurde das Land dadurch nicht. Wenig spricht dafür, dass sich daran etwas durch die Operation Gegossenes Blei im Gazastreifen ändern wird.

15 Menschen wurden seit 2001 durch palästinensischen Raketenbeschuss auf Israel getötet. Über 300 Tote werden nach drei Tagen Krieg im Gazastreifen gezählt, nach UN-Angaben sind unter ihnen 56 Zivilisten. In der blutigen Geschichte des Palästinakonfliktes gab es keinen Tag, an dem mehr Tote gezählt wurden, als am Sonntag. Die israelische Militäraktion als verhältnismäßig zu bezeichnen fällt schwer.

Dabei scheint bisher aus Sicht der israelischen Armee alles planmäßig verlaufen zu sein. Die Hamasführung wurde von den Luftangriffen während der Operation Gegossenes Blei am Samstag offenbar überrascht. Und dennoch erscheinen die von Israels Politikern und Militärs ausgerufenen Kriegsziele unrealistisch.

Qassam-Raketen sind einfach herzustellen - wie Israel ihre Herstellung und ihren Abschuss künftig unterbinden will bleibt im Unklaren. Möglich erscheint dies nur durch eine Bodenoffensive und die erneute Besetzung des Gazastreifens. Wahrscheinlich entspricht dies genau dem Kalkül der Hamas, die die Besatzer dann in einen blutigen Guerillakrieg verwickeln kann.

Noch unrealistischer erscheint das zweite von Israels Vize-Regierungschef Chaim Ramon ausgerufene Ziel, die Hamas zu stürzen. Die anhaltende Bombardierung Gazas wird ihre Bürger nur weiter in die Arme der Islamisten treiben. Die Hamas besitzt im Nahen Osten genügend finanzstarke Unterstützer, die die Bewegung weiterhin am Leben und an der Macht in Gaza halten werden.

Schon mit der Bombardierung und Invasion des Südlibanon im Juli 2006 erreichte Israels Armee keines ihrer Kriegsziele. Die Hizbollah wurde politisch gestärkt, ist mittlerweile an der Regierung in Beirut beteiligt und wird weiterhin als Widerstandsgruppe und Schutzmacht des Südlibanon akzeptiert und respektiert.

Auch wenn Israel in seinen offiziellen Verlautbarungen ein anderes Bild zu vermitteln versucht - dieser Krieg gegen die Hamas wird nicht der letzte bleiben. Irgendwann, wahrscheinlich wenn dieser Krieg mehr als 1000 Tote auf Seiten der Palästinenser gefordert hat, wird der Druck auf Israels Regierung so groß sein, dass sie einem Waffenstillstand zustimmen wird. Ob der Süden Israels, in dem ein normales öffentliches Leben aus Angst vor den palästinensischen Raketen kaum noch möglich war, danach sicherer ist, wird die Zukunft zeigen.

In jedem Fall wird auch dann die Abriegelung des Gazastreifens fortgesetzt, werden noch mehr Kinder unterernährt sein, wird sich der Lebensstandard weiter dem Somalias oder Haitis annähern. Die Hamas und die Bewohner Gazas haben in einem Krieg mit Israel dann noch weniger zu verlieren.

Verhandlungen mit der Hamas lehnen Israel und die USA weiterhin ab. Militärische Gewalt allein wird den Raketenbeschuss aus Gaza jedoch nicht stoppen.

27 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo CSydow,

Deine (und nicht nur Deine) Verwendung des Schlagworts "Verhaeltnismaessigkeit" unterliegt einem Irrtum. Kriegsvoelkerrecht definiert Verhaeltnismaessigkeit nicht als die Ratio der Opfer auf beiden Seiten, sondern als das Verhaeltnis der eingesetzten Mittel zum angestrebten Ziel.

Israels Ziel ist es, die eigene Abschreckung wieder herzustellen. Da Kassamraketen technisch kaum zu verhindern sind, kann nur der politische Wille, sie auf Israel abzufeuern, beeinflusst werden = Abschreckung. Dem Ziel Abschreckung ist ein massiver Schlag "shock and awe" sehr angemessen. Die Verhaeltnismaessigkeit laut KVG gewahrt.

