Dienstag, 7. November 2006

Libanon: General Aoun startet eigenen Fernsehsender

Die ohnehin bunte Fernsehlandschaft im Libanon wird künftig um eine Farbe reicher - Michel Aouns Partei "Free Patriotic Movement" (FPM) hat angekündigt im kommenden Jahr mit einem eigenen Fernsehkanal namens "Orange TV" auf Sendung zu gehen.

Voraussetzung hierfür ist, dass sich genügend Aktionäre finden die sich an dem nunmehr siebten landesweiten TV-Sender beteiligen wollen. Das Rundfunk- und Fernsehgesetz im Zedernstaat schreibt vor, dass Fernsehkanäle als Aktiengesellschaften organisiert sein müssen. Außerdem muss jede der 18 anerkannten Konfessionsgruppen an den Anteilen beteiligt sein. So unterhalten auch heute Juden und Maroniten Anteil am Hizbollah-nahen Sender al-Manar.

Nach eigener Darstellung läuft die Suche nach Aktionären bislang äußerst erfolgreich. Besonders Exil-Libanesen hätten die Wertpapiere bislang geordert. Über ein genaues Programmkonzept wurden die Anteilseigner bislang jedoch nicht informiert. Gleichwohl wird es auch für "Orange TV" schwierig in dem kleinen, hart umkämpften Markt Libanon genügend Werbekunden zu akquirieren. Zwar richtet sich der Satellitensender auch an Zuschauer in anderen arabischen Ländern, doch auch dort kann der Konsument mittlerweile aus über 200 arabisch-sprachigen Sendern wählen.

Der Sendestart Anfang 2007 ist nicht zufällig gewählt, schließlich will sich FPM-Chef General Aoun im kommenden Jahr zum libanesischen Präsidenten wählen lassen. Daher ist anzunehmen, dass "Orange TV" diese Bestrebungen medial sehr offensiv begleiten wird.

Praktisch jede einflussreiche politische Gruppierung im Libanon hat einen Haussender, der dazu dient die eigenen Standpunkte zu verbreiten. LBC (Lebanese Broadcasting Corporation) ist der Sender der anti-syrischen Maroniten , Future TV ist das Sprachrohr des Hariri-Clans. Beide Kanäle erreichen die größten Zuschauerzahlen mit ihren Unterhaltungsshows wie "Super Star" oder "Star Academy", strahlen aber auch täglich politische Talkshows aus.

Andere Schwerpunkte setzen die beiden schiitisch-geprägten TV-Kanäle. Da ist zum einen der Nachrichtensender der "Amal"-Bewegung, das National Broadcasting Network (NBN). Nach dem Chef der Amal wird dieser Sender von vielen Libanesen scherzhaft "Nabih Berri Network" genannt und hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Weitaus mehr Zuschauer hat der Sender, der der Hizbollah nahesteht, "al-Manar".

"al-Manar" ist wohl der einzige der großen Sender im Libanon der nicht für sich in Anspruch nimmt neutral zu sein. al-Manars Nachrichtenchef Hassan Fadlallah erklärte 2002: "CNN ist der Sender der Zionisten, al-Jazeera ist neutral und wir stehen auf der Seite der Opfer."

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