Dienstag, 31. Januar 2006
Syrien: Kentucky Fried Chicken eröffnet Filliale in Damaskus
Inmitten der momentaren politischen Spannungen zwischen Syrien und den USA, die die bilateralen Beziehungen deutlich haben abkühlen lassen, ist auf wirtschaftlichem Gebiet zunächst Ungewöhnliches zu hören. Denn in diesen Tagen öffnet mit Kentucky Fried Chicken (KFC) das erste offiziell lizensierte amerikanische Fast-Food-Restaurant in Syrien.
Zwar hatte das Regime in Damaskus infolge des scharfen Tones aus Washington, der die Untersuchungen zum Mordfall Hariri begleitete, einen Boykott gegen amerikanische Waren initiiert, dieser scheint jedoch vorrangig propagandistischen Zwecken zu dienen, witschaftspolitisch läuft er den reformorientierten Plänen eher entgegen. Tatsächlich ist man nämlich bemüht im Zuge der Öffnung der immer noch zu großen Teilen verstaatlichten Wirtschaft neue Investoren ins Land zu holen.
Diesem Ruf folgen, trotz anti-amerikanischer Propaganda der syrischen Staatspresse und auch gegen die Einwände amerikanischer Regierungsvertreter, in den letzten Jahren immer mehr internationale Großkonzerne. So betrat Coca-Cola ebenso den syrischen Markt wie Konkurrent Pepsi, der bereits in Syrien selbst herstellen lässt.
Nun erreicht die Expansion amerikanischer Fast-Food-Ketten im Nahen Osten auch Syrien. Der in Kuwait ansässigen Firma Americana wurden von Pizza Hut u.a. entsprechende Franchise-Lizenzen zum Aufbau von Restaurants in der Region übertragen. Deren Besitzer, der Kuwaiti Nasser Khourafi, investiert bereits seit längerem in Syrien und zeichnet u.a. für den Bau des Sheraton-Hotels in Aleppo verantwortlich.
Bei der Bevölkerung scheint die Neueröffnung auch auf wenig Widerstand zu stoßen. Ohnehin dürfte angesichts der hohen Preise nur eine kleine Schicht aufstrebender Neureicher (sowie die Kinder hoher Staatsbeamter) zur zukünftigen Klientel des Restaurants zählen, während der Großteil des Volkes weiterhin den zahlreichen kleinen Grillhähnchenständen treu bleiben wird.
Von Reuters während der Eröffnung gesammelte Statements stammten denn auch vorrangig aus jenen höheren Kreisen: "Ich verurteile die amerikanische Politik aufs schärfste, aber Nahrungsmittel haben mit Politik nichts zu tun.", sagte beispielweise der 26-jährige Modedesigner Tarq Mashnouq. Andere Stimmen betonten, dass sie angesichts der Vogelgrippegefahr in der Region den Kontrollmechanismen und Hygienestandards einer großen Fast-Food-Kette eher vertrauen würden.
Ob das finanzielle Kalkül der Investoren aufgehen wird, bleibt abzuwarten. Vertreter von Americana äußerten bei der Eröffnung der Damaszener Filiale jedenfalls die Absicht, weitere Restaurants im Land einrichten zu wollen.
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