Montag, 31. Oktober 2005

Iran: Reformer kritisieren Ahmadinejads Äußerungen zu Israel



Knapp eine Woche nachdem Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad (Foto: Reuters) zur "Auslöschung Israels von der Landkarte" aufgerufen hat, mehren sich in der iranischen Öffentlichkeit kritische Stimmen gegen die agressive Rhetorik des Staatschefs. Ahmadinejads Vorgänger, der als Reformer geltende Mohammad Khatami, erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA, "diese Worte haben uns hunderte politische und wirtschaftliche Problem in der Welt eingehandelt."
Erst am gestrigen Sonntag hatte Ahmadinejad seine am Mittwoch auf der Konferenz "Die Welt ohne Zionismus" getroffenen Aussagen verteidigt. Er erklärte, dass seine Kommentare lediglich die seit zwei Jahrzehnten bestehende Politik gegenüber Israel deutlich machten und auf Aussagen von Ayatollah Ruhollah Khomaini, dem Führer der islamischen Revolution von 1979, basierten.
Der ehemalige Parlamentsabgeordnete Rajabali Mazrouei kritisierte Ahmedinejads Aufruf zur Vernichtung Israels als "unvernünftig und unlogisch. Wir können nicht extremistischer sein als die Palästinenser selbst." In der Tat ist es das erste Mal, dass ein führender iranischer Politiker die Zerstörung Israels fordert. "Khomeini war als Ayatollah ein geistiger Führer, Ahmadinejad sollte als Präsident eher der Realpolitik verpflichtet sein.", so Morad Veisi, ein oppositioneller Politikanalyst. "Anscheinend ist ihm die Welt der Politik fremd."
Dennoch haben die Worte des neuen Präsidenten ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt. Gestern marschierten mehr als 300 Frauen und Männer zum Hauptquartier der Organisation "Globale Islamische Bewegung" in Teheran um sich freiwillig als Selbstmordattentäter in Israel zur Verfügung zu stellen. Ein Sprecher der Organisation erklärte, seit Juni 2004 hätten sich 45000 Freiwillige für eine "Ausbildung" zum Selbstmordattentäter beworben.

Sonntag, 30. Oktober 2005

Jemen: Kinder-Schleusung nach Saudi-Arabien soll stärker bekämpft werden


Tausende jemenitische Kinder haben in den ersten Monaten dieses Jahres ihr Heimatland verlassen um im öl-reichen Nachbarland Saudi-Arabien Geld für ihre Familien zu verdienen. Hinzu kommt eine unbestimmte Anzahl an Minderjährigen, die von Kinderhändlern in das Wüstenkönigreich verschleppt werden.
Jemen gilt als ärmstes Land des Nahen Ostens und als einer der ärmsten Staaten der Welt. Kinderhandel ist dort bislang keine Straftat, auch wenn die Regierung in Sanaa die UN-Kinderechtskonvention unterzeichnet hat, die alle Staaten zur Verfolgung des Kinderhandels verpflichtet. Nun aber will die Regierung ein Gesetz ins Parlament einbringen, das Strafen für Schleuser und Eltern vorsieht, die ihre Kinder verkaufen oder zum Verlassen des Landes auffordern, erklärte Sozialminister Abdulkarim Al-Arhabi gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press.
Allein in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres wurden nach Angaben von UNICEF über 10000 jemenitische Kinder, die auf den Straßen Riyadhs oder Jiddahs aufgegriffen worden waren, in ihre Heimat zurückgebracht. In Saudi-Arabien verdingen sie sich als Straßenhändler, andere werden von Schleusern an Pädophile verkauft. Oftmals werden Kinder auch als Schmuggler von Qat, einer im Jemen weitverbreiteten Droge, eingesetzt, die im ultra-konservativen Königreich nördlich der Grenze zwar verboten ist, sich aber dennoch großer Beliebtheit erfreut. Auf dem Rückweg schmuggeln sie dann Mehl, das in Saudi-Arabien subventioniert wird und in Jemen gewinnbringend weiter verkauft werden kann.
In Gesprächen mit UNICEF-Mitarbeitern sagten viele der zurückgekehrten Kinder aus, sie seien in Saudi-Arabien vergewaltigt worden, fast zwei Drittel von ihnen berichteten von Übergriffen durch die Polizei. Befragungen von Eltern zeigten gleichzeitig, dass diese nichts falsches darin sehen ihre Kinder ins Ausland zu schicken. Ein Großteil der kinderreichen Familien im Jemen lebt von weniger als 40 Euro im Monat.
Eines der unzähligen Kinder, die ihr Glück in Saudi-Arabien suchen, ist der 11-jährige Mohammed. Er wollte mit einem 25-jährigen Begleiter in die heiligen Städte Mekka und Medina reisen, wurde aber an der Grenze von jemenitischen Grenztruppen abgefangen. "Ich wollte arbeiten und war bereit alles zu tun", so Muhammad gegenüber AP-Reportern. "Mein Freund wollte, dass ich mit ihm in Saudi-Arabien Geld verdiene und mein Vater hat mich gezwungen ihn zu begleiten."