Die UN-Angaben zu den getoeteten Zivilisten muessen mit Vorsicht genossen werden. Sie beruhen auf pal. Angaben und da wird jeder Tote zum Zivilisten, wenn er nicht dummerweise in Uniform war.

Was die Unterstuetzung der Hamas im arabischen Raum angeht: So grossartig ist das nicht. Ausser der Achse Iran-Syrien-Hisbollah scheint sich niemand fuer sie aus dem Fenster zu haengen.

Bis jetzt sind keine Kinder im Gazastreifen unterernaehrt, das ist alles pal. Propaganda, die regelmaessig wiederlegt wird.

Kannst Du mir mal auseinandersetzen, warum Hamas Deiner Meinung nach eigentlich in den anderthalb Jahren, die sie den Gazastreifen kontrolliert, unbedingt tausende Raketen auf Israel feuern musste?

C.Sydow hat gesagt…

Die Hamas braucht den Kampf gegen Israel als Raison d`Etre. Und sie braucht Märtyrer und immer wieder Beweise für Israels Aggressivität und Rücksichtslosigkeit. Beides wird von Israel mit großer Zuverlässigkeit geliefert.

Die Raketen dienten einzig dem zynischen Zweck israelische Angriffe zu provozieren um neue Märtyrer zu schaffen. Genau darum wird die Hamas nämlich nicht abgeschreckt und wird Israel auch in diesem Krieg seine eigentlichen Ziele verfehlen.

Anonym hat gesagt…

Du wuerdest also weiter Stillhalten empfehlen? Das hatten wir ja einige Monate lang durchgezogen. Allerdings bruestete sich Hamas bis vor wenigen Tagen damit, dass Israel aus Feigheit, Angst und Schwaeche stillhalte und hat sich das ebenfalls als Sieg ans Revers geheftet.

Die Einrichtungen der Hamas und moeglichst viele ihrer Funktionaere und Kaempfer zu erledigen, scheint mir da etwas aussichtsreicher.

Der rasante Wechsel von der stolzen Heldenpose zum greinenden Opfer wird in der arabischen Welt vermutlich auch wahrgenommen.

Anonym hat gesagt…

Bis jetzt sind keine Kinder im Gazastreifen unterernaehrt, das ist alles pal. Propaganda, die regelmaessig wiederlegt wird.

"Nevertheless harsher living conditions experienced by refugees especially in Gaza might change this positive trend. Preliminary surveillance data indicates that infant and maternal deaths have increased in 2007. An infant mortality survey to assess the current situation started in January 2007 and will be concluded by July 2008."
http://www.un.org/unrwa/publications/pdf/ar_health2007.pdf

"Earlier this month, a leaked report from the International Committee of the Red Cross found that this kind of diet - carbohydrate-rich, but lacking in vitamins - was causing malnutrition among Gaza's children."
http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/7766509.stm

"Two years ago the same committee of MPs warned that malnutrition rates in Gaza and places in the West Bank were as bad as parts of sub-Saharan Africa."
http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/6317171.stm

... alles palästinensische Propaganda.
Du wuerdest also weiter Stillhalten empfehlen?
Nö, im letzten Absatz gibt's einen Hinweis auf die Idee des Autors.

moeglichst viele ihrer Funktionaere und Kaempfer zu erledigen
Netter Euphemismus für ein Massenexekution.

Anonym hat gesagt…

Das UNRWA Personal besteht aus Personen, die sich mit der pal. Sache identifizieren. Was erwartest Du? Seit 1996 gaebe es pausenlos Unterernaehrung, Hunger, humanitaere Katastrophen im Gazastreifen.

Die "Massenexekution" hat bisher vor allem 90% Terroristen getroffen. Auch wenn alle von der UN reklamierten 51 Personen Zivilisten mit Schutzanspruch waren (woran ich zweifle), dann ist immer noch eindeutig, dass Israel nicht wahllos "exekutiert", sondern gezielt Terroristen angreift. Hast Du damit ein Problem?

