Donnerstag, 4. Dezember 2008

Umfrage in Palästina

Die Mehrheit der Palästinenser im Westjordanland und dem Gazastreifen blickt optimistisch in die Zukunft, zweifelt aber gleichzeitig an der Fähigkeit des gewählten US-Präsidenten Barack Obama zu einer Beilegung des arabisch-israelischen Konflikts beizutragen. Dies ergibt eine Umfrage, die im November vom Jerusalem Media and Communication Center (JMCC) unter 1200 Palästinensern durchgeführt und deren Ergebnisse gestern vorgestellt wurden.

62% der Befragten gaben an, "sehr optimistisch" oder "optimistisch" in die Zukunft zu blicken. Gegenüber einer JMCC-Umfrage aus dem April 2008 bedeutet dies einen Zuwachs von 10%. Gleichzeitig zeigte sich jedoch nur ein Viertel der Palästinenser zuversichtlich, dass die Errichtung eines unabhängigen palästinensischen Staates möglich sei. Im Gazastreifen lag dieser Wert gar nur bei 18%.

Die Hälfte der Befragten wünscht sich eine Einigung zwischen den rivalisierenden Bewegungen Fatah und Hamas und die Bildung einer Koalitionsregierung noch vor den nächsten Wahlen. Gleichzeitig zeigen sich die Palästinenser jedoch überwiegend pessimistisch hinsichtlich der Vermittlungsbemühungen seitens der ägyptischen Regierung. Eine einfache Mehrheit der Befragten - 31% in der West Bank und gar 42% im Gazastreifen - macht die Hamas für das Scheitern des palästinensischen Dialogs verantwortlich.

Bezüglich des Waffenstillstands zwischen der Hamas und Israel spricht sich nur eine Minderheit von 27% für eine Verlängerung der Waffenruhe aus. Knapp 30% der Befragten erklärten, die Vereinbarung habe nationalen Interessen widersprochen, vier von zehn Palästinensern waren der Ansicht, dass der Waffenstillstand keine Veränderung der Lage gebracht habe.

Auf die Frage welche palästinensischen Gruppe sie am meisten vertrauen, gaben 36% der Umfrageteilnehmer an, sie vertrauten gar keiner Fraktion. 31% nannten die Fatah, nur knapp 17% die Hamas. Interessant ist, dass laut der JMCC-Umfrage auch im von der Hamas beherrschten Gazastreifen eine Mehrheit eher der Fatah als der Hamas vertraut (35% zu 23%). Gegenüber der April-Umfrage blieben diese Werte jedoch weitgehend konstant.

In der Rangliste der vertrauenswürdigsten palästinensischen Persönlichkeiten liegt der Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas vor dem abgesetzten Ministerpräsidenten Ismail Haniyeh von der Hamas. In der Umfrage aus dem April lag Haniyeh noch vor dem von Israel inhaftierten Marwan Barghouthi und vor Mahmud Abbas in Front.

Würden jetzt Präsidenten- und Parlamentswahlen in den palästinensischen Gebieten stattfinden, könnten Abbas und die Fatah jeweils mit mehr oder weniger deutlichen Siegen rechnen.    

Hinsichtlich der Lösung des arabisch-israelischen Konflikts erklärte nur ein Fünftel der Befragten, dass sie nach der Wahl Barack Obamas optimistischer seien. Drei von vier Palästinensern äußerten sich pessimistischer oder erklärten die Wahl mache keinen Unterschied.

Die Rolle Frankreichs, Großbritanniens, Deutschlands und der USA hinsichtlich des palästinensische-israelischen Konflikts wird von den Befragten überwiegend negativ bewertet. Mit Frankreichs Politik äußerten sich 29% "sehr zufrieden" oder "zufrieden", bei der Bundesrepublik waren es 24, die Politik der Briten und Amerikaner erzielte nur 13 beziehungsweise 9% Zustimmung.    

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Abbas kann nicht mit einem eindeutigen Sieg rechnen. Zwischen ihm und Haniyeh im Gazastreifen ist 0.7%. Die Fehlerquote der Umfrage ist schon 3%! Wenn jetzt Wahlen abgehalten wuerden, wuerde der Gazastreifen Hamastan bleiben und die Westbank vermutlich Fatahland.