Samstag, 29. Oktober 2005

Irak: Saddam-Anwälte fordern Verlegung des Prozesses nach Den Haag oder Qatar


Einer der Verteidiger des gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein hat UN-Generalsekretär Kofi Annan aufgefordert, sich für eine Verlegung des Prozesses und einen Austausch der Richter stark zu machen.
"Wir übermitteln Ihnen unsere Bitte, die US-Behörden und die gegenwärtige irakische Regierung des Irak zu überzeugen, den rechtlichen Status des jetzigen Gerichts zu überprüfen und das Verfahren ins Ausland zu verlegen, zum Beispiel nach Den Haag in den Niederlanden", so Saddams Rechtsanwalt Najib al-Nawimi in dem Schreiben an Annan. Außerdem rief er dazu auf, dass Gericht mit "unabhängigen und unparteiischen Richtern" zu besetzen, sowie Saddam und seine Mitangeklagten als Kriegsgefangene anzuerkennen. Erneut bemängelte al-Nawimi, dass den Verteidigern weder eine Kopie der Anklageschrift ausgehändigt, noch genügend Zeit für die Vorbereitung des Prozesses gegeben worden sei.
Gleichzeitig verwies der Rechtsanwalt auf die gefährliche Sicherheitslage im Irak. Kurz nach dem ersten Verhandlungstag am 19.Oktober war Saadun Janabi, Verteidiger eines der Angeklagten, verschleppt und wenig später tot aufgefunden worden. al-Nawimi beschuldigt "Elemente innerhalb des Innenministeriums" der Ermordung Janabis. "In der jetzigen Situation hat die gegenwärtige Regierung des Irak keinerlei Kontrolle über unsere Sicherheit während der Vorbereitung und Durchführung des Prozesses", heißt es in dem Schreiben an den UN-Generalsekretär.
Ein zweiter Anwalt Saddams, der Franzose Andre Chamy, schlug unterdessen Qatar als möglichen Ausweichort vor. Auch er verwies in einem Brief an die irakische Regierung auf die prekäre Sicherheitslage in Baghdad, die eine Verlegung des Verfahrens unausweichlich mache. Der Prozess müsse in "ruhiger und sicherer" Umgebung stattfinden, co Chamy weiter. Dies sei unmöglich "wenn aus Anwälten Leichen werden."

Freitag, 28. Oktober 2005

Syrien: Mubarak überraschend zu Besuch



Ägyptens Präsident Hosni Mubarak ist heute überraschend zu Gesprächen mit seinem Amtskollegen Baschar al-Assad in die syrische Hauptstadt Damaskus gereist. Im Mittelpunkt der Unterredungen werden mögliche Konsequenzen aus dem vor einer Woche vom US-Sonderermittler Detlev Mehlis vorgelegten Bericht zum Attentat auf den ehemaligen libanesischen Premierminister Rafiq Hariri stehen. Der Bericht belastete das Baath-Regime schwer (alsharq berichtete), das freilich bisher alle Beschuldigungen zurückwies. Gegenwärtig arbeiten die USA, Großbritannien und Frankreich an einem Resolutionsentwurf gegen Syrien, der in der kommenden Woche dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt werden soll.
Der Besuch des traditionell wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten soll Kritikern im Ausland aber auch innerhalb Syriens zeigen, dass die Regierung Assads trotz westlichen Drucks keineswegs isoliert ist.
Die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur MENA berichtete, Mubarak und Assad werden Gespräche "hinter geschlossenen Türen" führen. Vor der Abreise nach Damaskus hatte Ägyptens Außenminister Ahmed Abu al-Ghayt etwas kryptisch erklärt, die Lage in Syrien sei "kompliziert" und man erwarte sich von der dortigen Staatsführung einen "objektiven und flexiblen Umgang mit allen Möglichkeiten". Deutlich machte er hingegen, dass "Ägypten um jeden Preis einen neuen Krisenherd im Nahen Osten verhindern will."
Direkt nach seiner Ankunft traf Hosni Mubarak mit Syriens Außenminister Farouk al-Sharaa zusammen. Dieser wird im Mehlis-Report beschuldigt in einem Brief an die UN-Ermittler gelogen zu haben.

