Freitag, 28. November 2008
Alsharq gewinnt BOB-Award 2008
Donnerstag, 27. November 2008
Bilder der arabischen Welt in Deutschland
Einigkeit herrschte unter den Diskutanten darüber, dass der Fokus der deutschen Berichterstattung auf die Gefahr des islamistischen Terrorismus gerichtet sei. Nach Einschätzung der Zeitungsjournalistin Andrea Nüsse liege dies jedoch weniger daran, dass das Thema besonders "sexy" sei, sondern sei vielmehr der Furcht und dem Sicherheitsbedürfnis der deutschen Rezipienten geschuldet.
Im Übrigen sei ihre Erfahrung, dass nach den Anschlägen vom 11. September 2001 das Interesse der Deutschen am Islam und der Entwicklung der arabischen Gesellschaften gewachsen sei. Erst in den letzten Jahren, ihrer Ansicht nach seit der Ermordung des holländischen Filmemachers van Gogh, werde der Fokus wieder stärker auf das Phänomen des Terrorismus verengt. Grundsätzlich könne man eine längere Geschichte in der Zeitung aber nur unterbringen, wenn sie einen Deutschland-Bezug habe.
Das Hauptproblem für einen Nahost-Korrespondenten stellten ihrer Ansicht nach oftmals die Heimatredaktionen dar. Ihnen erscheine einer nuancierte Berichterstattung über die arabischen Länder oftmals zu komplex für den Durchschnittsleser. Geschichten abseits der großen Politik und des Nahostkonflikts seien kaum gefragt. Ein großes Problem sei zudem, dass die Reporter vor Ort ein riesiges Gebiet abdecken müssten. Für viele Medien berichtet ein einziger Korrespondent für die gesamte arabische Welt und oftmals auch noch den Iran.
Der libanesische Fernsehjournalist Bassam Abou Zeid erklärte, es werde kein vollständiges Bild vom Nahen Osten in den deutschen Medien vermittelt. Dies lege jedoch oftmals weniger an den Journalisten als an ihren Quellen und Gesprächspartnern vor Ort, die häufig selbst kein Interesse daran haben, ein vollständiges Bild ihrer Gesellschaften zu vermitteln.
Marcel Pott, langjähriger Reporter für den ARD-Hörfunk im Nahen Osten, kritisierte, dass die deutschen Medien das Phänomen des politischen Islam in seiner Vielschichtigkeit seit Jahrzehnten vernachlässigten.
Die Frage ob deutsche Medien einseitig pro-israelische berichteten verneinte Pott, erklärte aber, dass es hinsichtlich des arabisch-israelischen Konflikts bei vielen Journalisten eine Schere im Kopf gebe. Als Beispiel führte Pott ein Ereignis aus dem letzten Libanonkrieg 2006 an. Damals sei ein libanesischer Flüchtlingskonvoi, der von Journalisten der CNN, BBC und des ZDF begleitet wurde, von der israelischen Armee beschossen worden. Mehrere Menschen, darunter ein deutscher Kameramann wurden verletzt. Während die Korrespondenten von BBC und CNN ausführlich darüber berichteten, habe das ZDF den Vorfall verschwiegen.
Zuvor habe Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden und Mitglied im ZDF-Fernsehrat, die Berichterstattung des Senders als unausgewogen kritisiert, da das Leiden der israelischen Bevölkerung nicht genügend Platz finde. Die "journalistische Todsünde" des ZDF sei möglicherweise eine Folge dieser Einflussnahme, so Pott.
Weiter erklärte er, dass es Pressure Groups und Journalisten wie Henryk M Broder gebe, die Kritikern an der israelischen Besatzung und dem "territorialen Chauvinismus" Israels Krypto-Anti-Semitismus vorwerfen. Dies hab zur Folge, dass über die wachsende Aggressivität und Militanz jüdischer Siedler im Westjordanland zwar in israelischen Medien lang und breit debattiert werde, diese Entwicklung in Deutschland jedoch kein Thema sei.
Marcel Pott kritisierte zudem, dass in deutschen Medien oft leichtfertig mit bestimmten Attributen umgegangen werde. So werden mit der Bezeichnung "radikal-islamisch" so unterschiedliche Gruppierungen wie Hamas, Hizbollah und die Taliban charakterisiert, die sich in ihrem Wesen und ihrer Zielsetzung deutlich voneinander unterschieden.
Iskander el-Dick, Journalist für das arabische Programm der Deutschen Welle, bescheinigte den deutschen Medien, dass sich die Berichterstattung über die arabische Welt seit Mitte der 90er Jahre qualitativ und quantitativ deutlich verbessert habe. Gleichwohl bildeten in den Massenmedien die arabische und die islamische Welt zu oft eine Einheit. Es werde übersehen, dass sich schon Länder wie Algerien, der Libanon und Saudi-Arabien deutlich von einander unterscheiden. Insgesamt seien die deutschen Medien zu sehr darauf fixiert die Defizite des Nahen Ostens zu betonen.
Michael Kronacher, Vorstandsmitglied der DAFG, kritisierte, dass arabischen Botschaftern und Diplomaten die Bereitschaft und Professionalität fehle um etwa in Talkshows die Standpunkte ihrer Länder offensiv zu vertreten. Dem hielt el-Dick entgegen, dass umgekehrt jedoch auch den deutschen Fernsehsendern die Bereitschaft fehle, arabische Diplomaten einzuladen, da dies mit einer Aufwertung des Gastes verbunden sei.
Mittwoch, 26. November 2008
Deutschlandbilder in der arabischen Welt
Offen gesprochen erfuhren Zuhörer, die sich intensiver mit dem Nahen Osten befassen, wenig Neues über das Deutschlandbild in den arabischen Ländern. Dennoch sollen hier die wichtigsten Punkte, die in der gestrigen Diskussion zur Sprache kamen, kurz referiert werden, bevor ich mich morgen in einem zweiten Beitrag mit der Darstellung der Arabischen Welt in deutschen Medien befasse.
Bassam Abou Zeid, Nachrichtenjournalist beim libanesischen Fernsehsender LBC, skizzierte in einem Impulsreferat kurz das Image Deutschlands im Nahen Osten allgemein und im Libanon im Besonderen. Dabei stellte Abou Zeid wie später alle anderen arabischen Diskutanten heraus, dass das prägendste und wirkungsmächtigste Bild Deutschlands in der arabischen Welt vom Fußball und der deutschen Nationalmannschaft erzeugt werde.
In der politischen Berichterstattung werde die Bundesrepublik zunehmend als Großmacht wahrgenommen. Die arabischen Medien vermitteln das Bild, dass Deutschland großes Interesse an der Entwicklung des Nahen Ostens habe, so Abou Zeid weiter.
Die deutsche Politik hinsichtlich des Palästinakonflikts werde genau beäugt. Das dominierende Bild, das dabei in Presse und Fernsehen vermittelt werde, sei der Eindruck der ewigen Schuld Deutschlands gegenüber Israel, sei das Bild des gebeugten deutschen Politikers in Yad Vashem.