Anonym hat gesagt…

Andreas,

was die Verhandlungsloesung angeht, die Du offensichtlich empfehlen willst. Eigentlich sollte bekannt sein, dass Hamas auch in Verhandlungen nicht bereit war, den Waffenstillstand zu verlaengern. Langfristig kann sie keine Verhandlungen mit einem Staat fuehren, dessen Ausloeschung ihr Programm ist. Wie sollte ein Kompromiss aussehen, etwa so: Nur 3 Millionen Juden werden ins Meer getrieben?

Ansonsten verweise ich auf meine Serie "Verhandeln mit Hamas"

R. Chatterjee hat gesagt…

Was Israel wirklich fehlt sind neue Leute mit etwas kreativeren Konfliktstrategien. Das jetzige Vorgehen wirkt mal wieder so unausgegoren, dieselben Rezepte, die auch in der Vergangenheit nie irgendwelche Erfolge gezeitigt haben. Wozu gibt es denn nach jedem gescheiterten Krieg Untersuchungskommissionen, die die Unfähigkeit der Militärs bestätigt, wenn niemnad daraus zu lernen scheint?!? Wo sind in Israel neue Köpfe, die sich gegen die Lobby der Siedler und des Militärs durchsetzen? Warum kommen mit Barak und Netanyahu schon wieder dieselben leute nach oben, die schon gelegenheit hatten sich zu beweisen und allesamt gescheitert sind? es fehlt in der israelischen Politik an wirklichen Visionen und dem Mut diese auch durchzusetzen.

Anonym hat gesagt…

Tja, Israel hat halt einen begrenzten Pool zur Verfuegung. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass wir in Sachen Kreativitaet so schlecht nicht abschneiden, vor allem verglichen mit der arabischen Welt und ihrem unermesslichen Menschenpotential. Wie war das noch mit Nobelpreisen und Patenten?

Derzeit haben wir in Israel den Eindruck, dass die Lektionen vom Libanon 2006 gut gelernt worden sind.

Die Siedlerlobby ist extrem schwach, sonst muessten sich dei Siedler nicht die regelmaessige Defamation in den Medien gefallen lassen. Die Militaerlobby scheint sich eher auf das Budget und militaerische Auftraege zu konzentrieren. Diese Erklaerungsansaetze passen nicht.

Ist Dir entgangen, dass Israel in den vergangenen 20 Jahren diametral entgegengesetzte Strategien ausprobiert hat? Die eindeutig schlechtesten Ergebnisse haben wir bisher mit "Land fuer Frieden" gemacht.

R. Chatterjee hat gesagt…

eines kurz vorweg: du magst dich mit "wir" eindeutig auf eine Seite stellen, das macht uns (die Macher dieses Blogs) aber noch lange nicht zu Vertretern "der anderen". Überhaupt lehnen wir eine solche schwarz-weiß-sicht ab und lassen uns nicht in irgendeine ecke drängen.

dementsprechend bedeutet die kritik an mangelnder kreativität keineswegs ein lob für die von dir konstruierte und homogene menschenmasse vorgestellte gegenseite.

wenig potenzial? ich denke, es gibt in israel nicht wenige friedensaktivisten, übrigens selbst in (ehemaligen) armeekreisen (man denke etwa an breaking the silence, peace now, uri avnery etc.)

siedlerlobby schwach? dann dürfte es ja kein problem sein, die illegalen Siedlungen im Westjordanland gemäß der Roadmap zu räumen (und die defamationen der medien richten sich, denk ich, vor allem gegen die paar spinner in hebron)

lektionen gelernt? erklärtes ziel israels war es 1982, die militärische infrastruktur der PLO im Libanon auszumerzen. Resultat? erklärtes ziel israels war es 2006 die infrastruktur der hizbullah und mithin die organisation selber auszumerzen. resultat? und was ist israels ziel nun? genau: ausmerzung, bis zum bitteren ende. resultat? ...

im übrigen: die westlichen regierungschefs rufen hamas zur einstellung der raketenbeschüsse als voraussetzung für waffenstillstand auf, israel redet aber gar nicht mehr von waffenstillstand oder bedingungen dafür...merkt jemand den widerspruch???

Anonym hat gesagt…

R. Chatterjee,

da ich Israelin bin, ist das "wir" voellig am Platz. Schliesslich bin ich Teil des Kollektivs, das Du angesprochen hattest.

