Sonntag, 28. September 2008

Anschlag in Damaskus - Hintergründe und Spekulationen

Bei einem Bombenanschlag in Damaskus sind gestern 17 Menschen getötet und 14 weitere verletzt worden. Die Bombe detonierte in einem Viertel am Stadtrand nahe des Internationalen Flughafens aber auch der Sayyida-Zaynab-Moschee, einem schiitischen Gotteshaus, das ein beliebtes Ziel von Pilgern aus dem Libanon, dem Irak und dem Iran ist. Außerdem befindet sich in unmittelbarer Nähe des Tatorts ein Büro des Sicherheitsdienstes.

Der Anschlag ist der schwerste in Syrien seit mehr als 20 Jahren. Das Land gilt als einer der repressivsten aber auch sichersten Staaten in der Region. Im Verlauf dieses Jahres ereigneten sich hier jedoch bereits drei Anschläge. Am 14. Februar wurde der Hizbollah-Kommandeur Imad Mughniyeh durch eine Autobombe in Damaskus getötet. Anfang August wurde Mohammed Sleiman, ein hochrangiger General, der ein wichtiger Verbindungsmann zwischen dem syrischen Regime und der libanesischen Hizbollah gewesen sein soll, ermordet.

Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag vom Samstag Morgen bekannt und offizielle Stellen und Medien in Syrien halten sich mit Schuldzuweisungen - etwa in Richtung Israel - bislang auffallend zurück. Das libanesische Online-Portal Now Lebanon berichtet unter Berufung auf syrische Quellen, dass ein irakischer Selbstmordattentäter der al-Qaida das Attentat begangen habe. Demnach sei der Anschlag die Quittung für Syriens Entscheidung eine Botschaft in Bagdad einzurichten, sowie für die syrisch-israelischen Verhandlungen. In ersten Meldungen war noch von einer 200-Kilo-Autobombe die Rede gewesen.

Einer anderen Hypothese nach könnten sunnitische Extremisten aus dem Nordlibanon nach Syrien eingesickert sein und den Anschlag begangen haben. Bereits in der vergangenen Woche zog die syrische Armee tausende Soldaten an der libanesisch-syrischen Grenze zusammen - offiziell um Schmuggel zu verhindern. Demnach wäre der Anschlag die Vergeltung für den Angriff der von Syrien unterstützten Angriff der Hizbollah und ihrer Verbündeten auf die sunnitischen Stadtteile Beiruts im Mai diesen Jahres.

Allerdings könnte der Anschlag auch das Ergebnis eines möglichen Machtkampfes innerhalb der syrischen Führung sein. Möglicherweise sollte der Anschlag eine Art Denkzettel an Staatschef Bashar al-Assad sein, seine Annäherung an die EU sowie die Verhandlungen mit Israel zu stoppen. In jedem Fall hat die Explosion deutlich gezeigt, dass auch Syrien vor Anschlägen wie im Libanon oder im Irak nicht gefeit ist.

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