Sonntag, 13. November 2005
Syrien: Tausende nehmen Abschied von Mustafa al-Akkad
Tausende Syrer haben heute in Aleppo Abschied vom syrischen Regisseur und Produzenten Mustafa al-Akkad genommen. Der 75-Jährige war am Freitag seinen schweren Verletzungen erlegen, die er bei einem der Selbstmordanschläge in der jordanischen Hauptstadt Amman am Mittwoch erlitten hatte.
Bereits gestern hatten hunderte Syrer, unter ihnen Kulturminister Mahmoud Al Sayyed und Parlamentssprecher Mahmoud al-Abrash, den Leichnam an der jordanisch-syrischen Grenze in Empfang genommen. "Sein Tod ist ein großer Verlust für unser Land und die ganze Welt.", erklärte Abrash gegenüber der in Abu Dhabi erscheinenden Zeitung "Khaleej Times". Heute säumten nach einigen Schätzungen 20000 Aleppiner die Straßen von der Umayyadenmoschee bis zum Hauptfriedhof, wo der Sohn der Stadt am frühen Morgen seine letzte Ruhe fand.
Akkad, einer der wenigen international bekannten Regisseure des Nahen Ostens, residierte im Hotel Grand Hayat, einem von drei Lxushotels die am Mittwoch zum Ziel von mutmaßlichen al-Qaida-Attentätern wurden. Unter den 56 Todesopfern befindet sich auch seine 34-jährige Tochter, die bereits am Freitag in Libyens Hauptstadt Tripoli, der Heimat ihres Ehemannes, beigesetzt wurde. Vater und Tochter wollten in Amman an einer Hochzeitsfeier teilnehmen.
Mustafa Akkad wurde 1930 in Aleppo geboren und siedelte 1950 zum Studium in die USA über. Er produzierte alle acht "Halloween"-Horrorfilme, die als Maßstab-setzend für ihr Genre angesehen werden. Der Durchbruch als Regisseur gelang ihm 1976 mit dem Film "The Message - al-Risala" (siehe Filmplakat), der in enger Zusammenarbeit mit islamischen Klerikern entstand. In dem kontroversen Film über den Propheten Muhammad gelang es ihm die Hauptfigur zur porträtieren, obwohl der Zuschauer Muhammad auf Grund des islamischen Darstellungsverbots weder sieht noch hört. Zur wichtigsten Figur des Films wird der Prophetenonkel Hamza, gespielt von Anthony Quinn, der die Vaterrolle für den jung verwaisten Muhammad übernimmt. Scharfe Kritik brachte Akkad der 1981 veröffentlichte Film "Lion of the Desert" ein, in dem Anthony Quinn den libyschen Revolutionsführer Muammar al-Qadhafi verkörpert, und der von selbigem zu großen Teilen finanziert wurde.
Zum Zeitpunkt seines Todes produzierte Akkad einen Film über Saladin, arabisch Salah ad-Din, jenen kurdisch-stämmigen Heerführer, der 1187 Jerusalem von den Kreuzfahrern zurückeroberte. In einem seiner letzten Interviews erklärte Akkad zu dem Film.: "Saladin porträtiert den Islam sehr genau. Momentan wird der Islam als eine terroristische Religion betrachtet. Weil einige Terroristen Muslime sind, hat die ganze Religion dieses Image.Wenn es jemals einen Glaubenskrieg voller Terror gab, dann waren es die Kreuzzüge. Aber man kann das Christentum nicht für die Taten einiger Abenteurer verantwortlich machen. Das ist meine Botschaft."
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