Anis Abul-Ella, Deutschlandkorrespondent des aus Dubai sendenden Nachrichtenkanals al-Arabiya, ergänzte, dass die deutsche Verantwortung gegenüber Israel in der arabischen Welt durchaus respektiert werde. Viele wünschten sich jedoch mehr Ausgewogenheit seitens der deutschen Regierung. Äußerungen Angela Merkels zur Entsendung deutscher UNIFIL-Soldaten vor der libanesischen Küste in denen sie sinngemäß erklärte: "Wir gehen in den Libanon um Israel zu schützen", stießen bei arabischen TV-Zuschauern jedoch auf großes Unverständnis so Abul-Ella.
Grundsätzlich sei das Deutschlandbild im Nahen Osten jedoch unverändert positiv. Deutschland hat keine Kolonialvergangenheit in der Region und leistet viel Entwicklungshilfe, die von den arabischen Bürgern honoriert werde.
Daneben lieferten Fernsehberichte aus Deutschland mitunter ein verstörendes Bild über das Leben in der Bundesrpublik, so der libanesische Journalist Abou Zeid. Bilder in großen Mengen Bier trinkender Menschen seien für Fernsehzuschauer im Nahen Osten genauso unverständlich wie Berichte über bunt geschmückte Schwulen- und Lesbenparaden.
Andrea Nüsse, langjährige Korrespondentin für deutsche Zeitungen in Kairo, erläuterte am Beispiel Ägyptens, dass Meldungen aus Deutschlands nur selten den Weg in nahöstliche Zeitungen finden. Die Berichterstattung beschränke sich pro Jahr im Wesentlichen auf zwei Interviews mit dem deutschen Botschafter, Meldungen über den deutsch-ägyptischen Streit um Nofretete und wenige Reportagen über das Leben von Muslimen in Deutschland.
Alyazia al-Suweidi, aus dem Vereinigten Arabischen Emiraten stammende Medien- und Kulturwissenschaftlerin an der Kingston Universität in London, merkte an, dass sich für ein realistischeres Bild Europas im Nahen Osten auch die restriktive Medienpolitik der arabischen Regierungen ändern müsse. Die arabischen Staaten müssten Bilder und Berichte aus Deutschland und Europa zulassen, die den Regierungen zwischen Nuakchott und Bagdad selbst nicht genehm sind.
Vor diesem Hintergrund kritisierte Anis Abul-Ella, dass das Internet als ungefilterter Informationsträger in Richtung der Arabischen Welt bislang sträflich vernachlässigt werde.
Dienstag, 25. November 2008
Beirut Media Forum 2008 - Ein kurzer Bericht
Der Anspruch der Konferenz bestand dann auch darin, dieses Spektrum soweit wie möglich zu fassen, inhaltlich wie methodisch. Insbesondere sollten akademische und journalistische Standpunkte zusammenkommen, schließlich bearbeiten beide Berufsgruppen dieses weite Feld, ohne sich jedoch allzu oft zu berühren. Die inhaltliche Bandbreite der Konferenz lässt sich schwer in einem Satz zusammenfassen, deshalb seien im folgenden einige markante Beiträge vorgestellt.
Ein sehr brisantes Thema schnitt gleich zu Beginn Fabrice Weissman, Forschungsdirektor bei Ärzte ohne Grenzen, an. Weissman hat für seine Organisation längere Zeit in Darfur gearbeitet und präsentierte eine sehr differenzierte Sicht der Lage. Auf der einen Seite schilderte er eindringlich die katastrophale humanitäre Lage in der Krisenregion und sprach auch explizit von Völkermord. Auf der anderen Seite kritisierte er die mediale Konstruktion der Krise, die den tatsächlichen Gründen für den Konflikt kaum entspräche. Während Darfur in der konventionellen westlichen Berichterstattung, wie auch in der (bisherigen) offiziellen amerikanischen Rhetorik entweder als Schauplatz islamistischer oder aber rassistischer Aggression repräsentiert wird, betonte Weissman die für ihn grundlegenden drei Konfliktlinien: Neben einem Zentrum-Peripherie-Gegensatz, der ja etwa auch für den Süden des Sudan zutrifft, eskalierte in Darfur auch der Gegensatz nomadischer und sesshafter Lebensweise. Insbesondere ging es laut Weissman um Land- und Besitzrechte, die von den marodierenden Reiternomaden auf Kosten der Bevölkerung Darfurs eingefordert werden. Außerdem stehe Darfur im Kontext des latenten Konflikts zwischen Libyen und Tschad, bei dem es auch auch vorrangig um Landrechte gehe. Alles im allem betonte Weissman vor allem geostrategische und weniger ideologische Gründe für den Darfur-Konflikt, machte dabei auf ein grundlegendes Dilemma aufmerksam: Denn ein grundlegend geostrategischer Konflikt mobilisiere wohl weniger Spendengelder, auf die seine Organisation so angewiesen sei, als ein zusätzlich ideologisch aufgeladener.
Die mittlerweile schier unübersichtliche Bandbreite islamischer Sender untersuchte der ägyptische Medienforscher und Journalist Husam Tammam anhand des Satellitenkanals al-Nas. Kommerz und islamische Mission scheinen hier Hand in Hand zu gehen. Neben religiösen Anrufsendungen werden allerlei nützliche und unnütze Produkte an den muslimischen Mann (und die Frau) gebracht - im Übrigen sehr zum Missfallen der traditionellen religiösen Autoritäten. Schon der populäre Massenprediger Amr Khaled untergräbt seit geraumer Zeit das von ihnen beanspruchte Feld. Ob man hierin auch eine gewisse "Demokratisierung" der Strukturen religiöser Autorität sehen kann, blieb umstritten. Schließlich, so wandte der saudische Anthropologe Saad Sowayan ein, vertreten die meisten religiösen Fernsehprediger selber ein autoritäres Wertesystem. Zudem, so Sowayan, stehen viele der neugegründeten religiösen Sender unter saudischer Kontrolle und sind dementsprechend stark von der ideologischen Ausrichtung des wahhabitischen Establishments geprägt.
Über den Umgang mit Nachrichten aus dem terroristischen Untergrund diskutierte die dpa-Korrespondentin Anne-Beatrice Clasmann. So fragte sie etwa wie Journalisten auf Erpresservideos, die beispielsweise Enthauptungen oder ähnliche Grausamkeiten zeigten, reagieren sollten. Dabei plädierte sie ausdrücklich für eine stärkere Medienregulierung, vor allem aber für einen journalistischen Verhaltenskodex. Sonst, so Classman, laufen die Medien Gefahr, sich in ihrem Wettlauf um die aktuellsten Meldungen und besten Bilder zum willigen Helfer terroristischer Gruppen zu machen.
Journalisten und Akademiker, so auch der Konsens vieler Konferenzteilnehmer, sollten voneinander lernen. So fehle es journalistischer Berichterstattung oft an Tiefe und Differenzierung, während sich die Islamwissenschaft noch mehr aus ihrem akademischen Elfenbeinturm lösen müsse, um die drängenden Fragen unserer Zeit zu beantworten.
