Freitag, 5. August 2005

Libyen: Reformen übetreffen Erwartungen - Perestroika an der Cyrenaica?



Der in den letzten Jahren vom libyschen Revolutionsführer Muammar Al-Qadhafi (Foto)begonnene größere Öffnung seines Landes für westliche Investoren wird offenbar ernsthafter betrieben als erwartet. Trotz der weiterhin offiziell propagierten Orientierung an den Sozialismus leitete Qadhafi seit der Aufhebung sämtlicher Wirtschaftssanktionen durch die USA im vergangenen Jahr erste Schritte füreinen Umbau der Ökonomie zu einer freien Marktwirtschaft ein. Est kürzlich gab Libyen bekannt, sämtliche Import-Zölle aufzuheben und die Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation (WTO) zu beantragen. Auch sollen staatseigene Betriebe in den kommenden Jahren schrittweise privatisiert werden.
Ziel des einstigen Paria-Staates an der Cyrenaica ist außerdem die Abhängigkeit von den Einkünften durch die Öl-Produktion zu lockern. Die Einkünfte aus dem Öl-Export betragen gegenwärtig etwa 20 Prozent des Brutto-Inlands-Produktes Libyens. Nun sollen andere Einnahmequellen wie etwa der Tourismus für das nordafrikanische Land erschlossen werden. Die Arbeitslosigkeit liegt Schätzungen zu folge bei derzeit knapp 30 Prozent. Fest steht jedenfalls, dass der von Qadhafi angekündigte Reformkurs ernsthafter betrieben wird, als zunächst von vielen westlichen Beobachtern prophezeit. Offen ist welche Auswirkungen der wirtschaftliche Öffnungsprozess auf die libysche Gesellschaft haben wird. USA und EU hoffen, das eine Öffnung nach Westen auch einen Demokratisierungsprozess nach sich ziehen wird, ähnlich wie in der Sowjetunion und im Ostblock am Ende der 80 Jahre.

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