Montag, 15. Dezember 2008

Muntazir al-Zaidi und die fliegenden Schuhe

Bis gestern war Muntazir al-Zaidi ein weitgehend unbekannter irakischer Journalist beim Fernsehsender al-Baghdadiyah. Dann erhob er sich zum Beginn einer Pressekonferenz von George Bush und Nuri al-Maliki von seinem Platz, warf nacheinander seine beiden Schuhe auf den US-Präsidenten und rief ihm zu "Das ist der Abschiedskuss, du Hund!". Während Zaidi abgeführt wurde rief er: "Dies ist für die Witwen, Waisen und alle im Irak Getöteten." Zwar konnte Bush den fliegenden Schuhen ausweichen, der 28 Jahre alte al-Zaidi ist seither jedoch auf dem besten Wege eine Berühmtheit zu werden.

Noch während der Pressekonferenz entschuldigten sich arabische Reporter für den Wurfangriff Zaidis. In ihren Meinungsartikeln äußern heute jedoch viele arabische Journalisten unverhohlene Sympathien für die Tat ihres Kollegen, die die Quittung sei für die US-Invasion in den Irak, für fünf Jahre Besatzung, für Abu Ghraib und für das Leid von Millionen Flüchtlingen. Mit seinem Wurf habe Zaidi das getan, was Millionen Araber gerne tun würden. Das Bild des sich duckenden George Bush prangte heute auf dem Titelbild aller großen arabischen Zeitungen. Kaum eine Geste drückt die öffentliche Meinung von George Bush im Nahen Osten besser aus.


Zaidis Arbeitgeber, der in Kairo ansässige TV-Sender al-Baghdadia, freut sich zum Einen über die große Aufmerksamkeit die ihm in den letzten 24 Stunden zu Teil wurde. Ausführlich dokumentiert der Kanal auf seiner Internetseite die Reaktionen auf Zaidis Attacke. al-Baghdadia gilt als ein Programm, das mehrheitlich von oppositionellen Sunniten verfolgt wird und das der irakischen Regierung kritisch gegenübersteht. Muntazir Zaidi selbst ist Schiit und wurde 2007 drei Tage lang von Unbekannten entführt.

In einem Statement verlangt der Sender die unverzügliche Freilassung seines Korrespondenten "in Übereinstimmung mit der Demokratie und der Meinungsfreiheit, die dem irakischen Volk von der amerikanischen Regierung versprochen wurde." Über das Schicksal Muntadhir al-Zaidis ist bislang nichts bekannt. Augenzeugen berichteten, dass der Journalist von Leibwächtern des irakischen Ministerpräsidenten Maliki getreten wurde. Seine Familie konnte ihn bisher nicht erreichen.

In Bagdads Stadtteil Sadr City und in Najaf demonstrierten heute tausende schiitische Anhänger Muqtada al-Sadrs für Zaidis Freilassung. Auf Plakaten und in Sprechchören feierten die Demonstranten den Journalisten als Helden. Khalil al-Dulaimi, ehemaliger Anwalt von Saddam Hussein, hat bereits angekündigt, Zaidis Verteidigung zu übernehmen.

(Karikatur: Latuff)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

laut al-arabiya bietet ein reicher saudi namens hassan mohammed wohl 10 millionen us-dollar für die schuhe, die auf bush geworfen wurden.

Anonym hat gesagt…

Er ist wirklich ein Held!!!
Stellt euch mal vor ihm war klar was mit ihm passieren würde und trotzdem war er so mutig und hat Bush mit seinen SCHUHEN beworfen!!!
...ein wahrer Held der ein freies Leben verdient!!!!