Zum Schluss dieses kurzen Einblicks, der leider nur einen kleinen Ausschnitt der sehr vielschichtigen und kontroversen Diskussionen wiedergibt, noch ein kleiner Kritikpunkt: Obwohl alle Vortragenden über Medien sprachen, verwendete kein einziger selber Medien. Viele Themen hätten dadurch nicht bloß optisch aufgepeppt werden können, vielmehr sind mediale Beispiele essentiell, um die Wirkung von Medien überhaupt verstehen zu können. In jedem Fall wäre, bei allem Respekt vor dem Sachverstand der Vortragenden, eine mediengestützte Präsentation ein erster Schritt, um den selbst gesetzten Ansprüchen gerecht zu werden.
Kuwaits Regierung tritt zurück
Der Streit zwischen Parlament und Regierung entzündete sich am Besuch des iranischen schiitischen Geistlichen Mohammad Baqer al-Fali in Kuwait in diesem Monat. Dieser wurde im Juni dieses Jahres von einem Gericht zu einer Geldstrafe von umgerechnet 37000 US-Dollar verurteilt, weil er in einer Predigt Gefährten des Propheten Muhammad beleidigt haben soll, die von Sunniten verehrt, von Schiiten aber verdammt werden.
Drei sunnitische islamistische Parlamentsabgeordnete in Kuwait warfen dem Premierminister nun vor, seine Aufgaben vernachlässigt zu haben, da er die Einreise al-Falis im November nicht verhinderte. Außerdem werfen sie Scheich Nasser allgemeine Unfähigkeit und Mismanagement vor. In der heutigen Parlamentssitzung sollte ein Datum für eine Anhörung des Regierungschefs durch die Abgeordneten beschlossen werden. Die Befragung des Premierministers durch das Parlament, die live im TV ausgestrahlt wird, gilt als schärfste politische Waffe der Nationalversammlung.
Die letzten Wahlen in Kuwait fanden vor gerade erst sechs Monaten statt. Von Beginn der Legislaturperiode an schwelte ein Machtkampf zwischen Abgeordneten und Ministern. Bereits die erste Parlamentssitzung endete im Eklat, als islamistische Parlamentarier den Plenarsaal verließen, weil zwei Ministerinnen ohne Kopftuch das Parlament betraten.
Die jüngste Regierungskrise erschüttert das Land inmitten einer Phase großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Die Börse in Kuwait hat in den letzten Wochen drastisch an Wert eingebüßt, dabei verloren viele Kuwaits eine Menge Geld. Wie alle Öl-exportierenden Länder hat auch Kuwait darüber hinaus mit dem fallenden Ölpreis zu kämpfen. Anders als etwa Qatar oder die Vereinigten Arabischen Emirate hat es die herrschende Sabah-Familie bisher nicht geschafft sein Land auf die Zeit nach Ende des Öl-Booms vorzubereiten.
Montag, 24. November 2008
Robert de Niro ruft Filmfestival in Doha ins Leben
Samstag, 22. November 2008
Museum für Islamische Kunst in Qatar eröffnet
Freitag, 21. November 2008
Jemen - Krise ohne Ausweg?
Schon heute ist der Jemen das ärmste Land in der Arabischen Welt. 46% der Kinder sind unterernährt, die Arbeitslosenrate liegt bei 40, die Inflationsrate bei 27%. Bis zum Jahr 2035 wird sich die Bevölkerungszahl verdoppeln. Nach Schätzungen sind im Jemen mehr als 6 Millionen Schusswaffen im Umlauf.
Gleichzeitig neigt sich die wichtigste Einnahmequelle des Landes, das Erdöl, langsam aber sicher dem Ende entgegen. Etwas mehr als 350000 Barrel Rohöl exportiert der Jemen derzeit pro Tag. Dank des damals noch sehr hohen Weltmarktpreises nahm das Land in der ersten Jahreshälfte damit etwa 2,6 Milliarden US-Dollar ein. Gleichzeitig gibt die Regierung allein in diesem Jahr jedoch 3,5 Milliarden US-Dollar zur Subventionierung von Diesel für ihre Bürger aus.
Das Land ist dringend auf die Erschließung neuer Öl-Vorkommen vor der jemenitischen Küste angewiesen. Angesichts der fortdauernden Bedrohung durch Piraten im Golf von Aden erscheint diese Möglichkeit jedoch immer unrealistischer. Die Zeit die Wirtschaft so umzubauen, dass sie auch nach einem Ende des Öl- und Gasexports überlebens- und konkurrenzfähig ist, schwindet.
Daneben wird das Land von politischer Stagnation und der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Separatistenbewegungen gelähmt. Präsident Ali Abdullah Saleh regiert das Land seit nunmehr 30 Jahren, zunächst den Nordjemen, nach der Wiedervereinigung 1990 das ganze Land. Die wichtigen Posten in der Regierung und der Armee hat er mit Mitgliedern seiner Familie und seines Sanhan-Stammes besetzt.
Seit vier Jahren kämpft die Regierung in Sanaa gegen eine Revolte in der Nordprovinz Saadah. Angeführt von der Familie Houthi kämpfen die Rebellen gegen ihre Vernachlässigung durch den Staat und den Versuch das demographische Verhältnis in der Region zu verändern. Die Houthis gehören zur Glaubensgemeinschaft der Zaiditen, einer Strömung innerhalb des schiitischen Islam. Saleh gehört wie etwa 75% der Jemeniten dem sunnitischen Islam an. Die Rebellen beschuldigen die Regierung gezielt Gruppen zu fördern, die der wahhabitischen Ideologie des großen Nachbarn Saudi-Arabien folgen und Zaiditen als Abtrünnige vom Islam betrachten.
Auch im Südjemen sieht sich Ali Abdullah Saleh immer wieder Protesten ausgesetzt. Die Ursachen hierfür gehen zurück bis in die Jahrzehnte vor der Wiedervereinigung. Die Ölvorkommen des Landes liegen auf dem Gebiet des Südjemen. Viele Bewohner fühlen sich ihrer rechtmäßigen Beteiligung an den Profiten beraubt und fühlen sich von den Patronagenetzwerken, die Saleh und seine Verbündeten aus dem Nordjemen geknüpft haben, ausgeschlossen.
Zwar ist Jemen pro forma die älteste Demokratie in der Arabischen Welt, de facto hält Präsident Saleh die Zügel jedoch fest in der Hand. Die letzten Präsidentschaftswahlen 2006 waren nach Einschätzung von "Chatham House" bloße Kosmetik. Oppositionskandidat Faisal Bin Shamlan sei mit Bedacht ausgewählt worden um den Wählern pro forma eine Alternative zu bieten, mögliche Siegchancen seien jedoch vom Staatsapparat im Vorhinein vereitelt worden. Das wahrscheinlichste Szenario für einen Machtwechsel ist derzeit eine Amtsübergabe an den Präsidentensohn Ahmed Saleh.
Donnerstag, 20. November 2008
Anrainerstaaten des Roten Meeres suchen Mittel gegen die Piraterie
Montag, 17. November 2008
Wer steckt hinter Fatah al-Islam?
