Montag, 11. September 2006

Reisebericht: Sutur min as-Sa‛udiya - Die Najd Region

Die Sonne versinkt am Horizont. Links und rechts der Straße erstreckt sich Wüste soweit das Auge reicht (400km Strand bis zum Golf). Thomas und ich sitzen bereits seit fünf Stunden im Auto Richtung Riyadh. Noch 300 km liegen vor uns. Die letzten drei Tage waren ein Höhepunkt meiner bisherigen Reise. Wir haben die Städte Buraida, Unaiza und Hail besucht und sind über Jubba weit in den Norden der arabischen Halbinsel vorgedrungen. Ein paar hundert Bildaufnahmen dokumentieren unsere Reise. Der Mietwagen war günstig (3 Tage Toyota Corolla inkl. Versicherung und 150 km/Tag für insgesamt 560 S.R.). Bei einem Preis von umgerechnet 0,12 Euro/Liter ist der Benzinverbrauch eine vernachlässigbare Größe.Außerhalb von Riyadh, Richtung Buraida, passieren wir bald die ersten Beduinenzelte. Die Straßen sind gut ausgebaut und verführen zum Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.

Die Stadt Buraida (340.000 EW) ist der wichtigste Handelspunkt im konservativen Kernland Saudi Arabiens. Jahrhundertelang diente sie den Pilgern aus dem Osten auf ihrem Weg nach Mekka als Durchgangsstation. Ihre zahlreichen Suqs sind heute der wichtigste Umschlagplatz für Waren aus der Region und Treffpunkt der im Umland lebenden Beduinen.
Die Reputation der ungastfreundlichsten Stadt im Land, wie vom Lonely Planet bescheinigt, teile ich nicht. Buraida gilt als Zentrum islamischer Religiösität in Saudi Arabien und als Lehrstätte des im Land vorherrschenden wahabitischen Islamverständnisses. In der Tat hinterlässt die Stadt einen islamisch-konservativen Eindruck. Frauen tragen normalerweise neben der Abaya auch einen Hijaab, der die Augen verdeckt. Die Gesichter von Modellen auf Werbeplakaten sind geweißt.
Das Hotel Al-Gassim ist trotz eigener Qualitätsstandards empfehlenswert. Ganz in der Nähe befindet sich eine gemütliche „Cocktailbar“ mit Fruchtsaftkreationen aller Art. Neben einigen schönen Moscheen, wie sie in vielen Städten des Königreichs zu bewundern sind, bietet sich der Wasserturm und eine von vielen palmenbepflanzten Grünanlagen als Fotomotiv an.
Ab Buraida wird die Fahrt Richtung Norden einsam. Bald verliert sich der Verkehr und nur die Strommasten am Straßenrand begleiten meinen Freund Thomas und mich auf dem Weg nach Norden. Viele Sandstürme bilden sich in der Mittagshitze entlang der Strecke und fegen als Sandsäulen über die Fahrbahn. Schön anzusehen, aber schwer auf Bildern festzuhalten. Sobald es dunkel wird, erwacht die Wüste zum leben. Im dunklen Nichts zu beiden Seiten der Autobahn sind nun vereinzelt Lichter von den Häusern und Zelten der Einheimischen zu entdecken, die Reisenden in Not Hilfe versprechen.
Rund 200 km nördlich von Buraida liegt die Stadt Hail (245.000 EW). Sie hält für den Touristen gleich eine Reihe Sehenswürdigkeiten bereit. Neben der Qasr al-Qashalah und der Qasr Airif, die besichtigt werden können, erfreut das gesamte Stadtbild den unverwöhnten Saudi-Arabien Touristen. Einige Hotels und viele Restaurants liegen über die Stadt verteilt. Für Familien bietet sich der nah gelegene Vergnügungspark als Kinderattraktion an. Zu empfehlen ist das sehr ursprüngliche Shisha-Café Al-Nasiriya (gebaut in ehemaligen Stallungen). Hail zeichnet sich insbesondere durch saubere Straßen, viele Grünanlagen und einen Aussichtspunkt aus, der einen weiten Blick über die ganze Region und in die Berge nördlich der Stadt bietet.
Die 100km lange Strecke nach Jubba führt über ein Hochplateau. 1000m über dem Meeresspiegel erstrecken sich Sanddünen soweit das Auge reicht. In Jubba endet die Straße nach Norden. Ohne Vorwarnung. Ohne Absperrung. Jetzt Asphalt, plötzlich Sand. In den Felsen am Nordrand der kleinen Stadt sind eindrucksvolle Felsenmalereien zu besichtigen. Hinter Maschendrahtzaun und Stacheldraht verborgen, liegen die ca. 1700 Jahre alten Felsenbemahlungen, die Tiere der Region - vor allem Kamele - darstellen. Die Darstellung eines langhörnigen Büffels, die in der Zeit um 5500 v. Chr. entstanden sein soll und von deren Existenz der „Lonely Planet Saudi Arabia“ berichtet, ist uns leider verborgen geblieben.
Bemerkungen:
Auf unserer Fahrt nach Norden hat die Zahl der Gastarbeiter in den Städten auffällig abgenommen.
Sollten Sie auf Ihrer nächsten Fahrt durch Saudi Arabien Straßenbauarbeiten auf der Gegenfahrbahn bemerken, müssen Sie automatisch mit Gegenverkehr auf der eigenen Fahrbahn rechnen, auch wenn Sie vorher nicht explizit darauf hingewiesen wurden.
Trotz defekter Scheinwerfer sind viele Fahrer nachts auch außerhalb der Städte unterwegs. Intervallartiges Aufleuchten von Fernlicht oder Nebelscheinwerfern im Gegenverkehr ist dann eine beliebte Methode der Fahrer, um auf sich aufmerksam zu machen und ihre ungefähre Position anzuzeigen.

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