Donnerstag, 23. Oktober 2008

Sudan: Südkurdufan - das neue Darfur?

In Sudans Bundesstaat Süd-Kurdufan droht der Ausbruch eines neuen Konflikts mit den Ausmaßen des Darfur-Krieges, warnt die International Crisis Group (ICG). In der Region kämpfen arabische und afrikanische Stämme - die Misseriya und die Nuba - um Macht, Weidegründe und Ackerflächen. Mehr als 50 Sprachen werden in Südkurdufan gesprochen, hier leben Muslime, Christen und Animisten, insgesamt etwa 1 Million Menschen.

"Südkurdufan ist eine Miniaturausgabe des Sudan mit schwer bewaffneten afrikanischen und arabischen Stämmen die Seite an Seite leben", so der ICG-Bericht. Seit der Unabhängigkeit des Sudan 1956 lag Kurdufan an der Frontlinie im Jahrzehnte langen Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südsudan, der erst 2005 durch ein Friedensabkommen beendet wurde.

Die Regelungen des Friedensabkommens werden in Südkurdufan jedoch unterlaufen. Nach Darstellung der ICG gebe es keine effiziente staatliche Verwaltung in dem Bundesstaat und die Einkünfte des Staates würden nicht gerecht unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen verteilt.

So bleiben die Bewohner Südkurdufans polarisiert und fragmentiert entlang tribaler und politischer Zugehörigkeiten. Viele von ihnen sind schwer bewaffnet und fühlen sich zunehmend von ihren ehemaligen Patronen - für die Muslime die Zentralregierung, für die Christen die Südsudanesische Befreiungsbewegung SPLM - vernachlässigt. Auf die Friedensdividende warten die Menschen in Südkurdufan vergebens.

Die Rückführung von Flüchtlingen, die während des sudanesischen Bürgerkriegs aus dem Bundesstaat flohen, liegt derzeit auf Eis. Hunderte Menschen wurden in den letzten Jahren bei Auseinandersetzungen um Weiderechte getötet. Versuche der regierenden Nationalen Kongresspartei und der SPLM vor den Parlamentswahlen die Unterstützung arabischer oder afrikanischer Stämme zu sichern, verschärfen die Situation.

Vor einigen Monaten kamen bei Kämpfen um die zum Bundesstaat gehörende Stadt Abyei mehrere Menschen ums Leben. In der letzten Woche wurden neun chinesische Öl-Arbeiter entführt.

"In Südkordofan steht mehr auf dem Spiel als die Verhinderung eines lokalen Konflikts", so der ICG-Report. Die Umsetzbarkeit des Friedensabkommen als Ganzem stehe hier auf dem Prüfstand. Werde die Lage in Kurdufan nicht zufriedenstellend gelöst, drohe eine Absage der Wahlen 2009 und ein Scheitern des für 2011 geplanten Referendums über die Unabhängigkeit des Südsudan.

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