Bilder und Nachrichten randalierender Jugendlicher aus den Pariser Vorstädten stehen nicht nur in Europa zur Zeit im Fokus, auch in der arabischen Welt ist seit einigen Tagen eine wahre Welle von Berichten, Hintergrundreportagen und Diskussionen durch die Medienlandschaft gefegt.
Federführend wirken hier vor allem jene Zeitungen und Sender, wie Al-Jazeera oder Al-Arabiyya, die sich wegen ihrer vergleichsweise kritischen und unabhängigen Berichterstattung großer Beliebtheit in der arabischen Welt erfreuen. Für die gegenwärtigen Ereignisse in Frankreich bieten sie somit, im Gegensatz zu den eher monotonen Staatsmedien, eine verlässliche Nachrichtenquelle für ein Thema, das in der Region auf großes Interesse stößt.
Al-Jazeera und Al-Arabiyya reagieren umgehend auf dieses Interesse, bietet es den beiden Netztwerken doch die Möglichkeit, sich in der gerade erst entwickelnden kritisch-unabhängigen Berichterstattung über "den Westen" weiter zu profilieren. Dementsprechend wird jeden Tag live aus Paris berichtet, die Internetpräsenzen der Sender haben gar schon eigene Dossiers über das Thema erstellt.
Al-Arabiyya-Sprecher Jihad Ballout betont dabei den eigenen journalistischen Anspruch :"Wie nehmen keinen wie auch immer gearteten Standpunkt ein. Wir sagen nicht, weil die jugendlichen Immigranten sozial schlecht gestellt sind, müssen sie auf Gewalt ausweichen. Wir lassen jeden zu Wort kommen, die Jugendlichen, wie auch die Behörden."
Ahmad Sheikh, Chefredakteur von Al-Jazeera, geht noch einen Schritt weiter: "Wir bereiten zu Zeit eine ausführliche Dokumentation vor, die den Ursachen der Krawallen , von allen Seiten betrachtet, auf den Grund gehen soll."
Die bisherige Analyse etwaiger Ursachen unterscheidet sich in der gegenwärtigen arabischen Presselandschaft im übrigen wenig von denen westlicher Medien. Und auch wie man mit dem Problem umzugehen hat, wird heftig diskutiert.
Al-Jazeera ist sich dabei der Wirkung des Senders, besonders auch auf in Europa lebende Araber, durchaus bewusst. So rief der in der ganzen arabischen Welt bekannte Rechtsgelehrte Yusuf Al-Qaradawi, der bei Al-Jazeera eine eigene Sendung moderiert, die Jugendlichen unlängst dazu auf Ruhe zu bewahren und die Krawallen einzustellen, um einer friedlichen, auf Dialog basierenden Lösung entgegenzukommen.
Dienstag, 8. November 2005
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