Montag, 26. Juni 2006

Saudi-Arabien vs Spanien 0:1 - Ein lauer Sommerkick

Das letzte Gruppenspiel der saudischen Nationalmannschaft bei der Fussball-WM 2006 fand am Freitag in Kaiserslautern statt. Die Chancen für ein Weiterkommen des Teams standen äußerst schlecht - ein hoher Sieg gegen Spanien schien äußerst unwahrscheinlich und zudem musste man auf die Schützenhilfe der arabischen Brüder aus Tunesien hoffen, die zeitgleich der Ukraine in Berlin mindestens einen Pubkt abtrotzen mussten.

Die Pfalz-Metropole Kaiserslautern war bei unserer Ankunft am frühen Freitag Nachmittag bereits fest in iberischer Hand - Toreros, Stiere und Flamencotänzerinnen prägten das Stadtbild. Zahntausende machten sich auf den bei der Schwüle durchaus beschwerlichen Weg vom Hauptbahnhof hinauf zum Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg - grüngekleidete Anhänger Saudi-Arabiens waren in der Minderheit.

Im Stadion waren dann wohl etwa 25000 der 45000 Zuschauer von der iberischen Halbinsel angereist. Lauthals stimmten sie vor dem Anpfiff in den über die Stadionlautsprecher ausgestrahlten Schlager "Viva Espana" ein - ob der spanische König Juan Carlos auf der Ehrentribüne mit einstimmte ist nicht bekannt. Etwas stiller wurden die Spanier beim Abspielen ihrer Nationalhymne - dies ist aber zuallererst der Tatsache geschuldet, dass die Hymne ohne Text auskommen muss.

Beim Spiel dann das aus den bisherigen Vorrundenspielen gewohnte Bild. Die Partie war trotz einer optischen Überlegenheit zunächst wenig unterhaltsam und so vergnügten sich die Zuschauer selbst - die La-Ola-Welle ging durchs Stadion und anfänglich war auch der Block der saudischen Fans willens sich auf Kommando von seinen Plätzen zu erheben. Das änderte sich jedoch nach dem Führungstreffer der Spanier durch Abwehrspieler Juanito der nach einem Freistoß vollkommen unbedrängt zum Kopfball hochsteigen konnte und das 1:0 erzielte. "Si, Si, Si - Vamos á Berlin" dröhnte es durchs Stadion. Bis zum Halbzeitpfiff hatte "La Seleccion" weitere hochkarätige Schusschancen, die jedoch entweder ihr Ziel verfehlten oder vom diesmal glänzend aufgelegten Keeper Mabrouk Zaid entschärft wurden. Spaniens Kapitän Raul fiel darüber hinaus durch mehrere unsportliche Schauspieleinlagen auf.

Nach dem Wechsel kam die saudische Auswahl immer besser ins Spiel. Spanien wollte die Führung über die Zeit retten und Kräfte für das Achtelfinale sparen, so dass sich den Arabern immer wieder Chancen zum Ausgleich boten - allein wurden diese mehrfach fast schon fahrlässig vergeben. So schoss Hussain Sulaimani nach schöner Vorlage von Muhammad Noor den Ball freistehend aus 9 Metern über das Tor. Eine weitere Gelegenheit vergab Saad al-Harthi, "der arabische Raul", dessen Schuss aus kurzer Distanz Spaniens Torwart Santiago Canizares zur Ecke klären konnte.

Dieser zog in den letzten Minuten den Zorn des Lauterer Publikums und auch der spanischen Fans auf sich, als er sich bei der Ausführung von Abstößen aufreizend viel Zeit ließ. Nicht viel hatte gefehlt und die rotgekleideten Zuschauer hätten ihr Team als Zeichen ihres Mißgefallens mit weißen Taschentüchern verabschiedet. Stattdessen wurden die Saudis nach Spielende vom gesamten Stadion mit stehenden Ovationen verabschiedet - der verdiente Ausgleichstreffer hatte auch in der Nachspielzeit einfach nicht fallen wollen.

Unsere WM-Reise geht am Dienstag in Hannover mit dem Achtelfinalspiel Spanien gegen Frankreich weiter, in den kommenden Tagen wird auch hierzu ein Bericht auf alsharq zu lesen sein - schließlich gibt es zum einen nicht wenige, die Spanien noch immer zum "Dar al-Islam" zählen und zum anderen spielen in der französischen Elf Spieler mit nordafrikanischem Migrationshintergrund eine nicht unwesentliche Rolle.

Mittwoch, 21. Juni 2006

Saudi-Arabien vs Ukraine 0:4 - Die Schmach von Hamburg

"Gegen die Ukraine muss ein Punkt her" hatte ich nach dem Unentschieden der Saudis gegen Tunesien geschrieben - dazu hat es Montag in Hamburg leider nicht gereicht und am Ende durften die Araber sogar froh sein kein zweites Sapporo erlebt zu haben. Dort nämlich war die saudische Nationalmannschaft bei der WM 2002 gegen Deutschland gar mit 0:8 unter die Räder gekommen.

Wahrscheinlich wurde die Niederlage der grünen Falken schon eine knappe Stunde vor dem Spiel besiegelt, als nämlich Platzregen über dem Hamburger Volkspark einsetzte und den nach erst 2 WM-Spielen ohnehin schon stark ramponierten Rasen extrem glitschig werden ließ. Während des Spiels gegen die Ukrainer um ihren Superstar Andrej Shewchenko konnte man jedenfalls den Eindruck gewinnen, die Spieler von Coach Marcos Paqueta würden zum ersten Mal in ihrer Karriere auf regennassem Rasen spielen.

