Drei Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Naivasha steht der Südsudan erneut am Rande eines Bürgerkriegs. So äußerte sich jedenfalls der stellvertretende Vorsitzende des Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM), Pagan Amum, gestern. Zuvor war es in dem Gebiet um die Stadt Abyei zu den schwersten Kämpfen zwischen der sudanesischen Armee und örtlichen Rebellengruppen seit dem Friedensschluss im Januar 2005 gekommen.
Das Gebiet um Abyei mit seinen Erdölvorräten und weitläufigen Weidegründen liegt genau an der Grenze zwischen dem Nordsudan und dem autonomen Süden. Zwischen der SPLM und der Regierung in Khartoum herrscht Uneinigkeit darüber, ob die Region an dem Referendum, indem die Bewohner des Südsudan 2011 über ihre Unabhängigkeit entscheiden sollen, teilnehmen darf. Gemäß des Friedensabkommens von Naivasha sollten die Bewohner Abyeis dann bestimmen, ob sie sich dem Norden oder dem Süden anschließen wollten.
SPLM-Vize Pagan Amum beschuldigt die sudanesische Regierung schwerer Verbrechen in Abyei. "Sie verüben eine ethnische Säuberung. Sie haben mehr als 100000 Menschen vertrieben, ihre Dörfer niedergebrannt und all ihr Eigentum geplündert." Auch Flüchtlinge erklärten, das Regime in Khartoum wolle mit seinen Angriffen, das rohstoffreiche Gebiet für den Norden sichern. Viele der nun Vertriebenen waren erst in den vergangenen 3 Jahren in ihre Heimat zurückgekehrt.
Das Vorgehen der sudanesischen Armee sei ein "klarer Hinweis dafür, dass sie eine Endlösung für die Abyei-Frage suchen, indem sie die Menschen töten und vertreiben.", so Amum weiter. Er fordert eine Entmilitarisierung des Gebiets. Gemäß dem Abkommen von Naivasha sollten die Blauhelme der UNMIS-Mission in der Region um Abyei patroullieren und die Sicherheit garantieren. Sowohl die sudanesische Armee als auch die SPLM haben dies bislang verhindert.
Die SPLM ist zwar an der Regierung in Khartoum beteiligt, eine funktionierende Zusammenarbeit zwische ihr und der Nationalen Kongresspartei (NCP) von Staatschef Umar al-Bashir findet jedoch praktisch nicht statt. SPLM-Chef Salva Kiir drohte in der Vergangenheit mehrfach mit einem Bruch der Koalition, da die NCP die Umsetzung des Friedensvertrages sabotiere und warnte vor einem neuen Krieg.
Sollten sich die Kämpfe von Abyei aus auf andere Teile des Südsudan ausbreiten droht in der Tat ein Wideraufflammen des Bürgerkriegs, der von 1983 bis 2005 knapp 2 Millionen Menschen das Leben kostete und mehr als 4 Millionen zu Flüchtlingen machte.
Dienstag, 27. Mai 2008
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