Freitag, 5. Dezember 2008

Israel und die Siedler im Westjordanland

Die Auseinandersetzungen zwischen jüdischen Siedlern und israelischen Soldaten in Hebron sind in den letzten Tagen eskaliert. Gestern räumte die Armee ein Haus in der Altstadt Hebrons, in dem mehrere Siedlerfamilien gewohnt hatten. Dabei kam es zu schweren Kämpfen bei denen 30 Siedler und mehrere Sicherheitskräfte verletzt wurden.

Seit 2007 leben die Siedler in dem Gebäude, das sie Beit HaShalom - Haus des Friedens - nennen. Sie geben an, dass vierstöckige Gebäude rechtmäßig von seinem palästinensischen Besitzer erworben zu haben. Bis 1929 soll sich die Immobilie im Besitz einer jüdischen Familie befunden haben, die nach Übergriffen von muslimischer Seite aus Hebron flohen.

Der palästinensische Eigentümer des Hauses Faez Rajabi bestritt jedoch das Gebäude an die jüdischen Siedler verkauft zu haben. Zwar habe er einen Vertrag unterschrieben, jedoch von den Siedlern nicht die volle Kaufsumme erhalten. Daraufhin habe er seine Meinung geändert. Die israelische Polizei erklärte später, dass einige der Kaufbelege, die von den Siedlern vorgelegt wurden, gefälscht seien. Am 16. November urteilte ein israelisches Gericht, dass die Siedler das Haus des Friedens verlassen müssten.

Nachdem das Gebäude gestern gewaltsam geräumt wurde brachen in mehreren jüdischen Siedlungen im Westjordanland Unruhen aus. Palästinensische Autos wurden mit Steinen beworfen, mehrere Palästinenser wurden von Siedlern beschossen und verletzt. Siedler aus Kiryat Arba griffen ein von einer palästinensischen Familie in Hebron bewohntes Haus an. Der Journalist Avi Issacharoff berichtet, dass maskierte Siedler versucht hätten, die Familie zu lynchen. "Ein Pogrom. Das ist kein Wortspiel. Es ist ein Pogrom im schlimmsten Sinne des Wortes", beschreibt er die Szenerie.In Hebron selbst leben 600 Siedler inmitten von 170000 Palästinensern, in der gesamten West Bank sind es etwa eine halbe Million.

Die gestrigen Ereignisse sind nur die letzten in einer Kette von Zusammenstößen zwischen Siedlern und der israelischen Armee. Die Regierung sieht die wachsende Militanz gerade junger Siedler mit Sorge, scheut sich aber gleichzeitig die Bewegung entschlossen anzugreifen. "Würden die Araber aus Hebron handeln wie die Juden, würden wir ihre Leichen zählen", meint ein Kommentator der Jerusalem Post.

In den letzten Wochen schändeten Siedler mehrere Moscheen und islamische Friedhöfe in Hebron und Umgebung. An Mauern waren später Schriftzüge zu lesen wie "Araber in die Gaskammern".

Beobachter warnen bereits von einer "jüdischen Intifada", die den Zweck verfolge die Araber im Westjordanland zu blutigen Vergeltungsschlägen zu provozieren. Anschließend, so das Kalkül, müsse die israelische Armee eingreifen und ein eigenständiger palästinensischer Staat würde in weite Ferne rücken.

(Photo: Philipp Spalek)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

israels regierung muss nun die geister bekämpfen, die sie mit ihrer politik selbst gerufen und unterstützt hat. sollten die siedlungen in der west bank jemals geräumt werden, wird der israelische staat am rande eines bürgerkriegs stehen.

Anonym hat gesagt…

Ich faende es angemessen, wenn Du auf meine Serie zum Thema hinweisen wuerdest:
http://beer7.wordpress.com/2008/12/08/pogrom-in-hebron/
http://beer7.wordpress.com/2008/12/10/pogrom-in-hebron-ii/
http://beer7.wordpress.com/2008/12/11/pogrom-in-hebron-iii/

Ist es mir uebrigens gelungen, auch bei Dir leise Zweifel an Issacharoffs Darstellung zu wecken?

C.Sydow hat gesagt…

Nein, das ist dir nicht gelungen. Seine Darstellung scheint mir weiterhin schlüssig.

Anonym hat gesagt…

Und warum konnte ich kein einziges Photo finden? Warum hat niemand anders darueber geschrieben?

C.Sydow hat gesagt…

Ruth, mir erscheint deine Argumentation widersprüchlich.

Sobald Bilder von Übergriffen auf Palästinensern vorliegen, tust du dies als "Pallywood-Inszenierung" ab. Gibt es keine Bilder, behauptest du einfach, das beschriebene Ereignis habe gar nicht stattgefunden.