Keine drei Minuten waren vergangen, als vor der Nordtribüne genau vor unseren Augen der ukrainische Abwehrspieler Andrey Rusol nach einer Ecke das 1:0 erzielen konnte. Zuvor war Abwehrspieler Hamad al-Montashari ausgerutscht und der während des gesamten Spiels äußerst unsicher agierende Torwart Mabrouk Zaid ließ den Ball durch seine Beine hindurch ins Tor passieren.

In der Folge konnten die Saudis um Mittelfeldmann Muhammad Noor das Spiel zwar offener gestalten, zwingende Torchancen wurden hedoch nicht herausgespielt. Nach 36 Minuten erzielte der ukrainische Sturmpartner Shevchenkos, Sergey Rebrov, per Distanzschuss das 2:0. Wieder machte Zaid eine äußerst unglückliche Figur, als er beim Versuch den Ball zu parieren wegrutschte. Offenbar hat sich die Erfindung der Schraubstollen noch nicht bis auf die arabische Halbinsel herumgesprochen.

In der Folge eroberten die ukrainischen Fans auf den Rängen auch die akustische Oberhoheit in der Arena und konnten mit ihrem Schachruf "Hier regiert die U-kra-ine" durchaus überraschen. Die durch kleine Trommeln und eher schüchternes rhythmisches Klatschen unterstützen saudischen Fan-Gesänge nahmen sich dagegen eher bescheiden aus. Zudem zog die arabische Fankolonie den Zorn weiter Teile des Publikums auf sich, da sie sich entschied die La-Ola-Welle im Stadion weitgehend zu boykottieren.

In der zweiten Spielhälfte sollte bei den Saudis zwar vieles anders, aber nichts wirklich besser werden. Keine Minute war nach Wiederanpfiff gespielt, als Chelsea-Neuzugang "Sheva" nach einem Freistoß völlig unbedrängt den Ball zur 3:0-Führung ins Tor köpfen konnte. Nun reagierte auch der brasilianische Trainer Saudi-Arabiens und brachte unter anderem Abdulaziz al-Khathran in die Partie, der allein schon wegen seiner beeindruckenden Bartmode das Spiel bereicherte. Dennoch boten sich den von der sowjetischen Fussballlegenden Oleg Blochin trainierten Ukrainern zahlreiche Kontermöglichkeiten, eine von ihnen nutzte Maxim Kalinichenko zum 4:0-Endstand. In den letzten Minuten wurde den Saudis zwar noch mindestens ein Elfmeter vom nicht immer glücklich agierenden Schiedsrichter Graham Poll aus England verwährt, dennoch ändert dies nichts an der Tatsache, dass die Ukraine mindestens eine Klasse besser war.

Nun muss die Nationalmannschaft Saudi-Arabiens wohl zum dritten Mal in Folge nach 1998 und 2002 schon nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Eine theoretische Chance bleibt gleichwohl bestehen. Spanien muss am Freitag in Kaiserslautern deutlich geschlagen werden, und die Ukraine darf gegen Tunesien in Berlin nicht gewinnen. Das ist zugegebenermaßen unwahrscheinlich aber auch nicht unmöglich....

Zu allem Unglück hatte ich am Montag meine Fotokamera vergessen, darum an dieser Stelle nur ein Foto meines Tickets.:

Montag, 19. Juni 2006

Human Rights Watch: Beileid für Zarqawi ist Recht auf Meinungsäußerung

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Wacth hat die Festnahme von vier jordanischen Parlamentsabgeordneten kritisiert, die wegen ihres Kondolenzbesuches bei der Familie des getöteten al-Qaida-Terroristen Abu Musab az-Zarqawi, inhaftiert wurden.

"Der Familie eines toten Mannes sein Mitgefühl auszusprechen ist kein Verbrechen, ganz egal wie mörderisch er gewesen sein mag.", erklärte Sarah Leah Whitson, Direktorin der Nahost- und Nordafrikaabteilung von Human Rights Watch.

Die Parlamentarier, allesamt Mitglieder der in Jordanien zugelassenen Muslimbruderschaft, besuchten das Familienhaus Zarqawis in der nordjordanischen Stadt Zarqa am 9.Juni, zwei Tage nachdem der Topterrorist der al-Qaida im Irak durch einen US-Luftangriff in Baquba getötet wurde. Einer der Abgeordneten, Mohammed Abu Fares, bezeichnete Zarqawi als "Märtyrer".

Am 11.Juni wurden Abu Faris sowie seine drei Begleiter Jaafar al-Hourani, Ali Abu Sukkar und Ibrahim al-Mashwakhi festgenommen und beschuldigt, "sektiererische Zwietracht zu säen" und "nationale Uneinigkeit" zu provozieren. Gegenwärtig sitzen die Muslimbrüder eine auf 15 Tage angesetzte Gefängnisstrafe ab und befinden sich noch immer in Haft.

Human Rights Watch-Direktorin Whitson sagte in einer Presseerklärung , ein "dubioser Kommantar über einen mutmaßlichen Terrorführer" dürfe nicht "als Anstifung zur Gewalt" verstanden werden. "Die Verfolgung dieser Menschen ist eine inakzeptable Verletzung ihrer Grundrechte zur freien Meinungsäußerung."