Da ich Dich und die arabische Welt nicht zum Ihr zusammengefasst habe, habe ich Dich keinem Kollektiv zugeordnet. Auch die arabische Welt habe ich nur in dem einen Punkt homogen beschrieben, als sie in der Moderne messbar wenig Kreativitaet bewiesen hat.

Du willst mir Uri Avnery, diesen alten Spinner, Narziss und juedischen Antisemiten als "kreativ" verkaufen? Mach' Dich nicht laecherlich!

Die Rezepte der Friedensbewegung wurden im Osloprozess zum grossen Teil ausprobiert. Das Ergebnis war so niederschmetternd, dass nur noch hartgesottene Ideologen keine Schlussfolgerungen daraus gezogen haben.

Die Roadmap ist tot. Israel waere uebel beraten, einseitig alle Forderungen zu erfuellen, nachdem die pal. Seite ihre zeitlich frueher zu erfolgenden Leistungen verweigert.

Wuerden derzeit die Siedlungen im Westjordanland geraeumt, haetten wir dort jetzt auch eine Hamasregierung und Raketen auf Israel. Fatah haelt sich ja nur mit Hilfe Israels an der Macht.

Anonym hat gesagt…

Nur mal einen kurzen Hiniwes zudem, was einige Jungs aus der Bremer Fanszene sich so dazu denken:

http://www.verbrochenes.net/2008/12/29/vergeltung/

Sehr lesenswert. Wie immer

Anonym hat gesagt…

Hallo zusammen,
Es wäre der Sache sicherlich angemessen wenn in der Diskussion auf unsachliche Argumente, deren rassistischer Unterton kaum zu verbergen ist, verzichtet würde.
Hierbei beziehe ich mich vor allem auf auf zwei Äußerungen Ruths.

"Auch die arabische Welt habe ich nur in dem einen Punkt homogen beschrieben, als sie in der Moderne messbar wenig Kreativitaet bewiesen hat."

"Israel hat halt einen begrenzten Pool zur Verfuegung. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass wir in Sachen Kreativitaet so schlecht nicht abschneiden, vor allem verglichen mit der arabischen Welt und ihrem unermesslichen Menschenpotential. Wie war das noch mit Nobelpreisen und Patenten?"

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Im übrigen ist es kein Geheimnis dass radikale Gruppen immer dann an Einfluss gewinnen, wenn sich die Lebensumstände einer Population verschlechtern. Das ist in Europa nichts anderes wie im Nahen Osten.
Mit sinkendem Lebensstandard einer Bevölkerung steigen die Chancen radikaler Kräfte Zugang zu Macht und Resourcen zu erlangen. Da die Bewohner des Gaza-Streifens nun nicht einmal ihre menschlichen Grundbedürfnisse stillen können (Sicherheit, Nahrung, Gesundheit), braucht sich also niemand über das "Phänomen Hamas" wundern.

C.Sydow hat gesagt…

Wenn man Verhandlungen mit der Hamas kategorisch ausschließt, wie soll dann jemals der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern beigelegt werden? Glaubt denn wirklich irgendjemand man könne eine Bewegung, die sich seit zwei Jahrzehnten fest im Gazastreifen und in etwas geringerem Maße im Westjordanland verankert hat, wegbomben? Dauerhafter Frieden kann nur durch Verhandlungen erreicht werden.

Vor 25 Jahren wurde von der Fatah genauso gesprochen wie heute von der Hamas. Heute wird die Fatah von Politikern und Medien im Ausland als "gemäßigt" und "pro-westlich" bezeichnet. Wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit bis eine Organisation in Palästina auftaucht, die noch radikaler ist als die Hamas. Dann wird wahrscheinlich die Hamas in 20 oder 25 Jahren als "gemäßigt" und "pro-westlich" bezeichnet.

Im Nachhinein erweist sich das Verhalten Israels, der USA und EU nach der Wahlerfolg der Hamas 2006 als Fehler. Anstatt die Fähigkeit der Hamas zu testen, verantwortungsvoll zu regieren, wurde die Hamas von vornherein ausgegrenzt, Gaza belagert und daran gearbeitet die demokratisch gewählte Hamas zu stürzen. Die konnte sich dann hinstellen und glaubhaft auf die doppelten Standards westlicher Außenpolitik hinweisen.

