Freitag, 9. Dezember 2005

Sudan: Hassan al-Turabi plant Rückkehr auf die politische Bühne


Hassan al-Turabi, Kopf der sudanesischen Muslimbrüder, plant offenbar die Rückkehr in die aktive Politik. In mehreren Interviews mit arabischen Zeitungen äußerte Turabi in den vergangenen Wochen mehrfach Pläne zur Bildung einer oppositionellen Allianz aus der von ihm selbst geführten Volks-Kongress-Partei und der Umma-Partei des ehemaligen Ministerpräsidenten Sadek Mahdi. Noch in diesem Monat sollen laut Turabi in Khartoum erste Gespräche über einen Zusammenschluss geführt werden, zu denen auch kommunistische Parteien sowie Rebellengruppen aus dem Süden des Sudan eingeladen werden.
Seit seiner Freilassung aus dem Gefängnis im Juni - Turabi verbrachte 11 der letzten 36 Jahre in Haft - ist der 73-jährige zum lautstärksten Kritiker der neuen Regierung und der neuen Verfassung avanciert. Fast wöchentlich tritt er mittlerweile wieder in Talkshows auf al-Jazeera oder al-Arabiyya auf.
Dabei zeigt sich der versierte Politiker als aüßerst wandlungsfähig. Gegenüber dem pan-arabischen Blatt "al-Sharq al-Awsat" verspottete der die US-Regierung als "die größten Ignoranten und Nichtskönner"; in einem Gespräch mit der "LA Times" lobte er die USA für ihr demokratisches System und ihre "Großzügigkeit".
Hassan Turabi wurde 1932 in Kassala im Osten des Sudan geboren und promovierte 1964 als Jurist an der Sorbonne in Paris. Nach seiner Rückkehr wurde Turabi zum Kopf des sudansesischen Ablegers der Muslimbrüder, die sich unter seiner Führung wegen diverser Meinungsverschiedenheiten mehrfach aufsplitterten. Nach dem Putsch Jaafar Numeiris 1969, der zunächst eine nasseristische, an der Sowjetunion orientierte Politik verfolgt, wandert Turabi als Islamist für sieben Jahre im Gefängnis, 1979 ernennt ihn eben jener Numeiri zum Generalstaatsanwalt. Auf diesem Posten macht sich Turabi vehement für die Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, stark. 1983 wird die Scharia über den gesamten Sudan, und damit auch den christlich dominierten Süden verhängt und damit zum Mitauslöser eines blutigen Bprgerkriegs.Immer mehr nähert sich Numeiri nun dem Muslimbrüdern an. Als er sich jedoch 1984 zum Imam ausrufen lassen will, verweigert ihm Turabi die Gefolgschaft, woraufhin dieser erneut inhaftiert wird.
Nach der Machtübernahme seines Schwagers, Sadiq al-Mahdi, wurde Turabi wieder Regierungsmitglied. Den Höhepunkt seiner Macht erreicht er nach der Machtübernahme Umar al-Baschirs. Auf Turabis Einladung kommt Usama Bin Laden ins Land, der US-Regierung gilt er seitdem als "Papst des Terorismus".
Noch verneint Turabi jede Ambition auf einen politischen Posten. Dennoch will er einer islamischen Revolution, die seiner Meinung nach im Sudan und der gesamten Welt bevorstehe.

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