Der Besuch der Parlamentarier bei der Familie Zarqawis hatte in Jordanien für großen Unmut gesorgt. In der vergangenen Woche hatten tausende Menschen in Amman für die Auflösung des Parlaments demonstriert. Angehörige von Opfern der Bombenanschläge auf drei Hotels in der Hauptstadt im November 2005, für die Zarqawi die Verantwortung übernahm, forderten das Parlament auf, die Abgeordneten zu bestrafen.

Freitag, 16. Juni 2006

Saudi-Arabien vs Tunesien 2:2 - ein Spielbericht aus dem Stadion

Der Fußballgott hat es gut mit mir gemeint und mir Tickets für alle WM-Spiele Saudi-Arabiens beschert. Frohen Mutes machten wir uns also am Mittwoch Morgen zu Dritt auf den Weg zum neuen Berliner Hauptbahnhof um dort den ICE nach München zu besteigen. Der Bahnsteig war mit Fans aus aller Herren Länder, besonders aber mit Spaniern und Ukrainern bevölkert, die zu ihrem Vorrundenspiel nach Leipzig fahren wollten. Außerdem warteten noch einige dickbäuchige, großflächig tätowierte Sportsfreunde aus Sheffield um nach Nürnberg zu fahren.

Von der ersten Lautsprecherdurchsage die eine Verspätung des Zuges von 60 bis 70 Minuten ankündigte ließen wir uns nicht entmutigen, schließlich wurde uns ein Ersatzzug in Aussicht gestellt, der auch tatsächlich mit nur einer halben Stunde Verspätung den Bahnhof verließ. Die Engländer stürmten sofort das Bordbistro, wir machten es uns in der Gepäckablage gemütlich.Schade war nur, dass auch dieser Zug defekt war, daher über weite Strecken im S-Bahn-Tempo gen Bayern tuckelte und wir München schließlich mit knapp 80 Minuten Verspätung erreichten.

Am U-Bahnhof-Marienplatz dann die nächste Überraschung. Die Leute standen dicht gedrängt auf dem Bahnsteig, so dass es kurzzeitig den Anschein hatte wir würden das Stadion nie und nimmer zum Anpfiff in Anderthalb Stunden erreichen. Schließlich ging dann alles doch viel schneller und wir fanden uns nach wenigen Minuten dichtgedrängt in einer U-Bahn wieder. Die Anhänger der Tunesier, der "Adler von Karthago", befanden sich deutlich in der Überzahl und machten durch franco-arabische Gesänge auf sich aufmerksam. Wir wurden von einigen Nordafrikanern gefragt, warum wir denn zu Saudi-Arabien halten würden, wobei uns geschäftliche Verbindungen nach Saudi-Arabien als Motiv für unsere Unterstützung der "Grünen Falken" unterstellt wurden.

Schließlich waren wir nach überstandener U-Bahn-Fahrt und den gar nicht so strengen Sicherheitskontrollen doch noch eine halbe Stunde vor Anpfiff im wirklich atemberaubenden Münchner Stadion. Dort mussten wir erkennen, dass sich der grüne Block der Saudis gegenüber den vielen Tunesiern im Stadion doch recht bescheiden ausnahm. Dieses Kräfteverhältnis spiegelte sich in den ersten Minuten auch auf dem Spielfeld wider. Folgerichtig gingen die Nordafrikaner durch einen schönen Seitfallzieher von Ziad Jaziri mit 1:0 in Führung. In der Kurve der tunesischen Fans wurden die ersten Bengalischen Feuer entzündet.

Das Spiel plätscherte in der Folge vor sich hin, so dass sich das Publikum überwiegend selbst unterhielt und mehrfach die LaOla-Welle durchs Stadion schwappen ließ. Nach der Pause wurden die grüngekleideten Saudis immer stärker auch wenn der letzte Pass in die Spitze häufig zu ungenau war und in der tunesischen Abwehr hängen blieb. Nach 57 Minuten aber war es Yasser al-Kahtani der nach einem schönen Angriff über die rechte Seiten den Ball aus kurzer Distanz ins Netz des 40-Jährigen tunesischen Keepers Ali Boumnijel donnerte. Die Partie gewann nun zusehends an fahrt und die saudischen Fans wurden lebhafter. "Saudia, Saudia" schallte es von den Rängen. Acht Minuten vor Ende der Partie zog der brasilisnische Trainer der Wüstensöhne, Marcos Paqueta, seinen Joker und schickte mit Sami al-Jaber eine saudische Fussballerlegende aufs Feld. Keine 2 Minuten war der Stürmerstar in der Partie als er einen Konter über zwei Stationen mustergültig abschloss und den Ball am Torwart vorbei in die Maschen schob. Nun kannte der Jubel der vielleicht 5000 grüngekleideten Anhänger keine Grenzen mehr. "Ya Allah" schallte es aus ihren Kehlen.

Noch 10 Minuten waren zu absolvieren und die Tunesier machten nicht den Anschein als könnten sie noch einmal zurück ins Spiel kommen. Im Gegenteil hatte die saudische Auswahl sogar die besseren Tormöglichkeiten. Hussain Sulimani setzte einen Freistoß an den Pfosten. Dann aber, die Nachspielzeit lief bereits kam Tunesiens Abwehrrecke Radhi Jaidi im Strafraum frei zum Kopfball und konnte ausgleichen. Dennoch hielt sich die Enttäuschung unter den saudischen Anhängern in Grenzen. Anders als bei der WM 2002 hatte sich das Team nicht vorführen lassen, sondern sich nach einem Rückstand zurück ins Spiel gekämpft. Mit Standing Ovations wurden die Spieler verabschiedet.

