Samstag, 13. September 2008

Saudi-Arabien: Fatwa gegen "unmoralische TV-Sender"

Saleh al-Luheidan, der ranghöchste Richter Saudi-Arabiens, hat in einem Rechtsgutachten erklärt, dass es erlaubt sei die Besitzer arabischer Fernsehsender zu töten, die unmoralische Programme ausstrahlten.

Entsprechend äußerte sich der 79-Jährige in einer Radiosendung: "Jene die zu Zwistigkeiten aufrufen, jene die Verdorbenheit im Glauben propagieren, jene die dieses verhindern können, es aber nicht verbieten, können durch die Justiz getötet werden."

Der Vorsitzende des Obersten Justizrats im saudischen Königreich nannte zwar keinen TV-Sender namentlich, doch dürfte sich seine Fatwa gegen die zahlreichen arabischen Satellitenkanäle, in denen rund um die Uhr Musikvideos und Filme laufen, die den rigiden Moralvorstellungen der saudischen Wahhabiten entgegen stehen. Gerade während des laufenden Ramadan werden tägliche Abendserien ausgestrahlt, in denen leicht bekleidete Schauspielerinnen auftreten.

Mit seinem Rechtsgutachten stellt sich al-Luheidan aber auch gegen das saudische Königshaus. Einige Prinzen der weitverzweigten Königsfamilie al-Saud sind nämlich Besitzer von Fernsehsendern auf die Luheidans Fatwa abzielt. Das TV-Netzwerk Rotana mit seinen zahlreichen Musik- und Filmsendern befindet sich etwa im Besitz des Prinzen al-Walid bin Talal, der zudem auf dem 13. Rang der Forbesliste der reichsten Männer der Welt steht.

Ähnliches gilt für den Medienkonzern MBC, der neben amerikanischen Serien wie Desperate Housewives auch die türkische Daily Soap "Nur" ausstrahlt, die in den letzten Monate zu einem regelrechten Straßenfeger im Nahen Osten geworden ist.

Nun bleibt abzuwarten, ob es sich das Königshaus bieten lassen wird, dass der Oberste Richter das Landes mehr oder weniger direkt zur Ermordung saudischer Prinzen und anderer Geschäftsleute aufruft. Zwar hatte König Abdullah im vergangenen Jahr umfassende Justizreformen angekündigt, die die Macht des Obersten Justizrats unter al-Luheidan beschneiden sollen, doch wurdem diese bislang nicht in die Tat umgesetzt.

Das Dilemma der Herrscherfamilie wird anhand dieses Beispiels sehr deutlich. Auf der einen Seite braucht sie die Unterstützung und Legitimation durch die wahhabitischen Islamgelehrten, andererseits behindern diese das von König Abdullah immer wieder geäußerte Bestreben den militanten Islamismus und Fanatismus un Saudi-Arabien entschlossen zu bekämpfen.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bedeutung des saudischen Königshauses für Muslime weltweit: Hassobjekt #1

Bedeutung einer Fatwawa des saudischen Obermufti: tendiert gegen 0

Schade dass hier die so dermassen die kleinbürgerliche Arschkriecherei praktiziert wird, statt einmal die Realität darzustellen.

C.Sydow hat gesagt…

Es zwingt dich doch niemand unsere "kleinbürgerliche Arschkriecherei" hier zu verfolgen.

Im Übrigen finde ich es schon bedeutsam, wenn der Oberste Richter in dem Staat, der einer der engsten Verbündeten der USA in der Region ist, die Ermordung von Medientycoons gutheißt.

Anonym hat gesagt…

muss im ersten absatz wohl "nicht" heißen ...

Anonym hat gesagt…

Naja deine akademische Karriere ist wohl ganz deutlich eine Frage der richtigen ideologischen Ausrichtung. Mich wundert beim krassesten aller pro-westlichen Regime eigentlich gar nichts, aber ich verstehe schon wenn Du deine Rolle spielen musst.

Voila hat gesagt…

Ist es wirklich ein Rechtsgutachten gewesen? Wie steht er (bzw. die Rechtslage in SDA) zur Beleidigung des Propheten? Was sind die einschlaegigen Rechtsquellen bzw. Q'ran oder Haddith fuer diesen "Straftatbestand".

C.Sydow hat gesagt…

@ voila:

Also, Luheidan hat in einer Radiosendung auf eine Hörerfrage geantwortet, wie er zum recht offenherzigen TV-Programm während des Ramadan steht. Dazu hat er seine Meinung kundgetan, und diese mit Verweisen auf die Hadithe (Überlieferungen von Tatén und Aussprüchen des Propheten) legitimiert. Damit sind Luheidans Aussagen eine Fatwa.

Zum zweiten Punkt: "Prophetenbeleidigung" wird in Saudi-Arabien schwer bestraft, auch mit dem Tode.

Anonym hat gesagt…

Hallo,
ich habe gelesen, dass ein Gelehrter aus Saudi-Arabien, cheich Mohammed al-Habdan, gefordert hat, dass muslimische Frauen in der Öffentlichkeit ein Auge bedecken sollen. Quelle: offenbar eine Sendung bei "Al-Madschd", offenbar ein saudischer Sender?! Weiß jemand mehr darüber? Und ist es nur ein Gebot, oder hat es den Stellenwert einer Fatwa? Udn wie ist Scheich Al-Habdan einzuordnen? Diese Diskussion passt vielleicht auch ganz gut zur Diskussion um die Fatwa bzgl. der kommerziellen TV-Sender...
Sara

C.Sydow hat gesagt…

@ sara

Nach meinem Wissen hat in der Tat ein Sheikh namens Muhammad al-Habadan Anfang Oktober in einer Sendung im saudischen Fernsehsender al-Majd Frauen dazu aufgerufen, künftig nur noch ein Auge unter dem Gesichtsschleier herausgucken zu lassen. Beide Augen auf einmal seien seiner Einschätzung nach wohl zu verführerisch.

Diese Aussage des Rechtsgelehrten hat den Stellenwert eines religiösen Gutachtens also einer Fatwa. Im sunnitischen Islam, dem auch Habadan angehört, ist jedoch eine Fatwa keineswesg für jeden bindend, sondern im Prinzip nur die Meinung eines Geistlichen, der sich seine Anhänger anschließen können oder auch nicht. Bei der Vielzahl der Islamgelehrten in der islamischen Welt widersprechen sich so viele Fatwas, dass es unmöglich wäre jede einzelne zu befolgen.

al-Habadan kommt aus Saudi-Arabien und gilt wohl als sehr konservativ. Zuvor soll er zum Beispiel die Olympischen Spiele verdammt haben, weil sie "obszöne Szenen" zeigten. Wie viele Anhänger Muhammad al-Habadan hat, kann ich nicht sagen.

Anonym hat gesagt…

Möge ALLAh diese Sheikh für immer Segnen !!!! Wir lassen uns von den Juden Zionisten unsere Gesellschaft versauen, ich liebe diesen Sheikh für ALLAH ! Und noch was ich bin eine "unterdrückte " SIE, die gerne auch mal die Freiheit hätte im demokratischen Europa ( hahahahaha) sich Komplett zu verschleiern, wenn andere die Freiheit besitzen ihre Körper zu zeigen weil sie sooooo "emanzipeirt " sind, und sich von dieser Männerherrschenden Welt beherrschen lassen !