Donnerstag, 29. April 2010

Das Feuer von Lag BaOmer

In Israel wird es dieses Wochenende brennen. Das ist Tradition am LagBaOmer-Fest, das zwischen Pessach und Schawuot begangen wird. Der Ursprung des Festes geht auf die Mystiklehre der Kabalah, den Bar-Kochba-Aufstand und Rabbi Schimon bar Jochai zurück: Ein Lagerfeuer an diesem Fest zu entzünden ist Brauch – nun aber wollen Radikale und Rechte den Feiertag für ihre Ideen instrumentalisieren.

Montag, 26. April 2010

„Sohn der Hamas“ - Eine Rezension

Mosab Hassan Yousef ist ein gefragter Mann bei CNN, BBC & Co und gibt auch deutschen Magazinen gerne Interviews. Grund ist sein autobiographisches Buch „Sohn der Hamas“, in dem er seine schier unglaublich klingende Lebensgeschichte erzählt. Und die geht kurzgefasst so:

Mosab wächst als Sohn eines Gründungsmitglieds und ranghohen Führers der Hamas im Westjordanland auf, leidet wie seine Mitmenschen unter der israelischen Besatzung und den regelmäßigen Verhaftungen seines Vaters, wird als Jugendlicher immer radikaler und verspürt mit 18 Jahren den Wunsch, Israelis zu töten. Dafür versucht er stümperhaft an Waffen zu kommen. Er wird aber übers Ohr gehauen und bekommt für sein Geld funktionsunfähiges Material. Dieses verunglückte Waffengeschäft wird ihm zum Verhängnis, denn er bespricht das Problem mit seinem Komplizen am Telefon. So fliegt er auf und wird von Israel verhaftet. Er landet in verschiedenen Gefängnissen und wird von israelischen Soldaten und Gefängniswächtern schwer misshandelt und erniedrigt. Nach einem grausamen Aufenthalt im Untersuchungsgefängnis Moskobiyeh, wo er erstmals Kontakt zum israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Beth erlangt, wird er in das Gefängnislager Megiddo geschafft, wo er mit Hunderten anderen Gefangenen seine Haftstrafe absitzt. Wegen des abscheulichen Umgangs der Hamasleute untereinander überdenkt Mosab seine Haltung. Noch im Gefangenenlager reift sein Entschluss, mit Israel im Kampf gegen den Terrorismus zusammenzuarbeiten. Es beginnt eine spektakuläre Agentenmission zur Zeit der Zweiten Intifada, die darauf ausgerichtet ist, Selbstmordanschläge und andere Gewalttaten gegen Israel zu verhindern, aber zugleich auch ihm nahe stehende Personen, wie seinen Vater, vor der Liquidierung zu schützen. Parallel zu dieser Umorientierung sagt er auch dem Islam ab, wendet sich dem Christentum zu und lässt sich schließlich taufen. Kein Wunder, dass dieser sensationelle Lebenswandel für globales Interesse und Aufmerksamkeit sorgt und einen enormen Erfolg des Buches garantiert.

Samstag, 24. April 2010

Yahya Al-Houthi im Exklusivinterview mit Alsharq

Seit sechs Jahren leidet der Jemen unter einem Bürgerkrieg zwischen der Staatsmacht und der schiitischen Bewegung der Houthis. Der Konflikt wird vor allem in der Provinz Saada, der nördlichen Grenzregion zu Saudi-Arabien, ausgetragen. In nunmehr sechs Kriegen seit 2004 versucht dort die Regierung unter Präsident Ali Abdallah Salih die schiitischen Rebellen des Houthi-Clans zu zerschlagen. Der Konflikt hat Tausenden das Leben gekostet und etwa 150.000 zu Flüchtlingen gemacht.

2009 weiteten sich die Kampfhandlungen auch auf Saudi-Arabien aus, als die saudische Luftwaffe Stellungen der Houthis im Norden des Jemen bombardierte. Der Konflikt hat auch eine religiöse Dimension: Die Houthis gehören der zaidischen Richtung des schiitischen Islam an und die sunnitisch dominierte Regierung des Jemen, wie auch Saudi-Arabien, werfen dem Iran vor, die Houthis für ihre Machtpolitik zu benutzen und den Konflikt anzustacheln. Die Houthis wiederum sehen sich als Opfer einer saudisch-wahhabische Verschwörung.