Man hätte noch nichtmal in direkte Verhandlungen mit der Hamas treten, geschweige denn ihr finanzielle Hilfen zukommen lassen müssen. Aber es war ein Fehler die Bildung einer gemeinsamen Regierung von Fatah und Hamas sofort zu torpedieren und die Versuche einer Aussöhnung zwischen Fatah und Hamas nicht zu unterstützen.

Und nebenbei wäre Israel vermutlich besser beraten gewesen, seine Anstrengungen für einen Raketenschirm, der auch die tiefliegenden Qassam- und Grad-Raketen abfängt, zu intensivieren.

Anonym hat gesagt…

CSydow,

Du stellst eine Menge Strohmannargumente auf. Wie meinst Du, ist es zu dem Waffenstillstand gekommen? Ueber indirekte Kanaele stehen Israel und Hamas die ganze Zeit in Kontakt. Offizielle und direkte Verhandlungen wuerden dieser Terrororganisation aber Prestige und Legitimation verleihen. Davon verspreche ich mir nichts. Ausserdem kann langfristig einfach kein Kompromiss gefunden werden, solange das Ziel der Hamas die Zerstoerung Israels ist.

Fatah als Beispiel: Diese Organisation ist mitnichten "moderat" im echten Wortsinn. Auch sie traeumt immer noch von der Aufloesung des juedischen Staates, wobei sie sich das im Gegenzug zur Hamas auch via Verhandlungen vorstellen kann. Ich sage nur "Rueckkehrrecht". Vor allem aber ist Fatah korrupt bis auch die Knochen und entsprechend desavouiert. Ein Vertrag, von Abbas unterzeichnet, waere nicht das Papier wert.

Der erste Fehler war, die Hamas ueberhaupt als Partei antreten zu lassen. Abgesehen davon hatte sie jede Chance, sich als verantwortungsbewusste Regierungsmacht zu etablieren. Tatsaechlich erhielt der Gazastreifen seit der Wahl 2006 mehr und nicht weniger Geld.

Angriff ist die beste Verteidigung. Die Strategie, nur auf Abwehrsysteme zu setzen, wuerde ich niemandem empfehlen.

Anonym hat gesagt…

Marcel,

Du kannst mich auch ins Gesicht eine Rassistin nennen, ich bin das schon gewohnt.

Aber mir scheint eher, dass Du in solchen Begriffen denkst. Schliesslich liesse sich die mangelnde arabische Kreativitaet in der Moderne auch sehr gut ohne Rueckgriff auf "Rasse" erklaeren. Der UN Bericht zur Lage in der arabischen Welt, von arabischen Wissenschaftlern verfasst, fuehrt ihn auf den Mangel an Freiheit und Bildung zurueck. Auf meinem Blog hatte ich auch schon einmal recherchiert, dass arabische Einwanderer in die USA im Durchschnitt sogar besser bei Bildung, Lebensstandard abschneiden als eingesessene Amerikaner.

Wenn Armut und Hoffnungslosigkeit notwendig zu Terror fuehren, sollten uns diverse afrikanische Staaten schon lange um die Ohren fliegen. Tun sie aber nicht, warum?

MOSESPEACE hat gesagt…

Es ist natürlich einfach, dennoch verwunderlich Israel in dieser jetzigen Lage zu kritisieren.

Vorallem die Unterstellung, dass zivile Opfer in Kauf genommen werden ist ein erschreckendes Scheinargument.
Tragischerweise sind sie bei einer Bevölkerungsdichte wie im Gaza Streifen unvermeidlich.
Vorallem dann, wenn eine Terrororganisation wie die Hamas bemüht ist sich in der zivilen Infrastruktur zu verstecken.