Die genauen Ursprünge von Fatah al-Islam, nähere Informationen über ihre Mitglieder und Hintermänner liegen bislang weitgehend im Dunkeln. Ihr Anführer, Shaker al-Absi, wurde nach der Erstürmung Nahr al-Bareds zunächst für tot erklärt, vermutlich konnte er jedoch lebend entkommen.
Die anti-syrische Parlamentsmehrheit im Libanon beschuldigt Syrien hinter Fatah al-Islam zu stehen um mit ihrer Hilfe den Libanon weiter zu destabilisieren und seinen Einfluss auf den kleinen Nachbarn auszubauen. Nach syrischer Darstellung ist die Fatah al-Islam jedoch ein Gewächs, das Saudi-Arabien und seine Verbündeten erst stark gemacht hätten und sich schließlich gegen seine Finanziers gewandt habe.
Am 6. November dann strahlte das syrische Fernsehen zur besten Sendezeit mehrere Interviews mit angeblichen Fatah al-Islam-Mitgliedern aus. Darin gestanden sie für den Bombenanschlag in Damaskus am 27. September verantwortlich zu sein. Den Sprengstoff hätten sie aus dem Nordlibanon erhalten, finanziert worden seien sie von Saudi-Arabien und der Mustaqbal-Bewegung, der größten sunnitischen Partei im Libanon.
Der Wahrheitsgehalt dieser öffentlichen Geständnisse ist höchst zweifelhaft. Das syrische Fernsehen machte keine Angaben dazu, wann und wo die gezeigten Personen festgenommen wurden und unter welchen Umständen die Geständnisse gemacht wurden. Sollte es sich bei den Interviewten tatsächlich um mutmaßliche Fatah al-Islam-Kämpfer handeln, so dürften die Geständnisse kaum ohne Zwang oder Gewaltanwendung aus den Inhaftierten gepresst worden sein.
Die libanesische Mustaqbal-Bewegung von Saad Hariri wies die Anschuldigungen umgehend als "Festival der Lügen" zurück und präsentierte an diesem Wochenende in ihrer Zeitung "al-Mustaqbal" ihre eigene Version.
Demnach sei Fatah al-Islam vom syrischen Geheimdienst geschaffen, bewaffnet und ausgebildet worden. Das Blatt zitiert aus angeblichen Verhörprotokollen der libanesischen Polizei. Darin habe ein Verdächtiger ausführlich über die engen Kontakte zwischen Fatah al-Islam und dem Chef des syrischen Militärgeheimdienstes Assef Shawqat ausgepackt. Mit syrischer Hilfe sei es zudem vielen Kämpfern der Fatah al-Islam gelungen aus dem Libanon zu fliehen. Das syrische Regime habe zudem einen Plan erarbeitet "den Libanon explodieren zu lassen" und hochrangige libanesische Politiker und religiöse Würdenträger zu töten.
Beide Versionen zum Hintergrund der Fatah al-Islam sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Eine Vorgängergruppe der Fatah al-Islam, die Fatah al-Intifada, stand weitgehend unter der Kontrolle der syrischen Armee. Inwieweit diese Vorherrschaft auch über die Fatah al-Islam, die sich später abspaltete, aufrecht erhalten wurde, konnte bislang nicht zufriedenstellend geklärt werden.
Fakt ist auch, dass Saudi-Arabien und die verbündeten Mustaqbal-Bewegung im Nordlibanon viele sunnitische Gruppen, Moscheen und Prediger unterstützen und finanzieren, die der Ideologie der Fatah al-Islam durchaus nahestehen. Daher ist es durchaus möglich, dass saudisches Geld über dunkle Kanäle in ihre Hände geriet.
Der amerikanische Seymour Hersh behauptete schon 2007, dass die Fatah al-Islam von der damaligen libanesischen Regierung und auch den USA gefördert worden seien, um so ein sunnitisches Gegengewicht zur schiitischen Hizbollah im Libanon zu schaffen. In Kürze will Hersh offenbar einen weiteren Bericht veröffentlichen, in dem er Zusammenhänge zwischen dem Anschlag von Damaskus und Hariris Mustaqbal-Bewegung darlegt. Hariri nahestehende Medien säen breite erste Zweifel an Hershs Glaubwürdigkeit.
Staatliche Universität im Libanon sagt Studentenwahlen ab
Mit der Entscheidung wollen die Verantwortlichen verhindern, dass die dominierenden politischen Bewegungen die Universitätswahlen angesichts der anstehenden Parlamentswahlen im Frühling nächsten Jahres als "Testläufe" missbrauchen. Über die hohe Relevanz von Studentenwahlen in der libanesischen politischen Arena hatte der Kollege Chatterjee, der momentan in Beirut weilt, vor wenigen Tagen ausführlich berichtet.
Außerdem reagiert Dr. Shukr mit dem Wahlstop auf Zusammenstöße an Fakultäten der Universität in der jüngsten Vergangenheit. Beispielsweise hatte sich am christlich-dominierten Ostbeiruter Campus in Fanar eine Messerstecherei zwischen Studenten ereignet, die rivalisierende politische Bewegungen unterstützen. Schließlich bietet die Entscheidung einen Hinweis darauf, dass die Behörden gegenwärtig der trügerischen, relativen Ruhe im Zedernstaat kaum trauen.
Sonntag, 16. November 2008
Jemen: Parlamentswahlen 2009 sollen wie geplant stattfinden
Wie ein Sprecher der Regierungspartei AVK (Allgemeiner Volkskongress) jüngst mitteilte, habe sich die Parteispitze auf einer außerordentlichen Sitzung am Donnerstag dennoch gegen eine Verschiebung der für April 2009 geplanten Parlamentswahlen entschieden. Gleichzeitig signalisierte die AVK Bereitschaft die Verhandlungen mit anderen politischen Kräften fortzuführen.
Der AVK hält rund 85% der Parlamentssitze und verfügt damit über mehr als zwei Drittel der Parlamentsstimmen. Die Partei von Ali Abdallah Salih, dem langjährigen Präsidenten der jemenitischen Republik, ist damit formal nicht auf eine Mitarbeit der Oppositionsparteien im Parlament angewiesen.
Nachdem Verhandlungen zwischen dem AVK und einem Wahlbündnis der fünf wichtigsten Oppositionsparteien über die Modalitäten des bevorstehenden Wahlgangs wiederholt gescheitert waren, beschloss das Parlament mit den Stimmen der Regierungspartei die Wiedereinsetzung des Wahlkomitees von 2003 sowie die Erweiterung dieses Gremiums um drei weitere Mitglieder.
Damit reagierte der AVK auf einen Versuch des Oppositionsbündnisses die Nominierung von Repräsentanten für das Wahlkomitee an Zugeständnisse in anderen politischen Fragen zu binden. Oppositionspolitiker lehnten die Wiedereinsetzung des Wahlkomitees von 2003 inzwischen ab und riefen dazu auf, den am Dienstag begonnene Registrierungsprozess für Wähler zu boykottieren.
In einem Interview mit dem Nachrichtensender Al-Jazeera äußerte der Vorsitzende der islamistischen Islah-Partei, Scheich Hamid al-Ahmar, scharfe Kritik an der amtierenden Regierung. Ein Boykott der Wahlen im kommenden Jahr nannte al-Ahmar als mögliche Handlungsoption, sollte es weiterhin nicht zu einer Einigung mit der Regierungspartei kommen. Diese bleibt jedoch vorerst nicht zu erwarten.
