Donnerstag, 25. September 2008

Irakische Filme in Berlin und im Internet

Einen interessanten Einblick in die irakische Filmszene, die sich seit 2003 entwickelt hat, bietete am Mittwoch ein Filmabend im Berliner Kino Babylon. Anja Wollenberg und Klaas Glenewinkel von der Berliner NGO MICT präsentierten vor knapp 40 Interessierten Ausschnitte aus 12 Filmen, die in den vergangenen 5 Jahren im Irak gedreht wurden.

Den Anfang machte die Dokumentation "Iraq, My Country" von Hadi Mahood. In dem Streifen zeigt der Filmemacher Hadi Mahood eindrucksvoll seine Rückkehr in den Irak nach dem Sturz Saddam Husseins. Mahood war 1991 vor der Verfolgung des Baath-Regimes nach Australien geflohen und kehrte 2005 in seine Heimatstadt Samawa im Südirak zurück. Der Film beschreibt eindrucksvoll die Gewalt, die Hoffnungen der Menschen und die Lebensbedingungen Vieler im Irak nach Saddam.

Der Dokumentarfilm "Under the Ashes" von Ziad Turkey zeigt die Zerrissenheit vieler Intelektueller im heutigen Irak. Der Filmemacher begleitete den Poeten Ali Bader zum Kulturfestival al-Mada in Arbil, die Hauptstadt von Irakisch-Kurdistan. Dort diskutieren irakische Kulturschaffende über die Lage in ihrem Land und beklagen die konfessionelle Gewalt. Daneben treten Konflikte zwischen zurückgekehrten Exilanten und jenen zu Tage, die während der Diktatur der Baath-Partei im Irak blieben.

Der wohl bedeutendste irakische Spielfilm der letzten 5 Jahre heißt "Under Exposure", der vom in Berlin lebenden Regisseur Oday Rasheed gedreht wurde. Der Film entstand inmitten der Kriegswirren um die Jahreswende 2003/04 in Bagdad. Die Hauptrolle spielt ein irakischer Dokumentarfilmer, durch dessen Augen der Zuschauer das Leben verschiedener Menschen während des Krieges sieht. Der Überlieferung nach soll sich Rasheed das Zelluloid für den Film von Plünderern beschafft haben, die die Filmrollen nach Saddams Sturz aus Regierungsbeständen gestohlen hatten.

Sehr beklemmend wirkte bei der Vorführung der Film "Bekhal's Tears" des kurdischen Regisseurs Lauand Omar. Im Mittelpunkt steht die junge Studentin Bekhal, die von ihren Eltern mit einem Cousin verlobt wurde. Dieser beobachtet seine Verlobte bei einem Treffen mit einem anderen Mann in einem Cafe. Daraufhin vergewaltigt er seine Cousine. Als die Mutter davon erfährt, bittet sie ihren Mann Bekhal zu töten, da sie die Ehre der Familie beschmutzt habe.

Neben diesen ernsten Filmen zeigten Wollenberg und Glenewinkel auch kurze Viedoclips, die von jungen Irakern auf die Internetplattform Iraqiscope hochgeladen wurden. Dort berichtet etwa ein Mädchen mit Sprachschwierigkeiten von ihren Träumen und ihrer Bewunderung für Lionel Messi. Außerdem zeigen irakische Hausfrauen Rezepte für typische irakische Gerichte. Um Ahmed etwa bereitet Fasanjoon zu - Hühnchen mit Sesampaste und Granatapfelsirup.

Diese Filme und noch mehr kann man sich unter www.iraqiscope.org angucken.

Keine Kommentare: