Freitag, 25. April 2008

Der koptische Karfreitag in Kairo

Die orientalischen Kirchen feiern an diesem Wochenende das Osterfest. Das bedeutet, dass die 5 bis 8 Millionen koptischen Ägypter heute den Karfreitag begehen und an die Kreuzigung Jesu erinnern. Die koptische Kirche geht auf Markus, den Verfasser des Markusevangeliums, zurück.

Als ich heute um kurz nach 12 Uhr mittags die Kirche im Kairoer Stadtteil Doqqi betrete, scheint der Gottesdienst schon eine ganze Weile zu laufen Dir Kirche, ein schmuckloser Zweckbau aus den 70er oder 80er Jahren ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Die etwa 400 Gläubigen sitzen nach Geschlechtern getrennt, links vom Gang die Männer, die Frauen haben zur Rechten Platz genommen. Fast alle Damen haben ein Kopftuch locker über ihr Haar geworfen, einige Ältere sind ganz in schwarz gekleidet.

Einer der zahlreichen Messdiener in einem langen weißen Gewand, das mit roten und gelben Kreuzen bestickt ist, bittet mich auf einen Platz in einer der vorderen Sitzreihen. Die Kirche ist weitgehend mit Teppichen ausgelegt, wie in einer Moschee ziehen daher viele der Gläubigen ihre Schuhe aus. Schwere Weihrauchschwaden hängen in der Luft.

Die Messe wird von drei älteren Priestern mit grauen Vollbärten geleitet, die ganz in schwarz gekleidet sind. Die Gebetstexte und Bibelgeschichten werden abwechselnd von Messdienern vorgetragen. Die Lieder werden von zwei Männern mit besonders wohlklingenden Stimmen angestimmt.

Während des Gottesdienstes wird viel gesungen und gebetet, teils auf Koptisch, der alten aus dem Griechischen abgeleiteten Liturgiesprache der koptischen Kirche, teils auf Arabisch. Der Übergang zwischen Gesang und Gebet scheint für den Laien jedoch fließend, da auch die Gebete in einer Art Singsang vorgetragen werden. Auf den ein oder anderen Kirchgänger hat diese Melodie durchaus eine einschläfernde Wirkung. Sonst geht es in der Kirche recht lebendig zu. Es herrscht praktisch ein ständiges Kommen und Gehen und einige scheuen sich auch nicht während der Messe zu telefonieren.

Auffallend ist, dass sich einige der Gläubigen während des Gebets zwischen den Sitzreihen und im Gang auf den Boden werfen und ihre Stirn auf den Teppich drücken, ähnlich wie es die Muslime tun. Andere deuten lediglich eine Verbeugung an und bekreuzigen sich dabei.

Als die Leidensgeschichte Christi verlesen wird, fangen einige Frauen an zu weinen. Sämtliche Lied- und Gebetstexte lassen sich übrigens über eine Leinwand die über den Altar gespannt wurde, mitlesen, manchmal hat der Mann, der die Powerpoint-Präsentation am Laptop steuert, jedoch Probleme mitzukommen.

Nach 2 Stunden wähne ich mich in einer Art Endlosschleife. Immer wieder werden die selben Gebete gesprochen und auch die Lieder kehren immer wieder. Nachdem ich bei der Kollekte meinen Obolus hinterlassen habe, entscheide ich mich die Kirche zu verlassen. Als ich um kurz vor 17 Uhr erneut an der Kirche vorbeilaufe, läuft der Gottesdienst immer noch.

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