Saudi-Arabien hat Anklage gegen 991 militante Islamisten erhoben, die in den letzten fünf Jahren an Terroranschlägen im Land beteiligt gewesen sein sollen. Innenminister Prinz Naif bin Abdulaziz erklärte, die Angeklagten seien an einer Kampagne der "abtrünnigen Gruppe namens al-Qaida" gegen das saudische Königreich beteiligt gewesen.
Diese Kampagne der al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel sei gegen den saudischen Staat gerichtet, obwohl dort die Islamische Scharia gilt und das Land die Geburtsstätte des Islam und Sitz der Heiligen Stätten des Islam ist. Die angeklagten Islamisten seien an 30 Operationen gegen Ziele in Saudi-Arabien beteiligt gewesen. Weitere 160 geplante Anschläge seien von den Sicherheitskräften verhindert worden, so Prinz Naif weiter.
Bei den Anschlägen in Saudi-Arabien wurden seit 2003 164 Menschen getötet, unter ihnen 74 Sicherheitskräfte. Fast 1100 Menschen wurden dabei verletzt. Bei den Angeklagten seien tonnenweise Sprengstoff gefunden worden. Unter ihnen sollen auch Kämpfer sein, die zuvor aus Afghanistan und dem Irak ausgewiesen wurden.
Durch die Attentate verzerrten die Täter das Bild des Islam zu einer Religion des Terrorismus und brächten somit Schande über den Islam und die Muslime, so der Innenminister.
Ein erster Prozess gegen etwa 70 mutmaßliche al-Qaida-Mitglieder begann bereits gestern in Riyadh, damit dass die Verteidiger Einblick in die Klageschriften bekamen. Einige Anwälte sollen daraufhin ihr Mandat niedergelegt haben. Möglicherweise wird dieser Prozess nun bis zum Ende des Opferfestes im Dezember vertagt.
Die Anklage gegen militante Islamisten stellt für Saudi-Arabien ein Novum dar. Bislang scheute sich der Staat Prozesse gegen al-Qaida-Mitglieder einzuleiten, die die Todesstrafe für die Verurteilten nach sich ziehen könnten. Daher zog man es bislang vor, die Terroristen öffentlichkeitswirksam im Fernsehen abschwören zu lassen und die für das konservative Saudi-Arabien höchst unliebsame Angelegenheit auf diesem Weg zu klären.
Dienstag, 21. Oktober 2008
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