Auf dem Weg aus dem Stadion versuchten einige noch schnell islamische Erbauungsliteratur an die arabischen Zuschauer zu verteilen, das Interesse hielt sich jedoch sehr in Grenzen. Dann lief aufgeregt ein junger Mann zu mir und fragte mich ob ich ins Fernsehen wolle. Ein Reporter-Team des saudischen Staatsfernsehens interviewte Fans und da kam ihnen ein deutscher im grünen Trikot gerade recht. Groß war der Jubel der umstehenden Araber, als ich auf arabisch erklärte, Sami al-Jaber habe großartig gespielt und das saudische Team habe gute Chancen die nächste Runde zu erreichen.

Das glaube ich übrigens wirklich. Montag geht`s in Hamburg gegen die Ukraine. Mindestens ein Punkt muss her.

Dienstag, 13. Juni 2006

Iran: 70 Festnahmen bei Frauenprotesten

Irans Polizei hat 70 Teilnehmer einer Demonstration für Frauenrechte festgenommen. Die Justizbehörden prüfen nach eigener Aussage Berichte, nach denen einige Teilnehmer von Polizisten verprügelt wurden.

Etwa 100 Frauen hatten sich am Montag im Zentrum Teherans versammelt, um gegen die ihrer Meinung nach Frauen diskriminierenden Gesetze der Islamischen Republik zu demonstrieren. Einige Männer hätten sich nach Justizangaben der "illegalen" Kundgebung angeschlossen. Ein Reuters-Korrespondent im Iran berichtete, einige Frauen und Männer seien von Sicherheitskräften geschlagen und anschließend in Bussen abtransportiert worden.

Nach Angaben von Justizminister Jamal Karimirad seien unter den Festgenommenen 42 Frauen. "Normalerweise werden diese Leute bald freigelassen", erklärte das Regierungsmitglied bei einer Pressekonferenz im Gefängnis Evin im Norden Teherans. "Sollten Leute geschlagen worden sein, werden wir das untersuchen."

Die Frauen demonstrierten gegen das Scheidungsrecht im Iran, das es Frauen erschwert sich gegen den Willen des Mannes scheiden zu lassen, sowie die Schwierigkeiten anschließend das Sorgerecht für gemeinsame Kinder zu erhalten. Im Mittelpunkt der Kritik stand zudem das Erbrecht, sowie die Tatsache, dass die Zeugenaussage einer Frau vor Gericht nur den halben Wert einer Aussage des Mannes hat. Zudem würden viele Männer das Recht zur Polygamie missbrauchen.

"Ich möchte wissen, warum das Blutgeld für eine ermordete Frau nur halb so hoch ist, wie das für einen getöteten Mann.", sagte einer Demonstrantin der Nachrichtenagentur Reuters, "Ich bin gegen Gesetze, die Frauen so offen diskriminieren." Das so genannte "Blutgeld" ist eine finanzielle Entschädigung, die die Familie des Täters den Verwandten eines Mordopfers leisten muss.

Auch wenn Frauen in der Islamischen Republik Iran mittlerweile nahezu jeden Beruf ergreifen dürfen, bleibt die Gesellschaft von den Männern dominiert. Frauen dürfen nicht für das Präsidentenamt kandidieren oder Richter werden. Andere Männerdomänen wie die Polizei oder die Feuerwehr wurden in den letzten Jahren schrittweise für Frauen geöffnet.

Sonntag, 11. Juni 2006

Mauretanien: Vorbereitungen für Verfassungsreferendum laufen auf Hochtouren


An diesem Wochenende beginnt in Mauretanien der offizielle Wahlkampf für die am 25.Juni stattfindende Volksabstimmung über eine neue Verfassung. Seit gestern dürfen die Parteien des Landes mit Radio- und Fernsehspots sowie auf öffentlichen Kundgebungen für oder gegen die Zustimmung zum Verfassungsentwurf werben, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Agence Mauritanienne d'Information (AMI).

Nach Angaben des Militärrates, der im August letzten Jahres durch einen unblutigen Staatsstreich den Diktator Taya stürzte, ist es das Ziel der neuen Verfassung "einen demokratischen Machtwechsel zu garantieren." Die Präsidentschaft wird auf maximal zwei Amtszeiten à 5 Jahre beschränkt, das Höchstalter für das Staatsoberhaupt wird auf 75 festgesetzt. Bislang durfte der Staatschef in Mauretanien unbegrenzt oft für sechs Jahre wiedergewählt werden.

Mit Ausnahme der Afrikanischen Befreiungskräfte Mauretaniens, einer Oppositionsbewegung, die für die Rechte der ethnischen Afrikaner kämpft, haben alle zugelassenen Parteien ihre Zustimmung zur vorgeschlagenen Verfassung signalisiert.

Das Referendum wird nur die erste in einer ganzen Reihe von Abstimmungen sein, die Mauretanien in eine demokratische Zukunft führen sollen. Im November sind die Mauretanier aufgerufen Abgeordnete für Kommunalparlamente und Nationalversammlung zu bestimmen. Im Januar 2007 wird das Oberhaus gewählt, zwei Monate später soll die Präsidentschaftswahl den Transformationsprozess abschließen.

