Freitag, 29. September 2006

London: Von Finsbury nach Highbury

Finsbury Park Mosque - die Moschee im gleichnamigen Stadtteil nördlich des Londoner Stadtzentrums gilt als eine der Keimzellen des islamistischen Terrors in Grossbritannien. Bis 2003 predigte hier der berüchtigte Imam Abu Hamza al Masri. 1958 in Alexandria geboren, war al-Masri, mit bürgerlichem Namen Mustafa Kamel Mustafa, Ende der 1970er Jahre ins Vereinigte Königreich eingereist.

Von einem Afghanistan-Aufenthalt kehrte al-Masri Mitte der 90er Jahre zwar ohne Hände und linkes Auge dafür aber mit umfangreichem islamistischen Agitationsmaterial, unter anderem der sogenannten "Enzyklopädie des Jihad" zurück. In der Finsbury Park Moschee hetzte al-Masri fortan gegen Amerikaner, Juden, Hindus etc.. Die Ermordung Ungläubiger legitimierte er. Der "Schuhbomber" Richard Reid und Zacarias Moussaoui, verurteilter Mitwisser der Anschläge vom 11.September 2001, besuchten die Moschee. Nach seiner Absetzung als Prediger in der Moschee hielt der gebürtige Ägypter seine Predigten vor dem Gebäude wo sich seine Anhänger vor ihm in den Straßenstaub warfen.

Von außen wirkt der backsteinfarbene Zweckbau aus den späten 80ern eher unscheinbar, die Fensterfront zur kleinen St Thomas`s Road erweckt eher den Anschein eines Büro- oder Wohnhauses. Das kleine Minarett ist genauso unauffällig wie die Kuppel, die sich auf dem Dach erahnen lässt. Hinweisschilder machen Passanten darauf aufmerksam, dass jede ihrer Bewegungen von Überwachungskameras aufgezeichnet wird. Die kleine Straße wirkt heute Mittag sehr verschlafen, die schmalen zweistöckigen Reihenhäuser vermitteln kleinstädtischen Charme. Eine selbst ernannte palästinensische Widerstandsgruppe lädt auf Plakaten zu einer Informationsveranstaltung "6 Jahre Intifada" ein.

Am anderen Ende der Straße, keine 500 Meter von der Moschee entfernt, erhebt sich majestätisch die Rückwand des "North End" des legendären Highbury-Stadions vom FC Arsenal über die Häuserreihen. Dort, wo noch im April beim letzten Champions-League-Spiel Arsenals gegen Villareal in der altehrwürdigen Arena ein Eichhörnchen unschuldig über den grünen englischen Rasen huschte, fressen sich heute Presslufthammer und Bagger durch Jahrzehnte alte Baussubstanz. In den nächsten Jahren soll auf dem Gelände hochwertiger Wohnraum entstehen. Vom berühmten "Clock End" stehen mittlerweile nur noch die Grundmauern.

Der FC Arsenal selbst ist dank großzügiger arabischer Investoren aus den Golfstaaten einige hundert Meter weiter gezogen. Seit dieser Saison tragen die Gunners ihre Heimspiele im hochmodernen "Emirates-Stadium" aus. Zumindest von außen wirkt die Arena jedoch ziemlich gesichtslos und könnte genauso gut in Lissabon, Moskau oder Athen stehen, da die Architekten auf jedes Element traditioneller britischer Stadionarchitektur verzichteten.

Der FC Arsenal London gilt übrigens als Lieblingsklub von al-Qaida-Chef Osama Bin Laden. Während eines Aufenthalts in der britischen Hauptstadt kurz vor seiner Ausweisung aus Saudi-Arabien soll der Fußballfreund mehrere Heimspiele im Highbury besucht und im angeschlossenen Fan-Shop zahlreiche Devotionalien für seine Söhne gekauft haben. Daher war nach den Anschlaegen des 11.September zur Melodie von "Volare" des öfteren folgender Fan-Gesang auf den Tribünen zu hoeren:

Osama, Whoa-oa-oah
Osama, Whoa-oa-oah
He loves the Arsenal
He’s hiding near Kabul…

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