Im Februar 2010 einigten sich die Houthis mit der Regierung auf einen Waffenstillstand und den Austausch aller Gefangenen. Seitdem ruhen die Waffen, aber die Houthis fordern weiterhin die Freilassung von 1000 ihrer Leute.

Yahya Badraddin al-Houthi ist ein Führer der Bewegung und war Abgeordneter im jemenitischen Parlament, als er 2005 nach Deutschland kam. Wegen der Gewalteskalation lebt er bis heute in Deutschland und vertritt die Interessen der Houthi-Bewegung im Ausland. Mittlerweile hat das jemenitische Parlament seine Immunität aufgehoben. In Abwesenheit hat ihn im Februar 2010 ein Gericht zu 15 Jahren Haft verurteilt, wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Sein Bruder Abdul Malek gilt als militärischer Führer der Houthis im Jemen.


Die Fragen stellte Maximilian Felsch



Dienstag, 20. April 2010

Der steinige Weg zur Gleichberechtigung: Zur Situation der Kurden in der Türkei

von Janina Urban

Welche vorrangige Bestrebung der türkische Ministerpräsident Recip Tayyip Erdoğan hatte, als er im Mai 2009 im Rahmen einer „demokratischen Öffnung“ mehr Rechte für Kurden ankündigte, wird immer deutlicher: Nicht die Lösung des seit Staatsgründung andauernden Konflikts zwischen dem türkischen Staat und seiner kurdischen Minderheit scheint sein Motiv gewesen zu sein, sondern der Erhalt seiner Macht. Dieser Eindruck ergibt sich zumindest mit Blick auf die von der regierenden „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“ (AKP) eingebrachte Initiative für eine Verfassungsreform und dem teils unsensiblen Vorgehen Erdoğans bei seinen „Kurdeninitiativen“.

Samstag, 17. April 2010

Die Parlamentswahlen im Irak: Eine Analyse

Am 7. März wählte der Irak ein neues Parlament. Die Auszählung der Stimmen zog sich über Wochen hin, dann stand fest: Wahlsieger ist die Iraqiyya-Liste, angeführt vom ehemaligen Premierminister, dem Schiiten Iyad Allawi. Sein Bündnis errang zwei Mandate mehr als die Rechtsstaatsliste des amtierenden Regierungschefs Nuri al-Maliki. Die drittmeisten Stimmen konnte die Nationale Irakische Allianz, ein Bündnis des Schiitenpredigers Muqtada al-Sadr und des Obersten Islamischen Rates im Irak, verbuchen. Bis zur Bildung einer stabilen Regierung und der Vereidigung eines neuen Premiers dürften noch einige Wochen vergehen und gegenwärtig scheint noch vollkommen offen, wer die Regierung künftig führen wird. Aus diesem Grund soll der Fokus unserer Analyse zunächst auf das Wahlergebnis und mögliche Gründe für das Abschneiden der einzelnen Listen bei den Wahlen gerichtet sein.

Freitag, 16. April 2010

Die Hüter des Gesetzes

Über die Samaritaner ist vielen kaum mehr bekannt als die neutestamentliche Erzählung vom barmherzigen Samariter. Deshalb soll in der Reihe „Israel – Die Entstehung einer Mosaikgesellschaft“ ein Blick auf die religiöse Minderheit geworfen werden, die in zwei Gemeinden in Holon bei Tel Aviv und in Kriyat Luza am Berg Garizim bei Nablus lebt.

Mittwoch, 14. April 2010

Der Seismograph der Freiheit

Fünf Monate durften Israels Medien nicht über die unter Hausarrest stehende Journalistin Anat Kamm berichten. Möglich machen das rigide Pressegesetze aus Kolonialtagen. Die Militärzensur greift darauf zurück, um Sicherheitsinteressen zu schützen – und untergräbt das demokratische Fundament.

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Dienstag, 13. April 2010

Wahlen im Krisenherd Sudan

Freie Wahlen, die dem Wähler tatsächliche Alternativen bieten, sind rar in der 22 Staaten umfassenden arabischen Welt. Zu den wenigen Ausnahmen zählen der Libanon mit seinem konfessionalistischen Wahlsystem, sowie der Irak seit dem Sturz Saddam Husseins. Zum ersten mal seit 24 Jahren haben seit Sonntag nun auch die Sudanesen die Möglichkeit, ihren Staatspräsidenten, das nationale Parlament, regionale Legislativräte sowie sämtliche Provinzgouverneure zu wählen.