Jordanien: Iraks Premierminister zu erstem Staatsbesuch eingetroffen



Der Ministerpräsident der Irak, Ibrahim Jaafari, ist gestern zu Gesprächen in der jordanischen Hauptstadt Amman eingetroffen (Foto: AFP). Nach einem Gespräch mit dem jordanischen König Abdullah unterstrichen beide Staatsmänner ihren Willen, für die territoriale Einheit des Irak kämpfen und den Terrorgruppen im Irak entschlossen entgegentreten zu wollen. Gleichzeitig verständigte man sich auf eine stärkere Kooperation in Handels- und Wirtschaftsfragen.
Heute trifft Jaafari mit seinem jordanischen Amtskollegen Adnan Badran zusammen. Bei dieser Unterredung werden irakische Ölexporte in das haschemitische Königreich im Vordergrund stehen. Bis zur US-Invasion im März 2003 war das ölarme Jordanien fast vollständig von Öllieferungen aus Baghdad abhängig gewesen. Die Hälfte des gesamten Jahresbedarfs an Öl wurde den Jordaniern kostenlos überlassen, der Rest konnte zu einem Vorzugspreis, der weit unter den Weltmarktpreisen lag, gekauft werden. Diese wirtschaftlichen Vorteile hatte sich Abdullahs Vater Hussain dadurch erkauft, dass er anders als etwa Syrien oder Saudi-Arabien im zweiten Golfkrieg 1990/91 nicht offen gegen Saddam Hussains Irak Partei ergriff. Seit Zweieinhalb Jahren muss Amman seinen Ölbedarf über den Weltmark decken, die Benzinpreise haben sich seitdem vervierfacht.
Nach dem Machtwechsel in Baghdad waren die Beziehungen beider Staaten wiederholt Spannungen ausgesetzt. So beschwerte sich die schiitisch-geführte Regierung mehrfach über die große Anzahl an Jordaniern unter den Aufständischen. Angeführt wird das Terrornetzwerk Al-Qaida im Irak von Abu Musab al-Zarqawi, ebenfalls Jordanier. Er war bereits 1994 von einem jordanischen Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen "Waffenbesitzes und Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation" verurteilt worden wurde aber 1999 durch eine Generalamnestie des gerade inthronisierten Abdullah auf freien Fuß gesetzt. 2002 wurde er in seiner Heimat, wegen der geplanten Ermordung des US-Diplomaten Lawrence Foley, in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Pikant ist auch, dass Iraks stellvertretender Ministerpräsident Ahmad Chalabi 1992 ebenfalls in Abwesenheit von einem jordanischen Gericht wegen eines großen Bankenskandals zu 22 Jahren Haft verurteilt wurde. Der ehemalige Direktor der Petra-Bank war der Korruption und der Veruntreuung von 288 Millionen US-Dollar für schuldig gesprochen worden.

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Libyen: Erinnerung an 94.Jahrestag der italienischen Invasion


In Libyen wurde heute des 94.Jahrestages der Invasion italienischer Truppen im Jahre 1911 gedacht. Zu diesem Anlass wurden alle Telefonverbindungen ins Ausland bis 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit gekappt. Anrufer aus dem Ausland hörten lediglich eine Durchsage in englischer und arabischer Sprache die mitteilte, dass sämtliche Kommunikationswege unterbrochen seien, um an "die schrecklichen Verbrechen Italiens" zu erinnern. Zudem waren sämtliche Flug- und Fährverbindungen von und in das nordafrikanische Land gestrichen worden.
In Zeitungen und TV-Ansprachen waren die Libyer ausserdem von ihrer Staatsführung aufgefordert worden, sich anlässlich des Jahrestages schwarz zu kleiden.
Auch wenn sich die Beziehungen zwischen der Regierung in Tripolis und der ehemaligen Kolonialmacht in den letzten Jahren spürbar verbessert haben, fordert Revolutionsführer Muammar al-Qadhafi von Rom Reparationen "für historische Ungerechtigkeiten." Mehrfach wurde Italien zum Bau einer Autobahn entlang der libyschen Mittelmeerküste im Wert von etwa 6 Milliarden Euro aufgefordert.
Vor dem heutigen "Tag des Kampfes" wurde bereits am 7.Oktober der jährliche "Tag der Vergeltung" begangen, der an die Ausweisung der letzten italienischen Siedler im Jahre 1970 erinnert. Lediglich im vergangenen Jahr wurde dieser Tag von Qadhafi (auch: Gaddhafi oder Gaddafi) kurzerhand zum "Tag der Freundschaft" umdeklariert, als Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Wüstenzelt der Revolutionsfüheres zu Gast war.
Italien hatte Libyen, genauer gesagt die Küstenprovinzen Tripolitanien und Cyrenaica, im Jahre 1911 vom Osmanischen Reich erobert. Dabei wurde erstmals Kampfgas in kriegerischen Auseinandersetzungen verwendet. Erst unter Mussolini 1925 konnten allerdings die Wüstengebiete, in denen der Sanussiya-Orden, eine Sufi-Brudeschaft, breite Unterstützung genoss, vollständig unter italienische Kontrolle gebracht werden. Nach der Kriegsniederlage verzichtete Rom 1947 auf die Kolonie und nach weiteren vier Jahren franco-britischer Verwaltung unter UN-Mandat erlangte Libyen 1951 seine volle Souveränität. Bis zum Militärputsch durch Qadhafi am 1.September 1961 war der religiöse Führer der Sanussiya, Idris I, König von Libyen.

Mittwoch, 26. Oktober 2005

Ägypten: Oppositioneller Nour in Bedrängnis



Knapp zwei Wochen vor Beginn der Parlamentswahlen sehen sich die oppositionellen Kräfte des Landes wieder scharfen Repressalien seitens der Regierung ausgesetzt.
Besonders Ayman Nour, Chef der Ghad-Partei, bekommt das zur Zeit zu spüren. Nour, der bei den Präsidentschaftswahlen mit 8 Prozent abgeschlagen auf dem zweiten Platz gelandet war, wird vorgeworfen, bei seiner Bewerbung zum höchsten Staatsamt Unterschriften gefälscht zu haben. Deswegen wird ihm nun in Kairo der Prozess gemacht, den der Beschuldigte freilich als politisches Manöver denunziert: "Sie bringen mich jeden Tag her. So kann ich unmöglich ernsthaft Wahlkampf betreiben."
Von seiten anderer oppositioneller Gruppierungen wird sich Nour allerdings kaum Unterstützung erhoffen können. Aus dem sich abzeichnenden Bündnis von Muslimbrüdern, Wafd-Partei, Nasseristen und Kommunisten (alsharq berichtete)wurde seine Partei ausgeschlossen: "Ghad wurde von der Wafd abgelehnt" kommentierte dazu trocken Nours Stellvertreter Hisham Qassem, womit er auf die Jahrzehnte alte Feindschaft zwischen Nour und Wafd-Führer Numan Gumaa anspielte. Gumaa, so munkelt man bei Ghad, wäre vielmehr froh durch den Prozess gegen Nour bei den Wahlen einen Konkurrenten weniger zu haben.
Die Opposition ist also weiterhin gespalten - und Hosni Mubaraks Nationaldemokratische Partei profitiert davon wohl am meisten. Die Ägypter mögen der Ein-Mann- und Ein-Parteienherrschaft müde sein, eine tragfähige Alternative kann die Opposition in ihrer gegenwärtigen Lage allerdings kaum bieten.

