Sonntag, 1. April 2012

Die Prinz vom Golf


Mit dem Zuschlag für die WM 2022 ist in Katar das Fußballfieber ausgebrochen. Das Emirat möchte jetzt auch seine Frauen-Nationalmannschaft stärken. Dabei soll eine deutsche Frauenfußball-Legende helfen.

Platz Nummer 135, zwischen Liberia und Lesotho – das ist die aktuelle Weltranglistenposition der katarischen Frauenfußball-Nationalmannschaft. Für ein Land, das in zehn Jahren die Weltmeisterschaft der Männer ausrichtet und in dem der Sport traditionell eine große Rolle spielt, ist das erbärmlich. Der Katarische Fußballverband will Abhilfe schaffen – und greift zu einem außergewöhnlichen Mittel: „Wir stehen seit längerer Zeit mit Birgit Prinz aus Deutschland in Kontakt. Wenn alles glatt geht, wird sie ab Juli zwei Jahre lang für unsere Nationalmannschaft spielen“, sagte der Präsident des Katarischen Fußballverbands, Scheich Hamad Ibn Dschasim Al-Himaar, gestern der katarischen Tageszeitung Gulf Times. 

Birgit Prinz beendete erst vor vier Tagen mit einem Abschiedsspiel ihre Fußball-Karriere in Deutschland. Die 34-jährige ist die bis heute erfolgreichste deutsche Fußballerin, in 214 Spielen für die Nationalelf erzielte sie 128 Tore, in den Jahren 2003, 2004 und 2005 war sie Weltfußballerin sowie acht Mal Deutschlands Fußballerin des Jahres. Hinzu kommen zwei WM-Titel, drei olympische Medaillen und fünf Europameister-Titel. Offiziell  erklärte sie, die Zeit des Leistungssports sei für sie vorbei, und sie wolle sich als Sport-Psychologin beruflich neu orientieren. Mit der Ankündigung al-Himaars ist das jetzt aber in einem anderen Licht zu sehen.

Es ist wohl kaum die sportliche Perspektive, die Prinz nach Katar zieht – die Nationalmannschaft hat zwischen Oktober 2010 und Anfang 2012 kein offizielles Spiel bestritten. Dann verlor sie im Februar mit 0:2 gegen die Mannschaft Afghanistans. 2010 setzte es unter anderem eine 0:18-Niederlage gegen Palästina und eine 0:17-Pleite gegen Bahrain, beides nun wirklich keine Granden des internationalen Frauenfußballs. Stattdessen dürfte der katarische Verband seinem „großen Wunsch“, so al-Himaar, mit dem einen oder anderen Petro-Dollar Nachdruck verliehen haben. In Katar ist sie dabei in guter Gesellschaft – mehr als 80 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Und: Prinz stünde in Katar ganz sicher weniger in der Kritik als zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Deutschland 2011, als die Öffentlichkeit rätselte, ob sie wohl schon zu alt sei für die aktuelle Spielergeneration. 

Bisher war noch das Kopftuchverbot des Weltfußballverbands FIFA  ein Problem für den katarischen Frauenfußball. Das Verbot galt seit 2007, Grund war die Verletzungsgefahr. Allerdings entschied die FIFA Anfang März, dass muslimische Frauen in Zukunft wieder mit speziellen Sport-Hijabs spielen dürfen, offiziell wird das Exekutiv-Komitee darüber im Juli bei seiner Sondersitzung in Kiew abstimmen – also gleichzeitig mit Prinz‘ geplantem Umzug an den Golf.  Möglicherweise wird dann auch Prinz für Katar mit Kopftuch spielen.

Das einzige bürokratische Hindernis ist im Moment noch, dass man auch im Frauenfußball im Laufe eines Lebens nur für ein Land offizielle Länderspiele bestreiten darf. Al-Himaar zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass man bei ebenjener Sondersitzung in Kiew „Mittel findet, um die Funktionäre der anderen Länder von einer Lösung zu überzeugen.“ Eine Ausnahmeregelung, etwa für Fußballer, die in einen anderen Kontinentalverband auswandern, sei denkbar. Der Einfluss Katars auf die FIFA nicht unterschätzen. Auch die Vergabe der Fußball-WM 2022 kam zwar sehr überraschend, aber die Mehrheit war letztlich eindeutig. Es ist davon auszugehen, dass auch das Problem der Staatsbürgerschaft keines sein wird. 

Auch Mohamed bin Hamman, der Beinahe-FIFA-Präsident, der wegen Korruptionsvorwürfen im Mai 2011 von seinen Ämtern beim Weltfußballverband zurücktreten musste, zeigte sich erfreut. „Dafür, dass sie eine Frau ist, ist Birgit Prinz eine außergewöhnliche Fußballerin.“ Nun sei er zuversichtlich, dass der Frauenfußball in Katar endlich die Rolle spielen könne, die er seit langem verdiene. Er deutete an, dass man sich auch bemühe, die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2019 nach Katar zu holen. „Jetzt bauen wir schon die ganzen Stadien für die Männer-WM, da wäre es ja auch gut, wenn darin jemand Fußball spielt“, sagte bin Hamman. Katar wäre das erste arabische Land, das eine Frauenfußball-WM ausrichtet. Als Geste des guten Willens, so bin Hamman weiter, habe er mit dem regierenden Emir Hamad bin Chalifa al Thani vereinbart, spätestens 2013 das Frauen-Wahlrecht im Emirat einzuführen. 

Birgit Prinz wird nicht der erste Fußballstar von Weltrang sein, der in Katar spielt – vor ihr ließen auch Mario Basler, Gabriel Batistuta oder Marcel Desailly ihre Karriere am Golf ausklingen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Bodo Straub,

ein gelungener April Scherz - die Prinz vom Golf. Falls ich mich irre, bitte ich um Quellennachweis und Kontaktaufnahme

energoeast@hotmail.de

Den Kataris wäre es wohl zu zutrauen.

Bodo Straub hat gesagt…

Hallo Anonym,

nein, es war ein Aprilscherz, alles richtig verstanden. Zuzutrauen wäre es ihnen womöglich, aber Frau Prinz wohl eher nicht...