Montag, 15. Januar 2007

Kuwait: Mitglied der Königsfamilie zum Tode verurteilt

Ein Gericht in Kuwait hat gestern erstmals ein Mitglied der Königsfamilie al-Sabah wegen Drogenhandels zum Tode verurteilt. Scheich Talal al-Sabah wurde für schuldig befunden, in großem Stil mit Haschisch und Kokain gehandelt zu haben. Außerdem sahen es die Richter als erwiesen an, dass Talal Luxusgüter am Zoll vorbei geschmuggelt habe. Zudem wurde der Monarch wegen Geldwäsche verurteilt.

Insgesamt soll al-Sabah umgerechnet mehr als 2 Millionen Euro durch den Drogenhandel eingenommen haben. Neben der Verurteilung zum Tode wurde dem Angeklagten die Zahlung von umgerechnet knapp 50000 Euro auferlegt. Der Verurteilte hat die Möglichkeit gegen das Urteil Berufung einzulegen.

Neben dem Scheich mussten sich fünf weitere Angeklagte vor dem Gericht verantworten, die dem Drogenring des Blaublüters angehört haben sollen. Ein Bangladeschi und ein Inder wurden ebenso zu lebenslanger Haft verurteilt wie ein "Biduni", also ein Araber ohne gültige Papiere. Ein Libanese und ein Iraker wurden in Abwesenheit zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt, da sie vor der Aufdeckung des Schmugglerrings aus Kuwait fliehen konnten.

Die Verhaftung Talals und seiner Komplizen erfolgte auf Anweisung des kuwaitischen Innen- und Verteidigungsministers Scheich Jaber al-Mubarak al-Sabah, der ebenfalls zur Königsfamilie gehört.

Die Familie Sabah herrscht seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts über das heutige Kuwait, das damals wegen seiner Randlage innerhalb des Osmanischen Reiches lange Zeit kaum die Beachtung der Hohen Pforte fand. Als die Osmanen im Zuge der Tanzimat-Reformen versuchten ihren Herrschaftsanspruch durchzusetzen, unterstellten sich die Sabahs 1899 dem britischen Protekorat und löste sich aus dem Osmanischen Reich. Formal ist das Emirat seit 1961 unabhängig und wird seither unverändert von der weitverzweigten Sabah-Familie regiert, die über praktisch uneingeschränkte Macht verfügt.

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