Kuwait: Emir ruft zu nationaler Einigkeit auf



Kuwaits Emir Sheikh Jaber al-Ahmad al-Sabah hat in einer Ansprache am Dienstag zu nationaler Einigkeit aufgerufen. Mit diesem Appell reagiert der Herrscher auf politische Spannungen in seinem Land, die durch einen schwelenden Machtkampf innerhalb des regierenden Sabah-Clans um die Nachfolge des 77-jährigen Souveräns ausgelöst wurden. "Euer Land Kuwait ist wie ein Schiff und kein stolzer Kuwaiti wird zulassen, dass ein Loch in dieses Schiff geschlagen wird.", erklärte der Emir anlässlich einer traditionellen Ansprache, die in jedem Jahr zehn Tage vor Ende des Ramadan verbreitet wird.
"Die Sicherheit dieses Schiffes ist lebensnotwendig für uns. Eine starke Nation ist eine einige Nation." Die Ansprache wird heute Abend vom Premierminister Sheikh Sabah al-Ahmad al-Sabah im Namen des Emirs im staatlichen Fernsehen vorgelesen. Die staatliche Nachrichtenagentur KUNA hatte den Text bereits gestern verbreitet.
Der Emir ist seit der Eröffnung des Parlaments im Oktober vergangenen Jahres nicht mehr öffentlich aufgetreten. Erst im August war er von einem zweimonatigen Klinikaufenthalt in den USA zurückgekehrt. Auch sein Kronprinz Sheikh Saad Abdullah al-Sabah, 75, musste sich bereits mehrerer Operationen im Ausland unterziehen.
In der nun verbreiteten Ansprache geht der Emir allerdings nicht auf die Nachfolgefrage ein, obwohl er in einem am 10.Oktober verbreiteten Papier eine "schnelle Lösung" angekündigt hatte. Zuvor hatten führende Mitglieder des Herrscherhauses die Regierung öffentlich kritisiert und die Einführung eines dreiköpfigen Gremiums zur Unterstützung der Führung vorgeschlagen. In den vergangenen 90 Jahren wurde der Posten des Staatsoberhaupts zwischen den beiden Flügeln des Sabah-Clans, die damals von zwei Halbbrüdern be.gündet wurden, im Wechsel besetzt. Gegenwärtig befinden sich diese Flügel dabei "ihr Haus zu ordnen", wie es in kuwaitischen Zeitungen heißt.
Kuwait besitzt etwa 10 Prozent der weltweiten Ölreserven und erwartet für dieses Jahr einen neuen Rekordgewinn.

Dienstag, 25. Oktober 2005

Libanon: Machtspiele nach Mehlis-Bericht


Die beiden an der libanesischen Regierung beteiligten schiitischen Parteien Hizbullah (auch: Hizbollah oder Hisbollah) und Amal haben ihre Ablehnung von Sanktionen gegen Syrien bekräftigt. In einer von den Parteispitzen Hassan Nasrallah und Nabih Berri gemeinsam veröffentlichten Erklärung, die alsharq vorliegt, heißt es wörtlich, beide Organisationen "lehnen die Auferlegung von Sanktionen gegen Syrien in Folge einer von den USA und Israel gesteuerten Kampagne ab". Hizbullah und Amal werden von Syrien und Iran finanziell und miltärisch unterstützt. Bei der Parlamentswahl im Mai hatten beide Parteien auf gemeinsamen Listen kandidiert und insgesamt 35 Sitze im Parlament errungen.
Innerhalb der verschiedenen christlichen Parteien und Interessengruppen des Landes sorgt man sich unterdessen um den Verlust des Posten des Staatspräsidenten. Vor seiner Rückkehr nach Beirut am gestrigen Abend hatte der ehemalige Kommandeur der christlichen Bürgerkriegspartei "Lebanese Forces", Samir Geagea, Gespräche zwischen den verschiedenen Fraktionen des christlichen Lagers angeregt. Klar scheint unterdessen, dass der bisherige Staatspräsident Emile Lahoud kaum zu halten sein wird, zu stark wird er durch den am Freitag veröffentlichten Mehlis-Report zur Ermordung von Ex-Premier Hariri belastet.
Gleichzeitig erklärte der Parlamentsabgeordnete Butrous Harb, der selbst als aussichtsreicher Kandidat für den höchsten Poste im Staate gilt, man sei soweit überein gekommen, sich im voraus auf einen Kandidaten aus dem christlichen Parteienspektrum zu einigen um eine "Vereitelung" eines christlichen Staatschef durch die muslimische Minderheit im Parlament zu verhindern.