Nach Angaben der AMI haben sich 984422 der insgesamt etwa 2,8 Millionen Einwohner Mauretaniens zwischen Februar und April diesen Jahres als Wähler registrieren lassen. Bei den Wahlen unter dem Autokraten Taya waren etwa 1,2 Millionen Mauretanier in den Wahlverzeichnissen registriert - von den damailgen Oppositionsgruppen wurde jedoch stets kritisiert, dass darin viele "Karteileichen" registriert seien, mit deren Hilfe die Wahlen manipuliert wurden.

Der "Militärrat für Gerechtigkeit und Demokratie" (CMJD) unter Führung von Ely Ould Mohamed Vall hat versprochen, nach Abschluss des Demokratisierungsprozesses in Mauretanien zurückzutreten.

Samstag, 10. Juni 2006

Pressefreiheit in Nordafrika wird weiter eingeschränkt

Die Freiheit der Presse wird in den Ländern Nordafrikas immer weiter eingeschränkt - das ist die Meinung von Teilnehmern einer Konferenz zum Thema Pressefreiheit, die gegenwärtig in der marokkanischen Stadt Casablanca abgehalten wird. Bei der von der UNESCO veranstalteten Tagung mit dem Titel "Die Lage der Pressefreiheit in Nordafrika" treffen sich Vertreter von Journalistenverbänden und Nichtregierungsorganisationen aus Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten und Libyen.

Siham bin Sadreen, Vertreterin des Nationalen Rates für Freiheiten aus Tunesien erklärte, ein derartiges Treffen sei in ihrem Heimatland unmöglich. Sie rief alle Staaten des Maghreb auf, sich solidarisch mit den Journalisten zu zeigen und dem Rückgang der Pressefreiheit geschlossen entgegenzutreten.

Auch Fatheea bint Chico erklärte als Vertreterin algerischer Medienvertreter die Pressefreiheit werde von der Regierung in ihrem Land in den letzten Jahren immer weiter beschnitten. Ihr Ehemann, Mohamed bin Chico, Herausgeber der Zeitung "Le Matin", sitzt seit zwei Jahren im Gefängnis. Zwar habe die Regierung in Algier kürzlich 2200 Terroristen amnestiert und freigelassen, Journalisten landeten hingegen scharenweise in Haftanstalten.

Jamal Eid, Generaldirektor von Human Rights Info in Ägypten, erklärte, seit Mai diesen Jahres seien insgesamt 600 Bürger wegen angeblicher Beleidigung des Präsidenten Mubarak festgenommen worden. Sein Landsmann Jamal Fahmi, Repräsentant des ägyptischen Journalistenverbandes sagte gegenüber AFP, es sei unmöglich auf eine freie Presse zu warten, so lange die Stimmen der Wähler verfälscht würden. Fahmi bezog sich damit auf die ägyptischen Parlamentswahlen Ende 2005.

Weitaus schlimmer sieht die Lage der Pressevertreter im Nachbarland Libyen aus. Ali Zaidan Mohammed von der libyschen Menschenrechtsliga erklärte: "Wir haben 10 Zeitungen, aber alle sind den staatlichen Zensoren unterworfen. Libyen ist das Schlusslicht in Nordafrika."

Einen Fortschritt bei der Entwicklung der Pressefreiheit in Nord- und Nordwestafrika bescheinigten die Konferenzteilnehmer lediglich dem Königreich Marokko, sowie Mauretanien wo seit dem unblutigen Putsch im August 2005 ertse Demokratisierungsschritte gegangen wurden.

Freitag, 9. Juni 2006

Zarqawi ist tot - Reaktionen aus einem islamistischen Internetforum

Abu Musab az-Zarqawi, eine der Symbolfiguren des internationalen islamistischen Terrors wurde von amerikanischen Kampfjets im Irak getötet - hier einige Reaktionen aus dem Forum der Internetseite "Tajdeed", deren Macher sich zur Politik der "al-Qaida" bekennen und einen weltweiten islamistischen Staat errichten wollen.:

Ein Besucher, der sich "der Denker" nennt, schreibt:

Und du darfst ja nicht meinen, daß diejenigen, die um Allahs willen getötet worden sind, wirklich tot sind. Nein, sie sind lebendig im Jenseits, und ihnen wird bei ihrem Herrn himmlische Speise beschert. (Koran 3:169)

Möge Abu Musab az-Zarqawi Gnade empfangen und die Verehrung der islamischen Gemeinde angesichts des Verlustes eines ihrer Schwerter, welches Allah an die Hälse der Juden, Christen und treulosen Abtrünnigen (gemeint sind die Schiiten) anlegte.

[...]

Zarqawi ist gestorben aber der Gipfelpunkt des Islam stirbt nicht, denn es bleibt, was in den Versen des Korans und den Worten der Mujahedin, Allah schenke ihnen Heil, verewigt ist und in seinen Taten und seiner guten Lebensweise. Die Kreuzfahrer und die Juden freuen sich mit ihren Helfern über den Tod dieses tapferen, heldenhaften Führers, der 3 Jahre lang ihre Lagerstätten zerstörte. Und es gab ein Röcheln in ihren Kehlen. Lasst uns unserem Sheikh Glück wünschen für seine Erhöhung ins Paradies mit den Propheten, den Gefährten, den Frommen und den gütigen Märtyrern....


User "al-Harithi" meint:

Allah ist groß!

