Sonntag, 20. November 2005
Libanon: Der größte Feind sind die Minen
Der politische Prozess im Libanon durchläuft nach den Ereignissen des letzten Jahres zur Zeit eine entscheidende Phase. Der Abzug der syrischen Armee hat zahlreiche Veränderungen angestoßen und beschleunigt, die sowohl die innere Entwicklung des Landes, wie auch die regionale Lage entscheidend in Bewegung gesetzt haben. Denn erst jetzt, 15 Jahre nach Ende des ebenso lange wütenden Bürgerkrieges, wird der Wiederaufbau des Landes verstärkt in Angriff genommen.
Im Blickpunkt dabei steht vor allem der Südlibanon, der Hauptgegner sind Landminen, daran erinnert Libanons größte Zeitung Daily Star heute so explizit wie selten zuvor.
60.000 Minen, so schätzt Jihad Samhat vom United Nations Mine Coordination Center (MACC), sind in den letzten Jahren unschädlich gemacht worden. Im Vegleich zu den über 500.000, die noch unter der Erde liegen ist das bisher aber allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. "Die halbe Million sind die Minen, von denen wir Pläne haben, es können aber auch sehr viel mehr sein", erklärt Samhat.
Damit weist er auch auf den politisch, wie militärisch brisantesten Aspekt der Problematik hin. Denn zu den während des Bürgerkrieges von den zahlreichen Milizen plazierten Minen kommen im Südlibanon noch die vom israelischen Militär in der bis zum Jahr 2000 währenden Besatzung vergrabenen hinzu.
Jedoch weigert sich Israel die Lagepläne jener Minen zu übergeben, solange die Hizbullah vom Süden des Landes aus operiert.
Die Arbeitsbedingungen der Minenräumkräfte sind also weiterhin schwierig. Dazu kommen finanzielle Engpässe. "Der Mangel an finanziellen Mitteln ist ein großes Problem. Wir brauchen ungefähr 15 Millionen $, um den Libanon von allen Minen zu befreien.", schätzt Tekamiti Gilbert vom MACC. Deshalb drängt die Organisation nun verstärkt in die Öffentlichkeit. Am 21. November beispielsweise versammelt die Organisation zahlreiche libanesische Künstler, die bei einem Benefizkonzert in Beirut auftreten werden.
Der Wiederaufbau des Südlibanons, der in den vergangenen Jahrzehnten sträflich vernachlässigt worden war, soll somit auch als ein gesamtlibanesisches Projekt präsentiert werden, mithin also als wichtiger Baustein im Versöhnungsprozess des immer noch stark fragmentierten Landes.
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