Montag, 24. Oktober 2005

Irak: Umfrage zeigt große Unterstützung für Anschläge auf Besatzungstruppen


Einer vom britischen Verteidigungsministerium in Auftrag gegebenen, geheimen Umfrage zu folge, unterstützt knapp die Hälfte der irakischen Bürger Anschläge auf die Beatzungstruppen. Weniger als ein Prozent der Irakis glaubt, dass die "Koalitionsstreitkräfte" die katastrophale Sicherheitslage verbessern könnten.
Die repräsentative Umfrage, die dem Daily Telegraph vorliegt, wurde im August von einer irakischen Universität durchgeführt. Aus Sicherheitsgründen wurde weder den Befragern noch den Befragten mitgeteilt, dass die Daten im Auftrag der britischen Armee erhoben wurden. Im Detail sagt das Ergebnis folgendes aus.:
  • 45 Prozent der Iraker glauben Anschläge auf amerikanische oder britische Truppen seien gerechtfertigt.
  • 82 Prozent der Befragten waren "strikt gegen" die Präsenz westlicher Streitkräfte
  • 67 Prozent fühlen sich durch die durch die Anwesenheit der "Koalitionstruppen" weniger sicher
  • 43 Prozent der Irakis glauben, dass sich die Bedingungen für Frieden und Stabilität verschlechtert haben.
  • 72 Prozent der Befragten haben kein Vertrauen in die Besatzungstruppen

Diese Zahlen unterscheiden sich deutlich von den Ergebnissen einer Umfrage im Auftrag der BBC aus dem März 2004. Damals hatte die Mehrheit der 2500 Befragten ausgesagt, die Lebensbedingungen hätten sich seit dem Einmarsch der US-geführten Truppen in den Irak verbessert.

Sonntag, 23. Oktober 2005

Palästina: Autonomiebehörde plant Entwaffnung der Al-Aqsa-Brigaden


Die palästinensische Führung plant die Entwaffnung der Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden, einer der größten Widerstandsgruppen des Westjordanlandes. Wie Premierminister Ahmed Qurei am heutigen Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur AP erklärte, sei geplant, einen Großteil ihrer Mitglieder den palästinensischen Sicherheitskräften zu unterstellen.
Die Al-Aqsa-Brigaden gelten als der militante Arm der herrschenden Fatah-Partei des verstorbenen Palästineserführers Yassir Arafat. Diese befindet sich seit Monaten in einem Machtkampf mit der radikal-islamischen Bewegung Hamas.
Versuche, die Brigaden in der Vergangenheit zu entwaffnen waren immer wieder gescheitert, nicht zuletzt weil sie als größte Machtbasis Arafats galten. Sein Nachfolger als Palästinenserführer, Mahmoud Abbas, sieht sich wachsendem Druck gegenüber, die Terrorgruppen zu entwaffnen, die für mehrere hundert tote Israelis seit Beginn der zweiten Intifada, auch al-Aqsa-Intifada genannt, verantwortlich sind.
Wie Qurei weiter erklärte, werde man mit der Entwaffnung in den kommenden Wochen in Ramallah und Nablus beginnen. Innenminister Nasser Yousef kündigte an, die Kämpfer der al-Aqsa-Brigaden in fünf in der West Bank angesiedelten Lagern für ihre neue Tätigkeit auszubilden.
Ein Sprecher der Terrorgruppe, er nennt sich Abu Ahmad, erklärte deren Bereitschaft zur Kooperation. "Im Prinzip sehe ich dort keine Probleme."

Qatar: Erster Kirchenneubau seit dem 7.Jahrhundert geplant


Die anglikanische Kirche plant den ersten Kirchenneubau in Qatar seit der Ausbreitung des Islam im 7.Jahrhundert. Wie Clive Handford, Bischof der Anglikanischen Kirche für Zypern und die Golfregion mit Sitz in Nikosia gestern erklärte, werde der sieben Millionen Dollar teure Bau der "Kirche der Heiligen Drei Könige" in der Hauptstadt Doha im kommenden Jahr beginnen. Neben dem Bau der anglikanischen Kirche seien in dem Emirat drei weitere christliche Gotteshäuser geplant. Diese Pläne sind von den Medien Qatars, auch von dem dort ansässigen Nachrichtensender al-Jazeera, bisher weitgehend verschwiegen worden, um Spannungen zwischen Muslimen und Christen zu vermeiden.
Während einige Beobachter den Bau als Zeichen von Globalisierung und wachsender religiöser Vielfalt betrachten, warnen Qataris vor Verärgerung unter den Muslimen. "Die Menschen werden sich beleidigt fühlen", prophezeiht etwa Najeeb al-Nauimi, ein prominenter Anwalt aus Doha. "Sie respektieren andere Religionen. Gleichzeitig wird in ihnen aber das Gefühl erwachsen, nicht länger in einem islamischen Staat zu leben. Das wird wehtun."
Schon jetzt sind viele der knapp 900000 Qataris verärgert über die ihrer meinung nach zu engen Bindungen an den Westen. Ein Dorn im Auge sind ihnen besonders die große Airbase der US-Air Force in al-Udeid sowie das Hauptquartier der US-Generäle während des Irak-Feldzugs auf qatarischem Boden.
Gegenwärtig leben Schätzungen zu folge etwa 70000 Christen auf der Halbinsel Qatar. Neben etwa 7000 Anglikanern machen 50000 Katholiken den Großteil des christlichen Bevölkerungsanteils aus. Die meisten von ihnen sind Gastarbeiter von den Philippinen. Auch in anderen Golfstaaten, wie Kuwait, Bahrain und den Vereingten Arabischen Emiraten, wurde den christlichen Gemeinden der Bau von Kirchen gestattet. Im großen Nachbarland Saudi-Arabien, der Geburtsstätte des Islam, ist hingegen jede nicht-islamische Religionsausübung verboten. In vorislamischer Zeit hatte es eine ganze Kette von Klöstern und Kirchen aus dem 4. bis 7.Jahrhundert am Westufer des Arabischen/Persischen Golfs gegeben, deren Fundament zum Teil erhalten geblieben sind.

