Dienstag, 31. Januar 2006

Nach dem Comic-Skandal: Clinton warnt vor anti-islamischen Ressentiments

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton warnt vor wachsenden anti-islamischen Vorurteilen und vergleicht diese mit dem Anti-Semitismus des vergangenen Jahrhunderts. Gleichzeitig verurteilte er die Veröffentlichung von Cartoons in dänischen Zeitungen, in denen Prophet Mohammed dargestellt wurde.
"Was werden wir machen? Werden wir das anti-semitische Vorurteil durch das anti-islamische Vorurteil ersetzen?", fragte der Elder Statesman gestern in einer Rede auf einer Wirtschaftskonferenz in Doha, der Hauptstadt Qatars. "In Europa haben wir in den vergangenen 50 Jahren schwierige Anstrengungen unternommen um Vorurteile gegen Juden, um den Anti-Semitismus, zu bekämpfen.
Die 12 Comics, die im Spetember in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen waren und Anfang Januar in einem norwegischen Magazin nachgedruckt wurden, in denen der Prophet Muhammad in für viele Muslime verletzender Weise dargestellt wurde, nannte Clinton "entsetzlich". Unter anderem wurde der Gesandte Gottes mit einem Turban in Form einer Zeitbombe abgebildet.
"Niemand von uns ist frei von Stereotypen über Menschen verschiedener Rassen, ethnischer Gruppen und unterschiedlicher Religionen ... Es gibt dieses erschütternde Beispiel aus Dänemark ... diese abscheulichen Comics gegen den Islam." Clinton kritiserte zudem die Tendenz in westlichen Gesellschaften negative Nachrichten über islamistische Gewalttaten zu verallgemeinern. "Weil die Leute Überschriften lesen, die sie nicht mögen, müssen sie diese dann auf eine ganze Religion, einen ganzen Glauben, eine ganze Region und ein ganzes Volk beziehen?"
Der bedeutende islamische Kleriker Yusuf al-Qaradawi hat unterdessen in einer Rede im qatarischen Staatsfernsehen die Vereinten Nationen aufgefordert, die Diffamierung eines jeden Propheten oder einer jeden von einer Religion verehrten Persönlichkeit zu verbieten. "Wir Muslime betrachten es als schweres Verbrechen einen Propheten, dazu gehören auch Jesus und Moses, zu missbrauchen oder zu beleidigen. Jeder Muslim, der so etwas tut, hat aufgehört Muslim zu sein."
Qaradawi, der mir einer eigenen Talkshow auf al-Jazeera, in der er Rechtsgutachten erstellt, in der gesamten arabisch-sunnitischen Welt große Achtung und Bekanntheit genießt, erklärte, Pressefreiheit bedeute nicht die Freiheit andere Menschen zu beleidigen. Dies stelle einen Übergriff auf anderer Leute Rechte dar und enthülle zudem die Unkultiviertheit des Täters. Das Verhalten der dänischen Zeitung sei "gleichbedeutend mit dem Aufruf zu rassistischen und religiösen Übergriffen."

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