Im Libanon ist erstmals seit dem Mai-Konflikt und dem anschließenden Doha-Abkommen ein Politiker ermordet worden. Saleh Aridi, Mitglied im Zentralrat der Libanesischen Demokratischen Partei, wurde gestern Abend bei einem Bombenanschlag in seinem Heimatort Baissour in den Choufbergen südöstlich von Beirut getötet. Sechs weitere Menschen wurden verletzt. Die Bombe wurde offenbar unter dem Fahrersitz deponiert.
Anders als die acht zuvor seit 2005 ermordeten Politiker und Journalisten war Aridi kein Mitglied oder Anhänger der anti-syrischen Parlamentsmehrheit im Libanon. Saleh Aridi galt als rechte Hand des drusischen Politikers Talal Arslan, der sich der libanesischen Opposition um die Hizbollah und die christliche Freie Patriotische Bewegung von Michel Aoun angeschlossen hat.
Gleichzeitig galt der ermordete Politiker als eine der treibenden Kräfte hinter einer Annäherung zwischen Arslan und seinem drusischen Rivalen Walid Jumblatt. Seit den Kämpfen vom Mai, in denen sich beide Parteien anfänglich noch Gefechte lieferten, zeigten sich beide Politiker bestrebt ein inner-drusisches Bündnis zu bilden. Jumblatt wiederum ist der lautstärkste libanesische Kritiker des syrischen Regimes.
Parteichef Talal Arslan erklärte heute in Beirut der Anschlag solle Zwist zwischen den Drusen im Libanongebirge säen. "Die Einigkeit in den Bergen, die wir Hand in Hand mit Walid Jumblatt und dem Meister des Widerstandes Hassan Nasrallah, eingeleitet haben, wird weitergehen.", so Arslan weiter.
Die Explosion in Baissour ereignete sich nur einen Tag, nachdem Präsident Michel Suleiman zu einer neuen Runde des Nationalen Dialoges eingeladen hatte, die am 16. September beginnen soll. Dort sollen die drängendsten Probleme des Landes - eine Nationale Verteidigungsstrategie, die Waffen der Hizbollah, die außenpolitische Ausrichtung und das Verhältnis zu Syrien - im Konsens gelöst werden.
Nach dem gestrigen Bombenattentat begann eine neue Runde der Spekulationen darüber, wer hinter dem Anschlag stehen könnte. Einige vermuten das Regime in Damaskus hinter der Tat, die eine Botschaft an Talal Arslan und andere Oppositionspolitiker ausgesandt habe, kein Bündnis mit Jumblatt einzugehen. Das gleiche Motiv hätte jedoch seinerseits das Regierungslager, das mit dem Attentat Jumblatt deutlich gemacht haben könnte, sich nicht weiter der Opposition anzunähern.
Donnerstag, 11. September 2008
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