Samstag, 22. Oktober 2005

Ägypten: Drei Tote nach Zusammenstößen zwischen Muslimen und Christen


Bei den seit Jahren schwersten interkonfessionellen Unruhen in Ägypten sind in der Hafenstadt Alexandria (arabisch: al-Iskanderiyya) drei Menschen getötet und 60 weitere verletzt worden. Zu den Zusammenstößen kam es, als etwa 5000 Muslime vor der koptischen Saint-Girgis-Kirche gegen die Veröffentlichung einer ihrer Meinung nach islam-feindlichen DVD protestierten. Daraufhin sollen Polizisten versucht haben die Menge durch den Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas auseinander zu treiben. Einige Zeugen berichten zudem die Polizei habe mit Gummigeschossen auf die Demonstranten gefeuert.
Nach Angaben des Innenministeriums in Kairo habe sich die Polizei vor "radikalen Elemente in der Menge vereteidigt, Tamer Harfush Mitglied der oppositionellen Partei al-Ghad, spricht hingegen von "Provokationen" von Seiten der Polizei. Gegeüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte er.:" Die Regierung ist für das Geschehen verantwortlich. Einige Polizisten haben die Demonstranten beleidigt und wahllos verprügelt." Nach Angaben des Innenministeriums wurden 53 Protestierende verhaftet.
Der Unmut hatte sich an der Veröffentlichung des Theaterstückes "Ich war blind, aber jetzt kann ich sehen" auf DVD entzündet. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Christ der zum Islam konvertiert, sich dann aber desillusioniert vom Glauben abwendet. "Das Stück vergleicht Islam und Christentum, Jesus und Muhammad. Es stellt ersteren als einen Märtyrer, letzteren aber als Mann dar, der sich mehr weltlichen Genüssen hingab."
Ramzi Abd al-Nessim, führendes Mitglied der koptisch-orthodoxen Kirche Alexandrias, bestritt unterdessen jegliche Verantwortung für die Veröffentlichung der DVD.: "Das Stück wurde nur einmal vor zwei Jahren aufgeführt und wir wissen nicht wer die DVD herausgibt."
Als Reaktion auf die Unruhen erklärte al-Nessim, dass Papst Shenuda III, das geistige Oberhaupt der etwa 7 Millionen Kopten, am heutigen Sonnabend nicht am traditionellen Fastenbrechen, dem Iftar teilnehmen werde, dass er sonst einmal im Jahr mit der islamischen Geistlichkeit Alexandrias während des Ramadans begeht.