Man weint über Abu Musab az-Zarqawi, diesen Helden, der bei Allah ein Zeichen der Opferung für die Religion Allahs und die Sunna Muhammads ist....

Dies ist der Weg ins Paradies, so Allah will. Allah erbarme sich deiner, oh Abu Musab. Ihn hat erreicht, was Allah für ihn gesucht hat und das ist das Märytyrertum auf dem Wege Gottes und das sagen wir allen Abtrünnigen.


Ein Forumsteilnehmer mit dem bezeichnenden Namen "Hamburg Cell" schreibt:

Binde die Engel an dich oh Abu Musab.

Allah ist mit dir, oh islamische Gemeinde. Aus dem Versteck im Angesicht der Kreuzfahrerhorden zum islamischen Reich nach seinem Märtyrertod!

Mittwoch, 7. Juni 2006

Bahrains Frauen als Vorbilder für den Nahen Osten?


Zwei Frauen aus dem Golf-Königreich Bahrain sorgen in diesen Tagen für Schlagzeilen. Zum einen wird die erste Diplomatin des Landes, Shaikha Haya bint Rashid Al Khalifa, morgen formell zur nächsten Präsidentin der UN-Vollversammlung gewählt, zum anderen wurde gestern mit Mona Jassem Al Kawari erstmals in der Geschichte der Golfstaaten eine Frau in den Richterstand berufen.

Shaikha Haya arbeitete als Mitglied des Herrscherhauses seit 1975 als Anwältin und gilt als Vorkämpferin für die Rechte der Frauen im Land. Heute ist sie Firmenchefin und rechtliche Beraterin des Königshofs. Von 2000 bis 2004 war Haya Botschafterin Bahrains in Frankreich.

Kawari wurde per Dekret des Königs Hamad als Richterin an den Zivilgerichtshöfen ernannt. Der in Manama erscheinenden Zeitung "Gulf Daily News" sagte Kawari.:"Ich bin sehr stolz, die erste Richterin in Bahrain zu sein. Die Nominierung überrascht mich dennoch nicht, da der König seit dem Beginn der Reformen immer wieder Frauen ermutigt und gefördert hat."

Gegenwärtig sind zwei Frauen Ministerinnen in der Regierung Bahrains. Die Frauen des Königreichs waren erstmals 2001 stimmberechtigt, als der Staat durch ein Referendum de facto in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt wurde, in der dem Parlament die gesetzgebende Rolle garantiert wird. Bei den Kommunal- und Parlamentswahlen 2002 kandidierten insgesamt 31 Frauen - gewählt wurde jedoch keine von ihnen.

Dienstag, 6. Juni 2006

Jordanien: Bürgerrechtler protestieren gegen Anti-Terror-Gesetze

Im Königreich Jordanien wächst der Widerstand gegen die in der vergangenen Woche vom Kabinett beschlossenen Anti-Terror-Gesetze. Zwei große Bürgerrechtsgruppen des Landes, die Arabische Organisation für Menschenrechte (AOHR) und das Nationale Zentrum für Menschenrechte (NCHR) verurteilten den Gesetzesentwurf, der noch in diesem Monat in einer Sondersitzung vom Parlament verabschiedet werden soll.

In einer gemeinsamen Erklärung bezeichnen die Gruppen den Entwurf als "Terror-Gesetz, da es die Menschen terrorisiert und sie an jeder Aktivität hindert, die der Regierung nicht passt, ganz gleich ob es sich um kulturelle, sportliche, ökonomische oder politische Aktivitäten handelt oder um einen Protest gegen Preiserhöhungen oder Wasserknappheit."

Nach einer gründlichen Untersuchung des Gesetzes "sind wir der Ansicht, dass viele seiner Klauseln den Regelungen der jordanischen Verfassung und der Erklärung der Menschenrechte widersprechen", so die Erklärung die der Nachrichtenagentur UPI vorliegt. Die jordanische Regierung wird aufgefordert "das Gesetz zurückzuziehen um die Verfassung, den öffentlichen Frieden und die Rechte der Bürger zu schützen."

Die Gesetzesvorlage betrachtet sämtliche Beziehungen zu terroristischen Gruppen und Organisationen als terroristischen Akt, gleich ob durch direkte Beteiligung oder durch eine finanzielle Förderung. Die Rekrutierung von Leuten für "terroristische Organisationen" innerhalb oder außerhalb des Königreichs und der Besitz, die Herstellung, der Transport oder die Bereitstellung von Rohstoffen, die für den Bau chemischer Waffen geeignet sind fällt ebenfalls darunter.

Das Gesetz erlaubt den Strafverfolgungsbehörden die Festnahmen von Menschen, die unter Terrorverdacht stehen und erlaubt ihre Inhaftierung ohne konkreten Tatverdacht für die Dauer von zwei Wochen.

Montag, 5. Juni 2006

Ägypten schließt Büro des International Republican Institute

Ägypten hat den US-Think-Tank International Republican Institute (IRI) angewiesen, sofort sämtliche Aktivitäten im Land zu stoppen, da sich eine Vertreterin des Instituts mit Kommentaren in einem Zeitungsinterview in die inneren Angelegenheiten Ägyptens eingemischt habe.

Das Außenministerium in Kairo erklärte gestern, man habe die IRI-Direktorin Gina London einbestellt und sie aufgefordert ihre Tätigkeiten zu stoppen, bis ihre Organisation, die politische Systeme in aller Welt untersucht und nach eigener Darstellung Mehr-Parteien-Systeme fördert, eine Arbeitserlaubnis erhalte.

