Montag, 5. September 2005
Irak: "Er zeigte, dass wir alle Brüder sind"
Ein sunnitischer Teenager, der am Mittwoch bei der Rettung von schiitischen Opfern der Massenpanik auf einer Baghdader Brücke ums Leben kam, wird als neuer Nationalheld verehrt.
Othman al-Ubeydi ertrank, nachdem er laut Augenzeugenberichten mindestens drei Menschen, die in Todesangst in den Tigris gefallen waren, gerettet hatte. Nun ziert das Gesicht des 19-jährigen Studenten die Titelbilder der Tageszeitungen und ein Mitglied des Provinzrates kündigte bereits an, eine Straße nach Ubeydi benennen zu wollen.
Berichten zu folge frühstückte der Teenager als Lautsprecherdurchsagen der sunnitischen Moschee zur Rettung der schiitischen Pilger auf der al-A`imma-Brücke aufriefen. Mehrmals soll der trainierte Schwimmer und Ringer dann ins Wasser gesprungen sein und zwischen drei und sieben Menschen aus dem Tigris gezogen haben, bevor ihn selbst die Kräfte verließen.
Iraks Regierung und die Medien ernannten Ubeydi zum Märtyrer der nationalen Einheit, dessen heroisches Opfer Sunniten und Schiiten versöhnen solle. "Er zeigte, dass wir alle Brüder sind", erklärte der schiitische Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari bei einem Besuch der Familie. Ali al-Ubeydi, Othmans Vater, fügte hinzu: "Er machte seine Seele zu einer Brücke um andere zu retten."
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