Freitag, 25. November 2005

Marokko: Polizei geht gegen Islamisten vor


Ein marokkanischer Staatsanwalt hat 17 Islamisten der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung mit Kontakten zu al-Qaida angeklagt. Die Beschuldigten waren der marokkanischen Polizei seit dem 11. November bei mehreren Razzien in Rabat und Casablanca ins Netz gegangen. Allerdings hatten die Justizbehörden die Verhaftungen erst am Sonntag bekanntgegeben, und den Inhaftierten den Kontakt zu Anwälten verwährt. Dies aber widerspricht geltendem marokkanischem Recht, nach dem der Festgenommene nach 96 Stunden auf freien Fuß gesetzt werden muß, sollte keine Anklage gegen ihn erhoben werden. Ein Gerichtssprecher erklärte nun, dass die 96-Stunden-Frist nachträglich zweimal verlängert worden sei.
Konkret wirft Staatsanwalt Hussein Houdaya, der von König Muhammad VI schon mehrfach für seine Verdienst im Anti-Terror-Kampf gelobt wurde, "Verbindungen zu einem radikal-islamistischen Netzwerk mit Kontakten zu kleineren Gruppen an der irakischen Grenze und engen Beziehungen zu hochrangigen Mitgliedern des al-Qaida-Netzwerks" vor. Unter den Verdächtigen befinden sich mit Brahim Benchekroun und Mohammad Mazouz. auch zwei Marrokaner, die erst kürzlich aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba freigelassen wurden. Als Kopf der Gruppe werden allerdings Khalid Azig und Mohammad Rha angesehen. Azig ist Marokkaner der in Syrien Theologie studiert, bei Rha soll es sich um einen belgischen Staatsbürger handeln.
Marokko hat traditionell eine starke islamistische Opposition, die die Monarchie ablehnt und daher weitgehend im Untergrund agieren muss. Nach dem Tode Hassan II 1999, der in seiner Regentschaft tausende Oppositionelle inhaftieren und umbringen ließ, bemüht sich Muhammad VI verstärkt um eine Einbindung gemäßigter Islamisten. Bei offenbar islamistisch motivierten Terroranschlägen waren am 16.Mai 2003 in Casablanca über 40 Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt. Die Anschläge werden der Gruppierung Salafiya Jihadia zugerechnet, die al-Qaida nahestehen soll.

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