Freitag, 12. August 2005

Libanon: Rivalen Aoun und Karami wollen zusammenarbeiten


Libanons Ex-Premierminister Omar Karami und der Führer der "Freien Patriotischen Bewegung" (FPM) Ex-General Michel Aoun wollen eine gemeinsame Oppositions-Bewegung gründen. Bei einem Treffen der beiden in Aouns Wohnsitz im christlichen Beiruter Viertel Ar-Rabieh vereinbarten die beiden zunächst eine Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Verschwendungssucht und Korruption. Außerdem äußerte Karami seine Absicht, Aouns Reformagenda zu unterstützen, die bisher aber recht vage blieb und über Allgemeinplätze wie die Forderung nach größerer nationaler Eigenständigkeit kaum hinausgeht. Um diese Ziele zu erreichen solle nun eine nationale Sammlungsbewegung aller politischen Kräfte gebildet werden, die diese Ziele unterstützen.
Unbeantwortet ließ Karami Fragen nach seiner Rolle in den kürzlich aufgedeckten Fällen von Selbstbereicherung und Korruption in den 90er Jahren. Er selbst war Premier von 1990 bis 92, sowie von Oktober 2004 bis Februar 2005 und gehört zu einer der einflussreichsten sunnitischen Familien in dem stark konfessionell geprägten Land. Als Premier hatte er Aoun 1991 auf syrischen Druck zum Gang ins Exil aufgefordert.
Der ehemalige Milizenführer, der Karami noch im vergangenen Jahr als "Marionette Syriens" bezeichnet hatte, war erst im Mai aus Paris zurückgekehrt und hatte bei den Wahlen im gleichen Monat einen Überraschungserfolg gefeiert. Beobachter sehen in dem Bündnis den Versuch der beiden ehemaligen Rivalen, nach den veränderten Machtkonstellationen durch den syrischen Abzug, von der neuen Politikergeneration um Saad al-Hariri nicht vollständig ins zweite Glied zurückgedrängt zu werden. Doch schon jetzt tauchen in dem Zweckbündnis erste Risse auf. Zum wiederholten Male kritisierte Karami gestern die Generalamnestie, die unter anderem den berüchtigten Milizenführer Samir Geagea auf freien Feß setzte, der während des Bürgerkriegs zeitweise als rechte Hand Aouns galt. Dieser hatte sich in den vergangenen Wochen immer wieder für Geageas Freilassung eingesetzt.

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