Bildungskonferenz in Tripoli
Schauplatz der Konferenz war die nordlibanesische Stadt Tripoli, genauer gesagt die Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Libanesischen Universität. Obwohl der hiesige Campus der chronisch unterfinanzierten staatlichen Universität in dem ihr typischen desolaten Zustand ist, versprüht er doch einen gewissen Charme, schließlich logiert man in dem alten Hauptquartier der französischen Mandatsmacht.
Während mein Mitpraktikant vor dem Vorlesungssaal den Bücherstand mit den Publikationen des Orient-Instituts betreut, kümmere ich mich um die Technik und lausche dabei den Vorträgen.
Schwerpunkte der Tagung sind u.a. verschiedene Arten und Inhalte von Bildungsvermittlung, die Entwicklung und Finanzierung von Medressen sowie das Verhältnis von Lehrenden und Schülern. Im wesentlichen handelt es sich um historische Abhandlungen, doch bald zeigt sich die aktuelle Brisanz einiger Themenkomplexe, die sich schwer auf das akademische Feld beschränken lassen.
Das gilt insbesondere für die osmanische Oberherrschaft über die Levante. Schon zu Beginn der Konferenz formulieren einige, vor allem deutsche Forscher, den expliziten Anspruch der Konferenz, die osmanische Epoche nicht bloß als Zeit von Unterdrückung und Dekadenz darzustellen. Doch das Diktum der osmanischen Tyrannei hält sich insbesondere bei den arabischen Teilnehmern. So entfaltet sich eine für dieses historische Thema seltsam anmutende Diskussion, die die Emotionen der älteren und sonst sehr beherrschten Herren teilweise überschäumen lässt. Während die arabischen Teilnehmer sich über die Idealisierung der osmanischen Epoche beschweren, sehen sich die türkischen Beitragenden genötigt, die positiven Seiten osmanischer Verwaltung hervorzuheben. Es wird deutlich, wie sehr die Osmanen selbst bei professionellen Historikern heute noch eher als negativer Bezugspunkt, denn als historisches Forschungsobjekt gesehen werden, wie sehr die moderne arabische Identität mit der Dämonisierung der Osmanen zusammenhängt.
In einer anderen Diskussionsrunde wirft ein Student die Frage nach nicht-sunnitischen Bildungseinrichtungen in den Raum und trifft damit einen wunden Punkt, schließlich verstehen alle Vortragenden unter islamischen Bildungseinrichtungen sunnitische. Zu meinem Erstaunen wird die Frage abgewürgt und nicht weiter behandelt, auch keinen der Teilnehmer scheint das zu stören. Beim gemeinsamen Abendessen frage ich einen Professor nach dem Vorfall. Obwohl er mir zunächst versichert, kein explizites Motiv zu vermuten, räumt er später hinter vorgehaltener Hand etwas anderes ein:"Erstens, sind wir hier in Tripoli, einer 100% sunnitischen Stadt. Außerdem ist es ja bekannt, dass es zwischen beiden Gruppen bis heute Spannungen gibt. Die schiitischen Bildungseinrichtungen gehören auch ins Bild, das stimmt, aber alles können wir hier nicht machen."
Neben der islamischen Bildung (mit oben stehender Einschränkung) soll auch die der anderen Religionsgemeinschaften im Blickpunkt stehen. Jedoch beschäftigt sich nur einer der fast 20 Vorträge mit dem Bildungswesen der griechisch-orthodoxen Kirche, jüdische Bildungseinrichtungen beispielsweise werden überhaupt nicht erwähnt.
Trotz dieser Kritikpunkte ließen sich einige interessante Erkenntnisse aus der Konferenz gewinnen. Beispielsweise, dass Bildung (nicht ausschließlich theologische) auch außerhalb fester Institutionen vermittelt werden konnte, dass sich das islamische Stiftungswesen (Waqf) relativ flexibel zur Studienfinanzierung nutzen ließ. Generell, dass das Bildungswesen sehr viel flexibler, vielfältiger und wandlungsfähiger war, als es das gängige Bild vom starren, unveränderlichen und dekadenten Orient glauben machen will.
Freitag, 14. November 2008
Somalia: Islamisten auf dem Vormarsch
Merka ist von besonderer strategischer Bedeutung, weil das UN-Welternährungsprogramm den Hafen nutzt um die notleidende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Nach Angaben des Roten Kreuzes sind in Zentral- und Südsomalia mehr als 400000 Flüchtlinge auf humanitäre Hilfe angewiesen.
al-Shabab sind eine militante Bewegung die aus der "Union der Islamischen Gerichte" hervorgegangen ist. Diese hatte bereits 2006 weite Teile Somalias unter ihre Gewalt gebracht, bevor die Armee des großen Nachbarlandes Äthiopien intervenierte und die Islamisten bis an die kenianische Grenze zurückdrängte. Anfang 2008 wurden die Shabab von den USA auf die Liste terroristischer Organisationen gesetzt.
Auch jetzt ist die äthiopische Armee der stärkste Widersacher der somalischen Islamisten. Offiziell sind die Äthiopier im Land um die Interimsregierung zu stützen, die das Land formal regiert, deren Machtbereich sich praktisch jedoch nur auf einen Bruchteil des Landes am Horn von Afrika erstreckt.
In einigen Vororten Mogadischus lieferten sich die Shabab bereits Gefechte mit den Äthiopiern, die sie als ungläubige Besatzer bekämpfen. Erst wenn sich die äthiopischen Truppen zurückziehen wollen die Islamisten mit der Übergangsregierung und anderen somalischen Milizen in Verhandlungen über eine Machtteilung treten. Ihr langfristiges Ziel sei es jedoch Somalia unter der Sharia zu vereinen.
Nach den Erfahrungen des Jahres 2006 reagieren viele Somalier gespalten auf eine islamistische Machtübernahme. Zwar sehnen sich viele nach einem Ende der Rechtlosigkeit, die seit mehr als 15 Jahren das Land ergriffen hat. Gleichzeitig üben die Islamisten ein rücksichtsloses Regime aus, in dem "unislamisches Verhalten" - die Bandbreite reicht vom Fußball gucken bis zum außerehelichen Geschlechtsverkehr - mit drakonischen Strafen belegt wird.
Mittwoch, 12. November 2008
Ägypten: Aktien für Alle
Unklar ist bislang wann die Aktienpakete ausgegeben werden und welchen Wert sie haben. Spekulationen, nach denen pro Kopf Aktien im Wert von umgerechnet knapp 300 Euro vergeben werden sollen, wurden nicht bestätigt. In jedem Fall wären die Auswirkungen dieses Regierungsplans für das Land, in dem 40 Prozent der Bürger von weniger als 2 US-Dollar pro Tag leben, gewaltig.
