Die Hizbollah hat bestätigt, dass einer ihrer Kämpfer für den Abschuss eines libanesischen Armeehubschraubers in der vergangenen Woche verantwortlich ist. Bei dem Vorfall im Südlibanon kam der Oberleutnant Samer Hanna am letzten Donnerstag ums Leben.
Hanna befand sich auf einem Trainingsflug über einem von der Hizbollah kontrollierten Gebiet nahe der israelischen Grenze. Ein 20-jähriger Milizionär, der zu einer Spezialeinheit der Hizbollah gehören soll, habe den Helikopter offenbar für einen israelischen Angreifer gehalten und darum das Feuer eröffnet.
Nach Auskunft des Verteidigungsministers Elias Murr habe der beschossene Hubschrauber einer andere Identifizierungskennzeichnung als andere Helikopter der libanesischen Armee und sei deshalb möglicherweise nicht erkannt worden. Der mutmaßliche Todesschütze wurde von der Hizbollah an die staatlichen Sicherheitsorgane übergeben.
Anhänger und Mitglieder der Parlamentsmehrheit glauben nicht an einen versehentlichen Angriff der Hizbollah. Ihrer Ansicht nach steckt hinter der Attacke eine Botschaft an die libanesische Armee, keinerlei Versuche zu unternehmen die Hizbollah zu entwaffnen oder auch nur ihre Aktivitäten zu überwachen. Sie verweisen unter anderem darauf, dass sich der Hubschrauberabschuss einen Tag vor der Ernennung Jean Qahwaji zum neuen Armeechef ereignete.
Die Hizbollah bezeichnete den Tod des Piloten als "unglücklich" und sicherte den Behörden ihre Kooperation bei der Aufklärung der genaueren Umstände zu. Zudem wurde darauf verwiesen, dass sich israelische Soldaten bei Angriffen auf die Hizbollah in der Vergangheit mehrfach als libanesische Armeeangehörige verkleidet hätten - so bei der Entführung Mustafa Diranis, einem hochrangigen Mitglied der Amal-Bewegung, 1994. Ihr Generalsekretär Hassan Nasrallah erklärte am Montag die Armee und die Hizbollah würden sich nicht auseinander dividieren lassen.
Als weiteren Schritt ernannte die Hizbollah den von ihrem Kämpfer getöteten Samer Hanna kurzerhand zum "Märtyrer des Widerstandes". In den kommeden Tagen wolle eine Delegation der Schiitenbewegung die Familie des Piloten in ihrem Heimatort Tannourine besuchen und den Angehörigen ihr Beileid aussprechen.
Der Vorfall vom vergangenen Donnerstag zeigt mehrere Dinge. Zum einen unterstreicht das Verhalten der Hizbollah, dass die Miliz jederzeit mit einem israelischen Angriff rechnet. Zweitens lässt sich aus ihrer Reaktion schließen, dass der Hizbollah an einem spannungsfreien Verhältnis mit der Armee gelegen ist. Die Verantwortung der Miliz für den Abschuss wurde nicht geleugnet und der Schütze wurde umgehend den staatlichen Behörden übergeben.
Außerdem gibt der Zwischenfall einen weiteren Einblick in das Waffenarsenal der Hizbollah. Diese Waffen richteten sich in den letzten Monaten jedoch nicht gegen Israel sondern einzig und allein gegen libanesische Mitbürger.
Dienstag, 2. September 2008
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