Freitag, 20. Januar 2006

Palästina: Hamas plant Image-Kampagne um Ansehen im Westen zu erhöhen


Die radikal-islamische Palästinenserbewegung Hamas investiert 180000 US-Dollar in die Dienste eines Medien-Beraters, der ihr helfen soll Europäer und Amerikaner davon zu überzeugen, dass sie keine Gruppe religiöser Fanatiker sei, die Selbstmordattentate ausführt und Juden hasst. Die Hamas erwartet, aus den am Mittwoch anstehenden Parlamentswahlen in den Palästinensergebieten als stärkste politische Kraft hervorzugehen und sucht daher die Anerkennung der USA und der EU.
"Die Hamas hat ein Image-Problem. Die Israelis haben es geschafft ein sehr schlechtes Bild von den Palästinensern entstehen zu lassen, besonders von den Muslimen und der Hamas. Mein Auftrag ist es , dieses Bild gerade zu rücken", erklärt Nashat Aqtash, der von der Hamas beauftragte "Spin-Doctor" gegenüber dem "Guardian". Er selbst lehne Gewalt ab und glaube "an den Weg Gandhis".
"Die Hamas glaubt nicht an den Terrorismus oder die Tötung von Zivilisten. Aber Ariel Sharon hat die Lute zornig und wütend gemacht. Manchmal sind wir unbedarft genug auf eine Weise zu reagieren, die die Israelis gegen uns verwenden.", so Aqtash, der auch an der Birzeit-Universität in Ramallah unterrichtet.
In der kommenden Woche will sich der Image-Berater an an den ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter und den schwedischen Ex-Premierminister Carl Bildt wenden, die als Wahlbeobachter in die Palästinensergebiete reisen.
Aqtash, der nach eigenen Angaben kein Hamas-Mitglied ist, und auch nicht wisse woher die Gruppe das Geld zu seiner Bezahlung beziehe, hat die Hamas-Führung aufgefordert ihre Rhetorik zu ändern. Die Hamas habe sich mit dem Jubel über Selbstmordattentate keinen Gefallen getan.
Auch sollten die Spitzen der Organisation nicht mehr länger von der Zerstörung Israels reden. "Abd al-Aziz Rantisi (ein Hamas-Führer der vor zwei Jahren von Israel getötet wurde) hatte im Fernsehen Dinge gesagt, die der Westen nicht akzeptieren kann, z.B die Auslöschung Israels angekündigt. Er hätte vom Leid der Palästinenser sprechen sollen. Er hätte sagen sollen, dass die Besatzung aufhören muss. Dies werden Ausländer akzeptieren.", so Aqtash weiter.
Der PR-Mann selbst distanziert sich halbherzig von der Politik der Hamas.: "Ich persönlich bin gegen das Töten. Die Tötung israelischer Zivilisten wird von der internationalen Gemeinschaft nicht akzeptiert. Sie glauben, das sei ein terroristischer Akt." Im gleichen Atemzug fügt er hinzu: "Aber Sharon war auch für die Tötung von Zivilisten verantwortlich. Während dieser Intifada hat die Hamas tausend Israelis getötet, einige waren Zivilisten, einige waren Soldaten. Aber die Israelis habe 4000 Palästinenser umgebracht. Es ist Krieg. Die Israelis nutzen F-16-Bomber - die Hamas nimmt Menschen. Wie auch immer, die Hamas hat seit einem Jahr keinen Selbstmordbomber mehr geschickt."

Aqtashs Tips an die Hamas:

  • Sag, du bist gegen die Israelis, aber nicht gegen Juden als solche
  • Sprich nicht von der Zerstörung Israels
  • Sprich über das Leid der Palästinenser
  • Feiere nicht die Ermordung von Zivilisten
  • Färb deinen Bart nicht mit Henna

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Besonders die Tips sind "großartig"! :)

echt humorvoll..


Aber die Frage bleibt-Was wird es ändern?-Nothing!Nada!Niente!
Ich , persönlich, glaube nicht, dass es jemals "Verständnis" zwischen Israelis und Palästinenser geben wird.

Asmus hat gesagt…

Ich hatte vor einigen Wochen die Gelegenheit Nashat Aqtash persönlich zu interviewen.

Schon vor Monaten hatte ich mir mir überlegt, das die Hamas eindeutig einen guten PR-Berater bräuchte, um ihr extrem schlechtes Image loszuwerden. Und dann hörte ich davon, dass Nashat Aqtash genau das getan hatte.

Ich habe ihn unter anderem gefragt, wie er (im bürgerlichen Leben Professor für Kommunikationswissenschaften an der Bir Zeit Universität) denn dazu kam, und er meinte die Hamas habe ihn gefragt, man habe um das Honorar verhandelt und sich geeinigt.

Er sei zwar kein Sympathisant der Hamas, aber Auftrag ist Auftrag, er sehe da keinen Unterschied.

Grundsätzlich sehe ich persönlich auch kein Problem damit, schließlich hat die Hamas tatsächlich ein kleines bis mittleres Image-Problem und hat (bisher) nicht den PR-Apparat wie beispielsweise die IDF.

Es fragt sich halt nur, inwieweit die Empfehlungen, die Nashat Aqtash ihnen gegeben haben, nicht nur für den Westen gedacht sind.

Nach dem Motto: Zuhause könnt ihr das Attentat gerne bejubeln, aber bitte nicht vor laufenden Kameras!