Sonntag, 16. März 2008

Kairo: Drei Moscheen in drei Stunden

Nähert man sich der Ibn Tulun-Moschee in Kairo, so fällt zunächst ihr charakteristisches Minarett ins Auge. Mit seiner sich außen um den Turm windenden Wendeltreppe erinnert der Bau an das berühmte Minarett der Moschee im irakischen Samarra. Die in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts errichtete Ibn Tulun-Moschee ist das älteste und zugleich größte islamische Gotteshaus in Kairo. Das charakteristische Minarett wurde jedoch wahrscheinlich erst später hinzugefügt.

Von Außen wirkt der Bau mit seinen Lehmbauern eher wie eine Festung denn wie eine Moschee und in der Tat muss der Besucher, bevor er das Innere der Moschee erreicht eine Art Festungsgraben durchschreiten. Die Moschee selbst besticht durch ihre geometrische Schlichtheit. Der große Innenhof mit dem Brunnen in der Mitte wird von allen Seiten von gleichmäßigen Säulengängen umrahmt. Die Pfeiler bieten willkommenen Schatten und die dicken Mauern schlucken den Lärm des angrenzenden Stadtviertels. Die Haupthalle der Ibn-Tulun-Moschee erinnert mit ihrer Säulenlandschaft ein wenig an die Mezquita in Cordoba, die in etwa zeitgleich am anderen Ende des islamischen Reiches errichtet wurde.

Das Minarett ist heute für Besucher begehbar. Aus der Höhe bietet sich ein wunderbarer Blick auf hunderte andere Minarette, tausende grau-braune Wohnblöcke auf deren Dächern zehntausende Satellitenschüsseln für guten Empfang sorgen.

Gut einen Kilometer von der Ibn-Tulun-Moschee entfernt steht sei mehr als 600 Jahren die Sultan Hassan Moschee. Auch die Schönheit dieses wuchtigen Baus erschließt sich dem Besucher erst, wenn er den Innenhof betritt. Dieser wird nämlich von vier sogenannten Iwanen begrenzt, also halbrunden hohen Hallen, die zum Innenhof hin offen und mit Marmor verkleidet sind. Allgegenwärtig ist die Moschee heute dadurch, dass sie die 100-Pfund der Note in Ägypten ziert.

Gleich gegenüber befindet sich der Eingang zur al-Rifai-Moschee. Das Gotteshaus wurde erst 1912 fertiggsestellt, nachdem die Bauarbeiten in den letzten Jahren vom österreichischen Architekten Max Herz beaufsichtigt wurden. Heute ist das Bauwerk vor allem als Mausoleum für bekannte Persönlichkeiten von Bedeutung. In einem Raum steht der Sarkophag des ehemaligen Khediven Ismail, dem ägyptischen Vizekönig unter den Osmanen, der das Land Ende des 19.Jahrhunderts regierte. Auf seinem Grab liegt noch immer sein Tarbouche, ein grauer Filzhut, der das Herrschaftsinsignum des Khediven war.

In einem weiteren Raum ruht der letzte ägyptische König Farouq, der 1952 von den Freien Offizieren unter Gamal Abdel Nasser gestürzt wurde, in einem Marmorsarg neben seiner Mutter. Nach seinem Tod im Exil in Rom 1965 wurde Farouq in der Rifai-Moschee beigesetzt.

Für Aufsehen und diplomatische Verstimmungen sorgt jedoch der dritte hier beigesetzte Monarch. Der letzte Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, liegt unter einer schmucklosen Marmortafel begraben. Anwar al-Sadat gewährte dem letzten Mann auf dem Pfauenthron nach dessen Sturz Exil in Kairo. Nach dem Tode Pahlavis 1980 erklärte Sadat diesen Tag zum nationalen Trauertag und gewährte dem verstorbenen Schah ein Staatsbegräbnis. Auch heute noch steht auf dem Grab die Fahne des kaiserlichen Iran. Die islamische Republik Iran revanchierte sich, indem sie wenige Jahre später eine Straße in Teheran nach Khaled al-Islambouli benannte, dem Mörder von Anwar al-Sadat.

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