Freitag, 21. Oktober 2005

Syrien: Präsident Assad gerät immer stärker unter Druck


Der islamische Fastenmonat Ramadan verläuft für Syiens Staatschef Baschar al-Assad wahrlich nicht nach Wunsch. Dem 40-jährigen Präsdidenten dürften die bisher schwersten Wochen seiner Amtszeit bevor stehen. Der am heutigen frühen Morgen europäischer Zeit veröffentlichte Bericht des UN-Sonderermittlers im Mordfall des ehemaligen libanesischen Premierministers Rafiq Hariri, Detlev Mehlis, enthält "Beweise für die Verwicklung libanesischer und syrischer Geheimdienstmitarbeiter".
Wörtlich sagte der Berliner Staatsanwalt Mehlis bei der Übergabe des Berichts an UN-Generalsekretär Kofi Annan: "Vieles deutet direkt auf eine unmittelbare Beteiligung syrischer Geheimdienstler bei der Planung und Durchführung des Anschlags hin." Das Attentat sei "von einer Gruppe mit aufwändiger Organisation und beträchtlichen Ressourcen" durchgeführt worden, heißt es in dem 54-seitigen Untersuchungsbericht. Gleichzeitig kritisierte Mehlis die Kooperation syrischer Offizieller bei der Aufklärung des Verbrechens als "wenig substanziell".
Auch auf Libanons Staatschef Emile Lahoud wächst nun der Druck. Laut dem Mehlis-Report hat einer der mutmaßlichen Hintermänner des Anschlags 15 Minuten vor der Bombenexplosion an der Saint-George-Bucht in Beirut mit dem Staatschef telefoniert. Bereits vor einigen Wochen hatt Libanons Premierminister Fouad Siniora den Rücktritt des von Syrien gestützten Lahoud gefordert. (alsharq berichtete)
Das weitaus größere Ungemach droht allerdings Baschar al-Assad. Dieser hatte erst vor weingen Tagen in einem Interview mit der ZEIT jegliche Beteiligung Syriens an dem Anschlag bestritten. Auch heute bemühte sich Damsakus umgehend, den Bericht als "unprofessionell" und "politisch motiviert" zu diskreditieren. Der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen kündigte unterdessen an mit Frankreich und den anderen ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates an einer Resolution gegen das syrische Regime zu arbeiten. Schon vorher hatte die Bush-Administration mehrfach angekündigt das Wohl und Wehe der Baath-Regierung in Damaskus hänge vom Ergebnis der UN-Ermittlungen ab.
Auch innenpolitisch könnten unbequeme Zeiten vor Assad und seiner Regierung liegen. Die fast schon traditionell gespaltene syrische Opposition hat in dieser Woche ein gemeinsames Papier, die so genannte "Damascus Declaration" veröffentlicht, in der sie die Aufhebung des Ausnahmezustands und die Einberufung einer nationalen Konferenz für den Wandel fordert. Zu den Unterstützergruppen dieses auf den 16.Oktober datierten Kommuniques gehlren Menschenrechtsgruppen, Kommunisten, kurdische Nationalisten, Exil-Syrer und auch die verbotenen Muslimbrüder, die wohl einflussreichste und populärste Oppositionsbewegung in Syrien.
Anwar al-Bunni, Rechtsanwalt und Mitunterzeichner der Erklärung: "Es ist höchste Zeit für diese Veröffentlichung. Syrien sollte die Welt wissen lassen, dass es eine Alternative zu Assad gibt, die demokratisch und liberal ist."

Mittwoch, 19. Oktober 2005

Kein Mitleid für Saddam, aber Zweifel an einem fairen Prozess in der Arabischen Welt


Der erste Auftritt des gestürzten irakischen Staatschefs Saddam Hussein vor einem irakischen Gericht hat im Nahen Osten wenig Mitgefühl erzeugt. Dennoch betrachten die meisten Araber, die den ersten Verhandlungstag in den arabischen Nachrichtensendern al-Jazeera oder al-Arabiyya verfolgten, das Verfahren als US-gesteuerte Siegerjustiz.
So erklärte Mohammad Abdullah Majrashi 56-jähriger Pensionär aus der saudischen Hafenstadt Jiddahgegenüber der britischen Nachrichtenagentur Reuters: "Jeder weiß, dass der Prozess von Amerika gesteuert wird, aber die Wahrheit muss aufgedeckt werden." Ähnlich äußerte sich Mohamed Mahmoud, 27, Buchhändler aus Kairo.: "Das arabische Volk mag Saddam nicht. Er sollte verurteilt werden, weil er sein Volk unterdrückt hat. Dennoch ist das ein amerikanischer Prozess."
Viele Araber hegen Zweifel an der Unvereingenommenheit des Gerichts. Sie glauben nicht, dass ein irakisches Gericht unter US-amerikanischer Besatzung frei urteilen wird. Aus ihrer Sicht ist der Prozess trotz aller Verbrechen des Ex-Diktators Resultat einer unrechtmäßigen Besatzung arabischen Bodens. Lulwa al-Qadi, Graphiker aus dem Golfstaat Qatar, meint: "Saddam sollte verurteilt werden, aber ich bin sicher, dass er keinen fairen Prozess bekommen wird. Sein Schicksal ist bereits in Washington entschieden worden."
Zusätzliche Nahrung bekommen diese Meinungen durch die Tatsache, dass ein Richter kurdischer, und damit nicht arabischer Abstammung, über das Schicksal Saddam Husseins urteilen wird. Gerade die Kurden haben in der Vergangenheit besonders eng mit den Amerikanern zusammengearbeitet, was in der arabischen Welt mit Argwohn beobachtet wird.
Anders fallen die Reaktionen in den irakischen Nachtbarstaaten Kuwait, und dem nicht mehr zur arabischen Welt gehörenden Iran aus. Beide Staaten waren vom Irak unter Saddam Hussein angegriffen worden. "Ich bin überglücklich über den Beginn des Prozesses gegen den Tyrann Saddam Hussein. Ich freue mich darauf zu sehen wie ihm zunächst irdische und später himmlische Gerchtigkeit wiederfahren wird.", so Abdulrahman al-Humaidan, Chef des kuwaitischen Rechtsanwaltsverbandes gegenüber der Tageszeitung al-Ray al-Aam. Ähnlich ist die Stimmung im Iran der in einen acht Jahre dauernden blutigen Stellungskrieg mit der Irak verwickelt war. Der 53-jährige Iraner Zohreh Zarandi gegenüber Reuters: "Mein Bruder war 19, als er von den Irakis getötet wurde. Von diesem Tag habe ich seitdem geträumt. Ich wünschte sie ließen mich Saddam mit meinen eigenen Händen umbringen"

