Dienstag, 6. Dezember 2005
Kurden verklagen niederländischen Chemie-Produzenten
15 Kurden aus dem Irak und Iran verklagen den niederländischen Chemiehändler Frans van Anraat wegen der Lieferung von Inhaltsstoffen für das Nervengas, welches Saddam Hussein in den 80er Jahren mehrfach gegen kurdische Städte einsetzte. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, verklagen die Opfer den Geschäftsmann auf die Zahlung der symbolischen Summe von 800 Dollar pro Person.
"Diese Summe steht in keinem Verhältnis zu dem Leiden der Opfer und sollte als symbolische Größe verstanden werden. Dennoch ist uns die Sache sehr wichtig", erklärt Liesbeth Zegveld, Anwältin der kurdischen Kläger.
Der 63-jährige Van Anraat steht gegenwärtig in Den Haag vor Gericht. Er wird der Beihilfe zum Völkermord und der Verübung von Kriegsverbrechen beschuldigt, weil er zwischen 1984 und 1988 Chemikalien in den Irak geliefert haben soll, ohne die dem Regime in Bagdad die Herstellung von Nervengas unmöglich gewesen wäre. Diesem Verfahren schließen sich die 15 Kurden nun als Nebenkläger an. Am kommenden Montag sollen sie dem Gericht als Zeugens schildern, wie die Giftgas-Angriffe ihr Leben verändert haben.
Van Anraat ist der erste Verantwortliche, der im Zusammenhang mit dem Gasangriff 1988 auf die kurdische Stadt Halabja im Nordirak angeklagt wird (Bild: Wikipedia). Auch der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein soll, falls er nicht schon im gerade laufenden Verfahren wegen des Massakers von Dujail zum Tode verurteilt wird (alsharq berichtete), wegen des Angriffes auf Halabja, kurdisch Helebce, zur Rechenschaft gezogen werden. Bei diesem Massaker waren an einem einzigen Tag, dem 16.März 1988, mehr als 5000 Menschen ums Leben gekommen. 7000 bis 10000 weitere Menschen trugen schwere Schädigungen davon, an denen sie später verstarben oder unter denen sie bis heute leiden.
Der Niederländer hat inzwischen zwar gestanden die Chemikalien an die irakische Regierung verkauft zu haben ohne aber zu wissen wofür diese von Saddams Regiem verwendet würden. Ein Urteil wird noch für dieses Jahr erwartet.
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