Freitag, 28. Oktober 2005

Jordanien: Iraks Premierminister zu erstem Staatsbesuch eingetroffen



Der Ministerpräsident der Irak, Ibrahim Jaafari, ist gestern zu Gesprächen in der jordanischen Hauptstadt Amman eingetroffen (Foto: AFP). Nach einem Gespräch mit dem jordanischen König Abdullah unterstrichen beide Staatsmänner ihren Willen, für die territoriale Einheit des Irak kämpfen und den Terrorgruppen im Irak entschlossen entgegentreten zu wollen. Gleichzeitig verständigte man sich auf eine stärkere Kooperation in Handels- und Wirtschaftsfragen.
Heute trifft Jaafari mit seinem jordanischen Amtskollegen Adnan Badran zusammen. Bei dieser Unterredung werden irakische Ölexporte in das haschemitische Königreich im Vordergrund stehen. Bis zur US-Invasion im März 2003 war das ölarme Jordanien fast vollständig von Öllieferungen aus Baghdad abhängig gewesen. Die Hälfte des gesamten Jahresbedarfs an Öl wurde den Jordaniern kostenlos überlassen, der Rest konnte zu einem Vorzugspreis, der weit unter den Weltmarktpreisen lag, gekauft werden. Diese wirtschaftlichen Vorteile hatte sich Abdullahs Vater Hussain dadurch erkauft, dass er anders als etwa Syrien oder Saudi-Arabien im zweiten Golfkrieg 1990/91 nicht offen gegen Saddam Hussains Irak Partei ergriff. Seit Zweieinhalb Jahren muss Amman seinen Ölbedarf über den Weltmark decken, die Benzinpreise haben sich seitdem vervierfacht.
Nach dem Machtwechsel in Baghdad waren die Beziehungen beider Staaten wiederholt Spannungen ausgesetzt. So beschwerte sich die schiitisch-geführte Regierung mehrfach über die große Anzahl an Jordaniern unter den Aufständischen. Angeführt wird das Terrornetzwerk Al-Qaida im Irak von Abu Musab al-Zarqawi, ebenfalls Jordanier. Er war bereits 1994 von einem jordanischen Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen "Waffenbesitzes und Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation" verurteilt worden wurde aber 1999 durch eine Generalamnestie des gerade inthronisierten Abdullah auf freien Fuß gesetzt. 2002 wurde er in seiner Heimat, wegen der geplanten Ermordung des US-Diplomaten Lawrence Foley, in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Pikant ist auch, dass Iraks stellvertretender Ministerpräsident Ahmad Chalabi 1992 ebenfalls in Abwesenheit von einem jordanischen Gericht wegen eines großen Bankenskandals zu 22 Jahren Haft verurteilt wurde. Der ehemalige Direktor der Petra-Bank war der Korruption und der Veruntreuung von 288 Millionen US-Dollar für schuldig gesprochen worden.

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