Anonym hat gesagt…

@ vergil

jeder staat darf zu jeder zeit kritisiert werden. lies dir mal die online-siten von maariv, haaretz, yedioth ahronoth etc durch. da liest du kritik an der israelischen führung, die du in deutschen zeitung nicht finden wirst. und das ist auch überhaupt nicht verwunderlich.

und in einem gebiet, das so dicht besiedelt ist wie gaza, gibt es nun mal kein gebiet, das außerhalb ziviler einrichtungen liegt.

MOSESPEACE hat gesagt…

Kritik ist natürlich erlaubt,
das steht ausser Frage.
Mit der Art und Weise, trennt man aber die Spreu vom Weizen.

Ändert nichts an der Tatsache, dass die Hamas gezielt zivile Einrichtungen nutzt, wie zB. Moscheen, Universitäten etc. um möglichst viele zivilen Opfer in kauf zu nehmen.

Anonym hat gesagt…

@Ruth
wie Du es ja in Deinem letzten Beitrag bereits selbst klargestellt hast gibt es selbstverständlich keinen naturgegebenen Widerspruch/Zusammenhang zwischen der "Arabischen Welt" (bzw. den "Arabern") und der Anzahl angemeldeter Patente oder verliehener Nobelpreise, etc. gibt. Mir war es wichtig dies zu klären

Nun wirft Dein Beitrag aber weitere Fragen auf. Du verweist auf einen wissenschaftlichen Bericht der UN, nachdem in der "Arabischen Welt" ein Mangel an "Freiheit und Bildung" herrsche.
Angenommen diese Darstellung träfe zu, stellt sich uns dann nicht unmittelbar die Frage, was Ursache für ein derartiges "Phänomen" sein könnte?
Vielleicht hilft ein Blick in die Geschichtsbücher weiter und eine Auseinandersetzung mit der sich über viele Jahrhunderte erstreckende Kolonialisierung des Nahen Ostens und deren Folgen.

Du schreibst, am Beispiel Afrikas ließe sich erkennen, dass Armut und Hoffnungslosigkeit nicht zwangsläufig zu "Terror" führten.

Aber welche Grausamkeiten trugen sich allein in den letzten 15 Jahren auf dem "vergessenen Kontinent" zu? Was passiert(e) in Ruanda, Somalia, Kongo, Uganda, Nigeria Sudan, etc., tagtäglich?

Du hast recht, dass "UNS" der Kontinent bisher noch nicht "um die Ohren geflogen" ist und vielleicht ist dies auch Ursache dafür, dass die Medienpräsenz der dortigen lokalen Konflikte verhältnismäßig gering ist.

Doch interessanter Weise ändert sich dies jedoch immer in dem Moment wo "westliche Interessen" bedroht werden - Stichwort Piraten. Plötzlich berichtet alles über "Raubüberfälle" vor Somalia und es werden Debatten darüber geführt, übrigens ähnlich wie jetzt im Gaza-Konflikt, wie man diese "Verbrecher" am wirksamsten bekämpfen kann. Warum es dort überhaupt Piraten gibt, diese Frage wird nicht gestellt. Vermutlich weil die Antwort nicht sonderlich angenehem wäre: Die Bevölkerung Westafrikas lebte bisher hauptsächlich vom Fischfang. Doch die Fischbestände sind in den letzten Jahren eingebrochen, weil die komerzielle Fischerei der Industrienationen die Bestände mit ihren riesiegen Schiffen leergefischt hat. Vom Fischfang allein konnten die Westafrikaner ihr überleben nicht mehr sichern und mussten sich gewissermaßen andere "GEschäftszweige" erschließen.

So weit so gut. Was hat das mit dem Krieg in Gaza zu tun? Auch hier ist es absolut notwenig Abstand davon zu nehmen ständig die Symptome zu bekämpfen. Viel nachhaltiger und deswegen sinnvoller wäre es, sich mit den Ursachen vertraut zu machen. Warum gibt es Hamas, wäre eine erste wichtige und doch auch interessante Frage.