Freitag, 14. Oktober 2005

Ägypten: Muslimbrüder wollen Erbfolge verhindern


Nach den enttäuschenden Präsidentschaftswahlen, die den 77-jährigen Hosni Mubarak im Amt bestätigten, sammelt Ägyptens Opposition ihre Kräfte neu.
Federführend dabei wirken wieder einmal die Muslimbrüder. Ihr Anführer Muhammad Mahdi Akef verkündete bei einer Festveranstaltung in Kairo anläßlich des Fastenbrechens (alsharq berichtete über den Beginn des Ramadans)kämpferisch: "Wir werden jeden Versuch, eine erbliche Thronfolge in die Gesetze des Landes einzuführen, bekämpfen." Zielscheibe der Kritik ist ein Gesetzesanhang, der schon die diesjährigen Präsidentschaftswahlen erheblich zuungunsten der Opposition beeinflusst hat. Demnach durften nur Parteien, die mit über 5% im Paralament vertreten waren, einen Kandidaten aufstellen, wodurch das Bewerberfeld deutlich reduziert wurde. Die Opposition sieht darin auch eine Beeinträchtigung hinsichtlich der nächsten Präsidentschaftswahlen, in denen, ihrer Meinung nach, Hosni Mubarak die Nachfolge seine Sohnes Gamal sicherstellen will.
Dem steht jedoch noch ein wichtiges Ereignis entgegen und darauf fußen auch die Hoffnungen der Opposition. Ab dem 9. November nämlich werden in Ägypten Parlamentswahlen durchgeführt, die auch die Wirkung des umstrittenen Paragraphen umlaufen könnten. Die Muslimbrüder versuchen nun die Massen zu mobilisieren und sucht das Bündnis mit anderen oppositionellen Kräften.
Ein starkes Ergebnis bei den Parlamentswahlen, so das Kalkül aller Oppositionellen, wäre zumindest ein positives Signal im Hinblick auf die nähere politische Zukunft Ägyptens.

Sonntag, 9. Oktober 2005

Flüchtlingsproblem: Marokko schiebt Verantwortung auf Algerien





Nachdem in den letzten Wochen Bilder tausender Flüchtlinge in Richtung der spanischen Exklaven Melilla und Ceuta um die Welt gingen, sieht Marokko sich verstärkt Forderungen seitens der EU, und insbesondere Spaniens, ausgesetzt, die eigenen Grenzen effektiver zu kontrollieren.
Die Regierung in Rabat ist sich der Problematik bewusst, weist aber die alleinige Schuld von sich. Der marokkanische Botschafter bei der EU Menouar Alem wies dabei vor allem auf die Rolle Algeriens als Transitland hin.
In Algerien sieht man das durchaus ähnlich: "in den letzten Jahren ist die Anzahl illegaler Immigranten, die unsere Grenzen überqueren, deutlich gestiegen." räumte der Chef der algerischen Nationalgarde Abderrahman Ayoub gegenüber Reuters ein, wobei er im gleichen Atemzug den Ball wieder nach Europa zurück spielte: "Algerien ist ein Transitland und Europa sollte uns dabei helfen das Problem zu lösen."
Der Appell an Europa hat zwar seine Berechtigung, zeigt aber auch schon ein wesentliches Hindernis auf, denn sowohl Marokko als auch Algerien scheinen eher auf Europa denn auf bilatrale Zusammenarbeit zu setzen. Für die beiden Maghreb-Staaten, die jahrzehntelang wegen des Westsaharakonflikts (alsharq berichtete) im Clinch lagen, wird das Flüchtlingsproblem also zur Bewährungsprobe für die gerade begonnene Annäherung.

Dienstag, 4. Oktober 2005

Fastenmonat Ramadan hat begonnen

Für Millionen Muslime im Nahen und Mittleren Osten hat heute der Fastenmonat Ramadan begonnen. Am frühen Morgen hatten Religionsgelehrte bekanntgegeben, den Neumond gesichtet zu haben. Damit beginnt offiziell der neunte Monat des islamischen Kalenders.
Gleichzeitig fand am Abend das erste Fastenbrechen, Iftar, statt. In den kommenden vier Wochen sollen die Muslime zwischen Sonnenauf- und untergang weder essen, noch trinken, nicht rauchen und keinen Sex haben. Das Leben des Muslims soll während des Ramadans stattdessen auf spirituelle Selbstfindung fokussiert sein.
Das Fasten während des Ramadans -Saum, gehört neben dem Glaubesbekenntnis - Schahada, dem Gebet - Salat, der Almosensteuer - Zakat und der Pilgerfahrt - Hajj zu den fünf Säulen des Islam.
Die Terrorgruppe al-Qaida hat im Irak zu neuen Anschlägen während des Fastenmonats aufgerufen. Der Ramadan werde zu einem "Monat des Sieges für Muslime und zu einem Monat der Niederlage für Heuchler und Polytheisten." In den vergangenen beiden Jahren war der Monat im Irak stets mit neuen Terrorwellen verbunden, auch weil einige Extremisten glauben, dass für Muslime, die während des Ramadan für ihre Sache sterben, im Jenseits besondere Belohnungen warten.
Die schiitischen Muslime des Irak und Iran beginnen den Fastenmonat erst am morgigen Mittwoch. Dies hat damit zu tun, dass im Zentrum der schiitischen Geistlichkeit, der iranischen Stadt Ghom, die Neumondsichel erst am heutigen Abend sichtbar sein wird. Auch in Oman, Pakistan und den islamischen Ländern Süd- und Südostasiens beginnt der Ramadan am Mittwoch.