Montag, 3. April 2006

Ägyptens Großmufti erklärt Statuen für unislamisch


Ein von Ägyptens Großmufti Shaikh Ali Gomaa erstelltes Rechtsgutachten, dass die Ausstellung von Statuen verbietet, schürt Ängste vor Angriffen auf die Kulturstätten des Landes. Gomaa, die höchste religiöse Autorität Ägyptens erklärte in der vergangenen Woche die Zurschausstellung von Statuen und Bildhauereien sei auf Grundlage der Hadithe (Überlieferungen von Aussprüchen und Taten des Propheten Muhammad) verboten.

Zwar bezog sich diese Fatwa vorrangig auf Statuen in den eigenen vier Wänden und nicht auf Ausstellungsgegenstände in Museen oder an öffentlichen Plätzen, doch verdammte der Rechtsgelehrte Bildhauer und ihre Werke als ganze. Daher fürchten einige Künstler und Intellektuelle, dass das Edikt Fanatiker dazu anstiften könne, die tausenden antiken Statuen aus pharaonischer Zeit zu beschädigen oder gar zu zerstören. Gamal al-Ghitani, Herausgeber des Literaturmagazins Akhbar al-Adab sagte gegenüber "al-Jazeera".: "Wir können nicht ausschließen, dass jemand in den Karnak-Tempel in Luxor eindringt und ihn auf Grundlage dieser Fatwa in die Luft jagt."

Schriftsteller Ezzat al-Qamhawi fürchtet Gomaas Erlass würde "die Muslime in das dunkle Zeitalter zurückbringen." Der Regisseur Daud Abdul Sayed erklärte, das Gutachten "ignoriert die spirituelle Entwicklung der Muslime seit der Offenbarung des Islam. Es war natürlich, dass sie Statuen im frühen Islam verboten , weil die Menschen sie anbeteten. Aber gibt es Muslime die 15 Jahrhunderte später Statuen anbeten?"
Auch die wichtigste islamistische Oppositionsbewegung Ägyptens kritisierte Gumaas Entscheidung. "Die Menschen sind viel besorgter wegen der Korruption. Sie würden lieber Fatwas sehen, die verbieten, dass die gleichen Leute 25 Jahre an der Spitze des Staates stehen aber keine Fatwas gegen Statuen.", erklärte Issam al-Aryan Sprecher der Muslimbrüder gegenüber AFP.

Unter vielen Intellektuellen macht sich die Furcht breit, dass Fatwas wie diese im Westen den Eindruck verstärken, der Islam sei eine rückwärtsgewandte Religion. Einige , wie etwa Abdul Sayid, vergleichen Gomaas Rechtsgutachten mit einem ähnlichen Edikt, das von den afghanischen Taliban erlassen wurde und zur Zerstörung Jahrhunderte alter Buddha-Statuen in Afghanistan führte. Diese Entscheidung wurde damals von hochrangigen sunnitischen Rechtsgelehrten einhellig verurteilt. Scheich Yusuf al-Qaradawi aber, der wegen seiner TV-Auftritte in arabischen Satelliten-Sendern in der gesamten sunnitisch-islamischen Welt hohes Ansehen genießt, unterstützt das neue Urteil seines ägyptischen Kollegen. "Der Islam verbietet Statuen, die Lebewesen wie Menschen oder Tiere darstellen. Der Islam verbietet alles was zu Heidentum führt oder danach riecht, inklusive der Statuen der alten Ägypter." Die einzige Ausnahme seien Kinderspielsachen.

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