Nach jetzigem Stand kommen 155 staatliche Unternehmen für eine Privatisierung in Frage. An jedem Unternehmen will der Staat jedoch zwischen 30 und 67 Prozent der Aktien behalten - bei strategisch wichtigen Betreiben wie etwa der Zement- und Stahlindustrie mehr, bei anderen weniger. Ein Teil der Aktien soll in einen Fond für zukünftige Generationen fließen, mit dem etwa Bildungsprojekte finanziert werden sollen.
Seit Mitte der 1990er Jahre wurden bereits einige Staatsunternehmen privatisiert, zu allererst Telekommunikationsunternehmen und Banken. Für viele Leute an entscheidenden Positionen war dieser Privatisierungsprozess eine Einladung zur Selbstbereicherung. Bei der Entscheidung darüber wann welche Aktien zu welchem Preis ausgegeben werden, sollen horrende Bestechungsgelder geflossen sein.
Mit dem jüngsten Plan, an dem Präsidentensohn Gamal Mubarak federführend mitgewirkt hat, soll die Akzeptanz für den Privatisierungsprozess erhöht werden. In einem Land, in dem sich die Schere zwischen Arm und Reich im letzten Jahrzehnt immer weiter geöffnet hat, soll nun auch die Unterschicht von den Segnungen der Privatisierung profitieren.
Besonders in diesem Jahr haben die Ägypter mit steigenden Rohstoffpreisen und eine Inflationsrate von 20% zu kämpfen. Anfang 2008 vervielfachte sich der Brotpreis, es kam zu Streiks und Protesten gegen die Regierung. Gamal Mubarak versicherte jedoch, dass der jüngste Plan keine Reaktion auf die Wirtschaftskrise sei, sondern in den letzten beiden Jahren sehr sorgfältig von Wirtschaftsexperten ausgearbeitet wurde.
Die Frage ist nun, wie arme Ägypter auf den plötzlichen Geldsegen durch die Gratisaktien reagieren werden. Höchstwahrscheinlich wird ein Großteil von ihnen die Papieren umgehend verkaufen. Der Plan, die ägyptischen Bürger am langfristigen Erfolg der privatisierten Unternehmen teilhaben zu lassen, dürfte damit scheitern.
Dienstag, 11. November 2008
Unruhen in Libyen
Der Darstellung einer staatlichen libyschen Zeitung zufolge entzündeten sich die Kämpfe an Streitigkeiten zwischen Mitgliedern des Stämme Tuba und Zawia, bei denen 6 Menschen getötet worden sein sollen. Daraufhin habe die libysche Regierung zusätzliche Sicherheitskräfte in die 1400 Kilometer von Tripoli entfernte Stadt entsandt.
Etwas anders wird die Lage von ausländischen Medien und der oppositionellen "Nationalen Front für die Rettung Libyens" (NFSL) dargestellt. Demnach haben sich Angehörige des Tuba-Stammes gegen die Regierung erhoben um gegen ihre Benachteiligung und den Mangel an medizinischer Versorgung in der entlegenen Wüstenregion nahe der ägyptischen Grenze zu protestieren. Dem afrikanisch-stämmigen Stamm wird von libyscher Seite vorgeworfen, eher dem südlichen Nachbarland Tschad gegenüber loyal zu sein.
Die Demonstranten hätten mehrere Regierungs- und Verwaltungsgebäude in Kufra in Brand gesetzt. Bei Kämpfen mit den Regierungstruppen seien 11 Zivilisten ums Leben gekommen. Die Straßen und Telefonleitungen in die Oasenstadt seien von der Regierung gekappt worden.
Trotz dieser Maßnahmen sollen sich die Unruhen mittlerweile auch auf andere libysche Städte ausgeweitet haben, unter ihnen auch die Küstenstadt Benghazi. Dort haben sich nach Angaben der NFSL Studenten Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert.
Auch wenn die Unruhen in Kufra und Benghazi wohl nicht in direktem Zusammenhang stehen, zeigen sie eine wachsende Unzufriedenheit im Volk mit der Bevölkerung, die sonst kaum aus dem abgeschotteten Staat Gadhafis nach außen dringt. Angesichts der Opferzahlen sind die Unruhen der letzten Tage die schwersten in Libyen seit 2006. Damals waren bei Protesten gegen die Muhammad-Karikaturen 10 Menschen ums Leben gekommen.
Montag, 10. November 2008
Iran: Wirtschaftsexperten contra Ahmadinejad
Besonders angeprangert wird laut der Nachrichtenagentur AFP in dem Brief die "fehlgeleitete Handelspolitik und und die Politik der Spannungen mit dem Rest der Welt, die den Iran der Handelsmöglichkiten und ausländischer Investitionen beraubt."
Die UN-Sanktionen als Folge der iranischen Weigerung die Uran-Anreicherung zu stoppen kosteten der Wirtschaft zusätzliche Milliarden US-Dollar, so die Ökonomen weiter. Die Regierungspolitik sei getrieben von "extremistischem Idealismus" und verkenne die Folgen für die iranische Wirtschaft. Diese Politik sei mitverantwortlich dafür, dass die Inflationsrate mittlerweile auf 30% gestiegen sei.
Mahmud Ahmadinejad wies die Kritik zurück und erklärte, die Wirtschaftsexperten wollten dem Iran das amerikanische Wirtschaftsmodell aufzwängen. "Einige wollten einen Wirtschaftsplan vorschlagen, wie er in den USA angewandt wird." Gerade angesichts der weltweiten Finanzkrise sei es jedoch besonders wichtig ein eigenständiges Wirtschaftssystem aufzubauen.
Ein vom Präsidenten angestoßenes Reformvorhaben stößt bei den 60 Ökonomen auf besonders heftigen Widerstand. Ahmadinejad plant staatliche Subventionen zu streichen und stattdessen das Geld direkt an die Bürger auszuzahlen - monatlich im Schnitt etwa 50 US-Dollar. Nach Ansicht der Wirtschaftswissenschaftler verschiedener iranischer Universitäten würde dieser Plan die Inflation im Iran nur weiter anheizen.
Das aktuell größte Problem für die Wirtschaft im Iran ist der fallende Ölpreis. 80% seiner Auslandseinnahmen bezieht der iranische Staat durch den Erdölexport. Der Preis für ein Barrel ist jedoch seit Juli von über 140 US-Dollar auf 60 Dollar gefallen. Damit bricht die wichtigste Einnahmequelle weg.
Sollte der Erdölpreis weiter fallen droht dem Iran im nächsten Jahr ein Haushaltsdefizit. Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds benötigt Teheran einen Pries von mindestens 90 Dollar pro Barrel um den Staatshaushalt ausgeglichen zu gestalten.
Präsident Ahmadinejad ficht dies nicht an. Er erklärte erst gestern, dass der Iran das Land sei, dass von der weltweiten Wirtschaftskrise am wenigsten betroffen sei.