Grund für die Auseinandersetzung ist ein am Samstag in der ägyptischen Tageszeitung Nahdat Masr erschienenes Interview mit Gina London. Darin erklärte die Amerikanerin, dass in den letzten 25 Jahren, also seit Beginn der Amtszeit von Präsident Hosni Mubarak, keine politischen Reformen in Ägypten erreicht worden seien. Nach Auffassung der ägyptischen Regierung sind diese Bemerkungen "eine gravierende Einmischung in Ägyptens Angelegenheiten".

Weiter bemerkte London, dass ihr der Republikanischen Partei nahestehendes Institut, das zum Großteil von der US-Regierung finanziert wird, den Demokratisierungsprozess "deutlich beschleunigen" könne. Das IRI habe mit mehreren ägyptischen Parteien in vier Provinzen Gespräche geführt, um ihre Vertreter zu trainieren. Allerdings habe man bislang noch nicht alle bürokratischen Hürden genommen, die für eine Arbeitslizenz notwending sind.

In einer ersten Stellungnahme gegenüber "Reuters" zeigte sich London jedoch überzeugt, kein Gesetz gebrochen zu haben. Sie verwies auf ein Abkommen zwischen den USA und Ägypten, dass Instituten, die von der US Agency for International Development finanziert werden, gestattet, ohne gesonderte Erlaubnis im Land zu arbeiten.

Sonntag, 4. Juni 2006

Saudi-Arabien und Jemen unterzeichnen Grenzabkommen

Nach einem Jahrzehnte langen Streit haben sich Saudi-Arabien und Jemen auf eine endgültige Festlegung ihrer gemeinsamen Staatsgrenzen geeinigt. Die Innenminister der beiden Staaten auf der arabischen Halbinsel unterzeichneten den Vertrag, der den Grenzverlauf regelt, am Freitag auf einem Treffen des Saudisch-Jemenitischen Kooperationsrates in der am Golf von Aden gelegenen Hafenstadt al-Mukalla.

Im April 2001 hatte das deutsche Unternehmen Hansa Luftbild von den Regierungen beider Länder den mit knapp einer Milliarde US-Dollar dotierten Auftrag erhalten, den Grenzverlauf mit Hilfe von Luft- und Satellitenaufnahmen zu bestimmen. Etwa drei Jahre später, im Mai 2004 wurde den Regierungen in Sanaa und Riad ein Entwurf über den etwa 1800 Kilometer langen Grenzverlauf präsentiert.

Die saudischen Behörden fürchten, dass ein Großteil der militanten Islamisten, die für eine Reihe von Terrorangriffen auf Wohnanlagen in Riad oder Erdölraffinerien im Königreich verantwortlich sind, die saudiarabisch-jemenitische Grenzregion nutzt, um sich zu verstecken oder Waffen und Sprengstoff zu schmuggeln. Bekannt ist zudem, dass Kinderhändler viele Jungen und Mädchen aus dem armen Jemen über die Grenze nach Saudi-Arabien schmuggeln. Nun wollen beide Länder die Militärpräsenz in dem zum großen Teil schwerzugänglichen Gelände erhöhen.

Bereits 1934 regelte das Abkommen von Taif zwischen der Herrscherfamilie der Saud und den im Nordjemen herrschenden zaiditischen Imamen provisorisch den Verlauf der jeweiligen Machtbereiche. Alle 20 Jahre, letztmals 1995, wurden die Regelungen dieses Vertrages formell bestätigt. Nach der Wiedervereinigung des Jemen im Mai 1990 wurden jedoch Stimmen laut, die eine Wiedereingliederung der Provinzen Assir, Najran und Jizan forderten. Das nun verabschiedete Abkommen bestätigt gleichwohl ihre Zugehörigkeit zum saudischen Königreich.

Samstag, 3. Juni 2006

Ägyptische Journalistin erste Samir-Kassir-Preisträgerin


Die ägyptische Journalistin Dina Abdel-Muti Darwish wurde gestern zur ersten Gewinnerin des von der Europäischen Union gestifteten Preises zur Erinnerung an den ermordeten libanesischen Journalisten Samir Kassir ernannt.

Die 35-jährige Darwish gewann die mit 15000 Euro dotierte Auszeichnung für ihren am 10.Januar in der französisch-sprachigen Wochenzeitschrift Al-Ahram Hebdo erschienenen Artikel "Plumes contre biceps" , in dem sie die Übergriffe der Polizei auf Journalisten während der Parlamentswahlen in Ägypten beschrieb. Die mit Journalisten aus Europa und dem Nahen Osten besetzte Jury lobte "den Mut ihres Artikels in diesem besonders schwierigen Kontext."

Der mit 10000 Euro dotierte zweite Platz ging an den 33 Jahre alten libanesischen Journalisten Habib Battah, der für seinen am 18.Juni 2005 im "Daily Star" erschienenen Artikel “For an election reality check, visit your local mukhtar” geehrt wurde. Dem Autor sei , so die Jury, "die exemplarische und originelle Behandlung eines gesellschaftlichen Problems gelungen, die die Fragen des politischen Feudalismus, des Wahlsystems, der Korruption und des Konfessionalismus behandelt."