Anonym hat gesagt…

@Ruth
wie Du es ja in Deinem letzten Beitrag bereits selbst klargestellt hast gibt es selbstverständlich keinen naturgegebenen Widerspruch/Zusammenhang zwischen der "Arabischen Welt" (bzw. den "Arabern") und der Anzahl angemeldeter Patente oder verliehener Nobelpreise, etc. gibt. Mir war es wichtig dies zu klären

Nun wirft Dein Beitrag aber weitere Fragen auf. Du verweist auf einen wissenschaftlichen Bericht der UN, nachdem in der "Arabischen Welt" ein Mangel an "Freiheit und Bildung" herrsche.
Angenommen diese Darstellung träfe zu, stellt sich uns dann nicht unmittelbar die Frage, was Ursache für ein derartiges "Phänomen" sein könnte?
Vielleicht hilft ein Blick in die Geschichtsbücher weiter und eine Auseinandersetzung mit der sich über viele Jahrhunderte erstreckende Kolonialisierung des Nahen Ostens und deren Folgen.

Du schreibst, am Beispiel Afrikas ließe sich erkennen, dass Armut und Hoffnungslosigkeit nicht zwangsläufig zu "Terror" führten.

Aber welche Grausamkeiten trugen sich allein in den letzten 15 Jahren auf dem "vergessenen Kontinent" zu? Was passiert(e) in Ruanda, Somalia, Kongo, Uganda, Nigeria Sudan, etc., tagtäglich?

Du hast recht, dass "UNS" der Kontinent bisher noch nicht "um die Ohren geflogen" ist und vielleicht ist dies auch Ursache dafür, dass die Medienpräsenz der dortigen lokalen Konflikte verhältnismäßig gering ist.

Doch interessanter Weise ändert sich dies jedoch immer in dem Moment wo "westliche Interessen" bedroht werden - Stichwort Piraten. Plötzlich berichtet alles über "Raubüberfälle" vor Somalia und es werden Debatten darüber geführt, übrigens ähnlich wie jetzt im Gaza-Konflikt, wie man diese "Verbrecher" am wirksamsten bekämpfen kann. Warum es dort überhaupt Piraten gibt, diese Frage wird nicht gestellt. Vermutlich weil die Antwort nicht sonderlich angenehem wäre: Die Bevölkerung Westafrikas lebte bisher hauptsächlich vom Fischfang. Doch die Fischbestände sind in den letzten Jahren eingebrochen, weil die komerzielle Fischerei der Industrienationen die Bestände mit ihren riesiegen Schiffen leergefischt hat. Vom Fischfang allein konnten die Westafrikaner ihr überleben nicht mehr sichern und mussten sich gewissermaßen andere "GEschäftszweige" erschließen.

So weit so gut. Was hat das mit dem Krieg in Gaza zu tun? Auch hier ist es absolut notwenig Abstand davon zu nehmen ständig die Symptome zu bekämpfen. Viel nachhaltiger und deswegen sinnvoller wäre es, sich mit den Ursachen vertraut zu machen. Warum gibt es Hamas, wäre eine erste wichtige und doch auch interessante Frage.

Anonym hat gesagt…

Hallo alsharqs,

als regelmäßiger Leser eures Blogs wundert es mich wie ihr und einige eher proarabische Experten in den Medien immer behaupten der "Westen" hätten der Hamas nach dem Wahlsieg keine Chance gegeben. Das erscheint mir nur die halbe Wahrheit. Hamas-Leute wurden in einigen europäischen Ländern empfangen (mW. Norwegen, Österreich, Schweden und vielleicht habe ich noch einige vergessen).
Sie zeigten sich aber unflexiabel und fundamentalistisch und blieben bei ihrer Kriegsposition versus Israel und nahmen selbst wohlmeinde Stimmen nicht ernst.

Der "Waffenstillstand" war eine Farce, selbst wenn die Hamas sich zurückgehalten hat, so hat sie andere islamistische Gruppen weitermachen lassen, obwohl sie es wahrscheinlich hätte verhindern können.

Die Hamas hätte genug Zeit gehabt ihren Kurs zu ändern, wenn sie denn kompromisfähig gewesen wäre. Sie war es nicht, und das liegt höchstwahrscheinlich in der Natur ihrer polit-religiösen Bewegung!