König Abdallah entlässt Prinz Mishal
Der Zeitpunkt der Entlassung legt jedoch einen anderen Schluss nahe. Seit Mishal 1996 den Posten als Provinzgouverneur angetreten hatte, wurde ihm seitens der mehrheitlich ismailitischen Bevölkerung Najrans vorgeworfen, die schiitische Strömung systematisch zu diskriminieren. Erst im April diesen Jahres hatten 77 religiöse und politische Führungspersönlichkeiten der ismaliilitischen Gemeinschaft in Form einer Petition an König Abdallah den Rücktritt Mishals gefordert. Im September 2008 geriet das Mitglied der Königsfamilie schließlich in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit, als sich Human Rights Watch ausführlich mit der Situation in Najran beschäftigte und Diskrimierungsstrategien unter anderem auf dem Arbeitsmarkt und bezüglich der Ausübung religiöser Praktiken offenlegte. Nicht zuletzt wies der Bericht darauf hin, dass Mishal die Ansiedlung sunnitischer Jemeniten begünstigt habe, um die demographischen Verhältniss in Najran umzukehren.
König Abdallah hat mit der Entlassung seiner vielfach bemühten Rhetorik gegen Extremismus und für Moderation sowie inner-religiöser Versöhnung Taten folgen lassen. Der Schritt beweist insofern Mut, dass einflussreiche Mitglieder der Königsfamilie und Religionsgelehrte der Annäherung zwischen Sunniten und Schiiten ablehnender gegenüber stehen. Folgerichtig wird die Entlassung als "selbstgewählt" dargestellt, um größere Dissonanzen zu vermeiden. Bezeichnend ist außerdem, dass die überfällige Entscheidung erst getroffen wurde, als durch den HRW-Bericht der Druck von Außen wuchs. Bereits 1993 im Zuge des 2. Golfkriegs und 2002/03 als Reaktion auf die Ereignisse des 11. September folgte die saudische Politik gegenüber der schiitischen Minderheit einem ähnlichen Paradigama, als außenpolitische Ereignisse die Stabilität der saudischen Herrschaft gefährdeten und die al-Sa'ud veranlassten, gegenüber der schiitischen Minderheit Zugeständnisse zu machen.
Samstag, 8. November 2008
From US to USJ - Studentenwahlen im Libanon
Den Anfang der studentischen Wahlkampfsaison macht die traditionsreiche frankophone Université St.-Joseph, auf deren vier Beiruter Campi an diesem 7. November abgestimmt wird. Ich begebe mich bereits am frühen Morgen zum umkämpftesten Campus nahe des Ausgehviertels Monot, der die stark politisierten Fakultäten für Jura und Wirtschaft umfasst. Bereits um 8 Uhr morgens ist der Campus brechend voll, fast alle hier eingeschriebenen Studenten, so scheint es, wollen den Wahltag in seiner Gänze erleben. Es herrscht hektische Betriebsamkeit, überorts werden noch unentschlossene (oder uninteressierte) Wähler von eifrigen Aktivisten bearbeitet, Flyer verteilt, oder Interviews in die Kameras des größten libanesischen Fernsehsenders LBC gegeben.
Die beiden politischen Lager March 14 und March 8 haben selbiges relativ weit voneinander bezogen. Die Anhänger der Regierung vor der juristischen, die der Opposition vor der Wirtschaftsfakultät. Da der Großteil der Studenten Christen sind, stehen sich hier auch vorwiegend die Anhänger Michel Aouns von FPM und die Lebanese Forces Samir Geageas als Kontrahenten gegenüber. Auf den ersten Blick ist jedoch keines der beiden Lager eindeutig identfizierbar - die Universitätsleitung hat alle politischen Symbole vom Campus verbannt, wenn sie es auch kaum vermag, die Politik auszusperren. Die studentischen Aktivisten schaffen es jedoch, dieses Verbot geschickt zu umgehen und sich mit griffigen, aber unverfänglichen Slogans zu schmücken: So liest man bespielsweise auf den T-Shirts und Buttons der Aoun-Anhänger in weißer Schrift auf blauem Grund "Perfection et Changement" - eine kaum zu verkennende Anspielung auf Barack Obamas zugkräftiges Wahlmotto. Die Lebanese Forces wiederum recyclen den Klassiker Che Guevaras "Hasta la Victoria Siempre" - auch wenn ihr Urheber nicht weiter von ihrer Ideologie entfernt sein könnte.
Bis zum späten Nachmittag stimmen die Studenten ab, in der Zwischenzeit unterhalte ich mich mit zahlreichen Aktivisten beider Lager, unter anderem den beiden Kandidaten für die studentische Führung der juristischen Fakultät. Bashir und Marc verstehen sich normalerweise recht gut, bei meinem letzten Besuch auf dem Campus zwei Wochen zuvor scherzen sie noch locker miteinander. Heute würdigen sie sich keines Blickes, sind voll auf den eigenen Wahlerfolg fixiert. Marc, der Kandidat der FPM, versucht mir den besonderen Charakter seiner Partei näher zu bringen: "FPM ist keine durchstruktierte Partei im traditionellen Sinne, es ist vielmehr eine Massenbewegung. Alle unsere Aktivisten engagieren sich freiwillig, ohne dafür etwas von der Partei zu erhalten." Sein Kontrahent Bashir erzählt mir relativ offen, eine Parteikarriere innerhalb der Lebanese Forces anzustreben:"Die LF sind die einzige Partei, die voll auf die Jugend setzt und in der auch wir jungen Menschen Einfluss ausüben können."
Gegen 17 Uhr beginnt die Verkündung der Ergebnisse, die sich allerdings beträchtlich in die Länge zieht, schließlich geht es neben der Präsidentschaft der Fakultäten auch um die Besetzung der Studentenverwaltung, wofür jeder zu vergebene Platz ebenfalls zur Wahl steht. Beide Lager haben Vebindungsleute bei den Auszählungen, so dass immer wieder Gerüchte über den Auszählungsstand durchsickern. Plötzlich brandet Jubel auf, Bashir lässt sich von seinen Anhängern auf den Schultern tragen und skandiert mit ihnen "Wir haben die Präsidentschaft gewonnen!". Doch zu früh gefreut. Das tatsächliche Endergebnis sickert durch: Marcs FPM hat mit einer Stimme Vorsprung gewonnen. Während Bashir bleich zusammensinkt, wird Marc von seinen FPM-Aktivisten umringt und eilt mit ihnen zur juristischen Fakultät. Seine Anhänger formen mit Daumen und Zeigefinger das Erkennungszeichen der Aounis, das Omega, und holen die bislang versteckt gehaltenen orangenen Parteifahnen heraus. Bevor sie wieder zu ihrer Basis zurückeilen, stimmen sie noch politische Solagans an. So skandieren sie etwa rythmisch "General", oder "Aoun ca va", sogar der Slogan der Hizbullah-Anhänger "Allah, Nasrallah wa Dahiye kullha (=Gott,Nasrallah und ganz Dahyie) ist zu hören, das ganze vor den Augen der Lebanese Forces, die sich sichtbar provoziert fühlen. "Das ist das Schlimmste an der FPM. Dass sie sich mit diesen Hizbullah-Leuten eingelassen haben und wir hier in Achrafiyeh diese fremden Slogans ertragen müssen."