Samir Kassir , ein prominenter Kritiker der drei Jahrzehnte währenden militärischen Einmischung Syriens in die inneren Angelegenheiten Libanons, wurde vor einem Jahr, am 2.Juni 2005 in Beirut durch eine Autobombe getötet. Damit war der Universitätsprofessor und Journalist nur ein Opfer in einer ganzen Reihe von Attentaten für die Syrien und seine libanesischen Verbündeten verantwortlich gemacht wurden.

"Der Preis ist nicht nur eine Belohnung, sondern dazu bestimmt die Macht des Wortes gegenüber Waffen und Barbarei zu stärken", erklärte der Chef der EU-Mission in Beirut, Patrick Renauld, bei der gestrigen Preisverleihung, an der auch Samir Kassirs Witwe Gisele Khoury teilnahm. Ranauld pries "den Namen und das Leben Samir Kassirs, den wir in der Erinnerung der Arabischen Welt und Europas lebendig halten wollen als ein Symbol für den Kampf für die Freiheit."

Freitag, 2. Juni 2006

Syrien: Polizei tötet mutmaßliche Terroristen

Syrische Sicherheitskräfte haben am frühen Freitag Morgen nach eigenen Angaben einen Terroranschlag in der syrischen Hauptstadt Damaskus vereitelt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur SANA unter Berufung auf das Innenminsiterium berichtet, sollen bei dem Vorfall mindestens vier mutmaßliche Terroristen getötet worden sein, ein Polizist "wurde zum Märtyrer".

Die bewaffneten Männer sollen laut Berichten des Nachrichtensenders "al-Jazeera" gegen 6 Uhr Ortszeit von einer Polizeistreife in einem Gebäude am Umayyadenplatz, süd-westlich des Stadtzentrums gesehen worden sein. Daraufhin hätten die Sicherheitskräfte das Feuer auf die Männer eröffnet. Am Umayadenplatz befinden sich unter anderem die Studios der staatlichen Radio- und Fernsehkanäle.

Fayez al-Sayegh, Generaldirektor der syrischen Radio- und TV-Sender erklärte, eine "Gruppe von Extremisten" habe versucht leerstehende Gebäude neben dem Medienkomplex zu stürmen, woraufhin es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen sei. Fawzi al-Shaaibi, Mitarbeiter beim Syrischen Zenntrum für Strategische Studien, erklärte auf al-Jazeera, es sei wahrscheinlich, dass die Angreifer die verlassenen Häuser nutzen wollten, um von dort entweder das Medienzentrum oder umstehende Hotels oder andere staatliche Gebäude zu attackieren.

Ersten Angaben zu folge wurden zwei Militante verwundet, vier weitere wurden festgenommen. Alle sollen syrische Staatsbürger sein. Unklar ist, ob es sich bei ihnen um Anhänger der militanten Islamistengruppe "Jund al-Sham" (Armee Groß-Syriens) handelt, die sich in den vergangenen Monaten mehrfach Gefechte mit Sicherheitskräften in Syrien und dem Libanon, den sie als Teil Syriens betrachtet, geliefert hat. Im Dezember wurde im nordsyrischen Aleppo ein mutmaßliches Waffenlager der Gruppe ausgehoben, die sich zur Ermordung des libanesischen Journalisten Gibran Tueni bekannte und die den neuen Ermittler im Mordfall Hariri, den Belgier Serge Brammertz, mit dem Tode bedrohte.

Donnerstag, 1. Juni 2006

Irak: Abgeordnete fordern 8000 Dollar monatlich


Nach zähem Ringen hat sich das irakische Parlament im Mai auf eine neue Regierung geeinigt - die Arbeit der Abgeordneten ist jedoch vorrangig vom Feilschen um höhere Diäten und Vergünstigungen geprägt.

Auch ein knappes halbes Jahr nach den Parlamentswahlen gibt es immer noch keinen Fahrplan für die Themen, die als Nächste von den Volksvertretern angegangen werden sollen. Vielmehr zeigen sich zahlreiche Parlamentarier bestrebt, zunächst eigene Privilgien zu sichern, schreibt die irakische Tageszeitung "az-Zaman". Parlamentssprecher Hajim al-Hassani und seine beiden Stellvertreter riefen die 275 Abgeordneten auf, sich angesichts des fortschreitenden Gewaltkreislaufes endlich auf ihre eingentliche Aufgabe als gewählte Vertreter des irakischen Volkes zu konzentrieren und die Lebensumstände ihre Wähler zu bessern.

Nach Angaben der Zeitung sperren sich jedoch einige Parlamentarier dagegen eine ernsthafte politische Debatte zu beginnen, solange sich die Regierung weigert, ihre Gehälter von bislang 5000 auf 8000 US-Dollar netto zu erhöhen. Zum Vergleich: Ein Parlamentsmitglied in Schweden verdient etwa ein Drittel dessen - bevor die Einkommenssteuer von 30-33% abgezogen wird. Der durchschnittliche Lohn eines irakischen Staatsbediensteten beträgt etwa 400 Dollar.

Einige Abgeordnete die anonym bleiben wollten sagten "az-Zaman", dass viele ihre Kollegen schon die bloße Teilnahme an Parlamentssitzungen von einer Erfüllung ihrer finanziellen Forderungen abmachen wollten. Auch die sicherlich berechtigten Forderungen nach einem ausreichenden Schutz der Politiker schlägt finanziell teuer zu Buche. So fordern einige Volksvertreter 50000 Dollar für den Kauf gepanzerter Limousinen, sowie bis zu 75000 Dollar zur Bezahlung von Bodyguards.