Sonntag, 11. April 2010

Und es ward ... Dunkelheit: Zur Situation der Pressefreiheit in Marokko

von Kathrin Altmann

Zehn Jahre nach der Thronbesteigung Mohammads VI ist Marokko ein Land zwischen Monarchie und Kapitalismus, dessen liberale Jahre schon lange zurückzuliegen scheinen. Die Hoffnung nach mehr Freiheit und Demokratie, die sich nach dem Tode Hassans II, Mohammads Vater, geregt hatte, wird seit dem Jahr 2007 kontinuierlich enttäuscht. Die goldenen Jahre der Presse- und Meinungsfreiheit um die Jahrtausendwende, zur Zeit des Herrscherwechsels, scheinen wie verflogen. Auch „Reporter ohne Grenzen“ weisen seit Jahren auf die Verschlechterung der Situation für unabhängige Berichterstattung in Marokko hin.

Donnerstag, 8. April 2010

Der Ritter aus Wischnewa

Sir Shimon Peres – so darf sich Israels Präsident nennen, seit ihn die Queen 2008 in den Ritterstand erhoben hat. Aber viel wichtiger als das Große Kreuz des Ordens vom Heiligen Michael und Georg dürfte ihm der Friedensnobelpreis sein, den er 1994 zusammen mit Yassir Arafat und Yitzak Rabin erhalten hat. Der 84-Jährige aber ist nicht nur Friedenspolitiker, sondern auch Nationalist. Das jedenfalls versucht die israelischen Historikerin Tamar Amar-Dahl, die seit 1996 in Deutschland lebt, in ihrer jüngst erschienenen Dissertation zu belegen – und es gelingt ihr. Auf 464 Seiten arbeitet die Dozentin der Humboldt-Universität das Profil eines Mannes heraus, der zu den kontroversesten Figuren der israelischen Geschichte gehört.

Mittwoch, 7. April 2010

»Ist das unser größtes Problem?«: Presseschau zu türkischen Schulen in Deutschland

In Deutschland stieß der Forderung des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan nach türkischsprachigen Schulen weitgehend auf Ablehnung. Türkische Kommentatoren führen die Debatte ebenfalls kontrovers und überraschend differenziert – und gehen hart mit Erdogan ins Gericht

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Dienstag, 6. April 2010

Die Seele der grünen Hände

Mohammad Reza Mortazavi erfindet das Trommeln ganz neu. Mit der Tombak im Gepäck tourt der Iraner zurzeit durch Deutschland. Im Gespräch mit zenith berichtet Mortazavi über musikalische Grenzerfahrungen, die grüne Bewegung im Iran und Mozart

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Freitag, 2. April 2010

Nächstes Jahr in Jerusalem

Israel feiert Pessach und erinnert an den Exodus aus Ägypten vor über 3000 Jahren. Die Ausrichtung des öffentlichen Lebens auf das »Fest der der Freiheit« führt immer wieder zu religiösen Spannungen – und kanalisiert den israelischen Identitätskonflikt zwischen Orthodoxen und Säkularen

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Donnerstag, 1. April 2010

Bildung schlägt Taliban

Der Geograf Sardar Kohistani kehrt als erster Absolvent des DAAD-Promotionsprogramms nach Afghanistan zurück. Im Interview berichtet Kohistani über den Wert der Bildung für die Zukunft seines Landes, Studieren unter den Taliban und wie ihn die Zeit in Deutschland verändert hat

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Schweizer baut erste Kirche in Saudi-Arabien

Noch in diesem Jahr beginnt in Riad der Bau der ersten Kirche in Saudi-Arabien. Dies erklärte Religionsminister Prinz Majnun bin Saud gestern in einem Interview mit der Zeitung al-Salib. Die Kirche wird nach Plänen des Schweizer Architekten Urs Rütli errichtet. Der Bau soll ein architektonischer Meilenstein im Stadtbild Riads werden. Besonders der Kirchturm hat das Potential eine Sehenswürdigkeit in der Wüstenmetropole zu werden.