Zwei Stunden später jedoch schlägt die Stunde der Lebanese Forces. Sie gewinnen die Präsidentschaft an der Wirtschaftsfakultät und ziehen prompt im Siegsmarsch dorthin, zum Lager Aoun-Anhänger, ebenso wie es ihre Kontrahenten zuvor taten. Ein kleiner Funke könnte genügen, um die Lage eskalieren zu lassen. Zwar darf die schwerbewaffnete Armeestaffel vor den Toren des Campus diesen nicht betreten, doch steht daneben schon ein Feuerwehrwagen bereit - bei schweren Zusammenstößen vor zwei Jahren hatte man die Studenten kurzerhand mit dem Wasserstrahl im Zaum zu halten versucht. Diesesmal bleibt es gewaltfrei, die Geagea-Anhänger marschieren wieder in ihr Lager zurück und feiern ihren Sieg ausgiebig. Sie formen ihre Hände zum Delta, ihrem Erkennungszeichen und ebenso wie ihre Kontrahenten zeigen sie nun auch offen ihre Parteisymbole, ohne das die Verwaltung wirklich einschreiten könnte. Neben den obligatorischen "Hakim" (der Weise)-Rufen lebt in ihren Parolen deutlich der Geist der Vergangenheit weiter: "Bashir hay fina"(=Bashir ist bei uns lebendig) hört man nun - eine Reminiszenz an den 1982 ermordeten Gründer der Lebanese Forces Bashir Gemayel. Und ebenso skandieren sie die Slogans ihrer politischen Verbündeten, so etwa "Allah, Hariri, Tarik Jdeide" - was wiederum eine direkte Erwiederung auf den zuvor erwähnten Hizbullah-Slogan ist. Marc erklärt mir sichtbar wütend: "March 14 hat Unmengen für den Wahlkampf ausgegeben, ca. 30.000$. Es ist klar, dass das Geld von Hariri kommt, der sich seinen Einfluss in der Wirtschaftsfakultät sichern will."
Kurz nachdem die letzten Ergebnisse verkündet wurden, verlasse ich den Campus und frage den immer noch niedergeschlagenen Bashir nach seinem Fazit: "Ich habe sechs Monate für diesen Tag gearbeitet. Ich bin sehr enttäuscht.", fasst er den Rückschlag für seine politischen Ambitionen zusammen.
Insgesamt offenbarte der Wahlverlauf die ungebrochene Politisierung der Studentenpolitik, zudem auch die starke Polarisierung der Parteienlandschaft, ungeachtet jeglicher Annäherungs- und Kooperationsversuche der Politiker auf nationaler Ebene. Es ist besonders die Emotionalität, die aus politischen persönliche Gegensätze macht und den eigentlichen Zündstoff darstellt. Keine Frage, bei der nächste Runde politischer Mobilisation werden die Studenten wieder an vorderster Front stehen. Marc und Bashir mögen in ein bis zwei Wochen wieder locker herumalbern, genauso schnell aber können sie sich als bloße Feinde betrachten und ihre Anhänger gegeneinander aufhetzen. Spätestens bei den nächsten Wahlen.
Freitag, 7. November 2008
"Waltz with Bashir" - eine Rezension
Donnerstag, 6. November 2008
Arabische Zeitungen zur Wahl Obamas
- "al-Ahram", Ägypten:
- "al-Watan", Syrien:
- "al-Madina", Saudi-Arabien:
- "al-Watan", Oman:
Dienstag, 4. November 2008
Iran: Parlament entlässt Innenminister Ali Kordan
Später stellte sich heraus, dass Kordan noch nicht einmal einen Bachelor oder einen vergleichbaren Universitätsabschluss erworben hat. Ein angebliches Zeugnis aus Oxford, das Kordan im August präsentierte, war gespickt mit Rechtschreibfehlern. Seither war der Innenminister, der darüberhinaus als äußerst korrupt gilt, eine Witzfigur.
188 der 247 Majlisabgeordneten stimmten für den Antrag zur Amtsenthebung Kordans, 45 dagegen, 14 enthielten sich der Stimme. Der Minister selbst war ebenso wie Präsident Mahmud Ahmadinejad der Parlamentssitzung ferngeblieben.
Das Misstrauensvotum ist ein weiterer schwerer Schlag gegen Ahmadinejad, der innenpolitisch wegen der Wirtschaftskrise, geplanten Steuererhöhungen und der grassierenden Inflation von knapp 30% erheblich unter Druck steht. Der Präsident hatte seinen Innenminister bis zuletzt verteidigt und versucht ihn als Opfer einer Kampagne darzustellen, die von den Feinden der islamischen Republik Iran gesteuert werde.
Der Posten des Innenminister ist besonders für die Organisation der nächsten iranischen Präsidentschaftswahlen Mitte 2009 wichtig. Ahmadinejad möchte dann wiedergewählt werden und sich bereits im Vorfeld mit Hilfe des Innenministers und des Wächterrats ausichtsreicher Gegenkandidaten entledigen. In den letzten Wochen soll der Präsident jedoch mehrere Schwächeanfälle erlitten haben. Über seinen Gesundheitszustand wird im Iran seither wild spekuliert.
Montag, 3. November 2008
Arabien sucht den Super-Imam
"Man yukmil al-Risala? - Wer trägt die Botschaft weiter?" - so soll die Sendung heißen, die von dem religiösen Fernsehsender Iqra-TV aus Saudi-Arabien im gesamten Nahen Osten ausgestrahlt wird. Drei Monate lang sollen die Castingkandidaten zusammenleben und in dieser Zeit von Amr Khaled ausgebildet werden.
Der 41-jährige Amr Khaled wurde in Ägypten geboren. Seit 1998 ist als als Prediger im arabischen Fernsehen tätig und hat im Laufe dieser Zeit eine wachsende Zahl an zumeist jugendlichen Anhängern gewonnen. Seine Kernbotschaft lautet, dass sich der islamische Glauben und ein modernes Leben vereinbaren lassen. Ein starker Glaube liefere die Motivation ein besserer Mensch zu sein und es im Leben weit zu bringen. Diese Botschaft kommt bei vielen jungen Muslimen gut an und gibt ihnen Selbstbewusstsein. Das Magazin Time führte Amr Khaled 2007 auf ihrer Liste der einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt auf Platz 13.
Muslimische Kritiker halten Amr Khaled vor, dass er keine religiöse Ausbildung erhalten habe, die ihn berechtige zu predigen. Khaled selbst verweist darauf, dass er keine Rechtsgutachten erlasse und darüber hinaus lediglich seine eigenen Gedanken und Ideen verbreite.
Auf die Ankündigung seiner Imam-Castingshow hat das religiöse Establishment im Nahen Osten bislang nicht reagiert. Allerdings ist die große Popularität Amr Khaleds Institutionen wie der al-Azhar-Universität schon länger ein Dorn im Auge. Man kann nicht davon ausgehen, dass die religiösen Eliten die Ausstrahlung einer Reality-Show über die Imamausbildung begrüßen.
Amr Khaled argumentiert, dass sich junge Prediger der neuen Zeit anpassen müssten. Um junge Leute anzusprechen müssten neue Wege betreten werden, auch wenn diese durch ein TV-Studio führen. Nach 3 Monaten entscheiden dann die Fernsehzuschauer wer zum "Super-Imam" gewählt wird. Interessenten können sich ab sofort auf Amr Khaleds Website bewerben.