Und ... wenn es tatsächlich so ist wie hier behauptet, dass sich sich, wenn die Hamas "moderat" würde, andere extreme Gruppen bereit stehen die Führung zu übernehmen und sodann gewählt zu werden (es gibt sogar Stimmen die behaupten, dass dies der Grund war warum Hamas den Waffenstillstand aufgekündigt hat), dann bedeutet dies nicht anderes, als das mit Palästina/Gaza ist kein Frieden möglich ist, solange Israel existiert!

Also bitte keine Korkodillstränen deshalb, weil nicht jederman mit den Stutzbärten und Seelenverwandten Brüderküsse austauschen wollte!

Mich, zumindest, hätte es angewidert!

Anonym hat gesagt…

lieber marcel, zwar glaube ich deinen punkt bezüglich der medienpräsenz zu verstehen... deine ausführungen zu somalia greifen gelinde gesagt etwas zu kurz, wenn sie nicht grob flasch sind... fang mit einem blick in den atlas an und lies ein paar artikel der letzten monate... zeit und taz bieten sich für den einstieg an...

C.Sydow hat gesagt…

Richtig ist, dass Hamas-Mitglieder nach ihrem Wahlsieg Visa für skandinavische Länder erhielten.

Falsch ist jedoch, dass sie dort von offiziellen Regierungsvertretern empfangen wurden. Sie nahmen lediglich an Konferenzen von Exil-Palästinensern teil.

Die USA und die EU hatte sich von Vornherein festgelegt, die Hamas-Regierung zu isolieren und ihren Zahlungen an die PA eingestellt.Und es gab sehr wohl Stimmen, etwa von Khaled Meshaal, die eine Anerkennung des Staates Israel in den Grenzen von 1967 in Aussicht stellten.

Dafür wurden jedoch Gegenmaßnahmen seitens Israels und des Nahostquartetts verlangt - etwa eine Debatte über das Rückkehrrecht. Darauf wurde nicht eingegangen.

Anonym hat gesagt…

"Sie nahmen lediglich an Konferenzen von Exil-Palästinensern teil."

und sprachen dort ebenfalls mit einheimischen Politikern und ehemaligen Amtsträgern !

"Die USA und die EU hatte sich von Vornherein festgelegt, die Hamas-Regierung zu isolieren und ihren Zahlungen an die PA eingestellt."

Die EU und die USA zahlten an die PA nicht nur Millionen sondern Milliarden!

Anonym hat gesagt…

Marcel,

Die "viele Jahrhunderte erstreckende Kolonialisierung des Nahen Ostens" trifft nur dann zu, wenn die verschiedenen Kalifate bereits als Kolonialherren definiert werden.

Im landlaeufigen Verstaendnis des Begriffs setzte die Kolonisation der arabischen Welt mit dem Ende des 1. Weltkriegs ein und wurde bald nach Ende des 2. Weltkriegs beendet, also weniger als ein halbes Jahrhundert.

Anonym hat gesagt…

naja, das Osmanische Reich beherrschte jedenfalls spätestens seit 1520 die Levante sowie das heutige Ägypten. Und die Kolonialzeit begann auch nicht mit dem ersten Weltkrieg sondern bereits im 15. Jahrhundert. Es bleibt also dabei, die Einwohner des Nahen Ostens waren in den letzten 500 Jahren fast
ausschließlich fremdbeherrscht. Mit dem Ende des 1. Weltkriegs begann demnach nicht die Kolonialsierung der Region, vielmehr wechselte als Folge des Zusammenbruchs lediglich der Kolonialherr. Freilich blieb Selbstbestimmung der einheimischen Bevölkerung weiterhin verwehrt.

Vielleicht empfinden ja Einige die heutige geopolitische Situation immernoch als gegen das Selbstbestimmungsrecht der Araber u.a gerichtet. Mir scheint das jedenfalls durchaus plausibel: Da wird 2006 von den Palästinensern eine Regierung gewählt (man mag von dieser halten was man will) und der Rest der Welt sagt ganz einfach, "nein, mit denen sprechen wir erst gar nicht". Ist doch klar, dass da der Eindruck entsteht nicht ernst genommen zu werden.

Anonym hat gesagt…

übrigens denke ich dass mit Fatah unter Abbas auch Teile der Palästinenser Schuld an der Isolation von Hamas haben, aber das steht wieder auf einem anderen Blatt...