Mittwoch, 1. November 2006

Syrien und Irak wollen diplomatische Eiszeit beenden

Nach 23 Jahren Funkstille stehen Syrien und Irak offenbar vor einer Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen. Nach Angaben des irakischen Außenministeriums soll der syrische Außenamtschef Walid al-Muallim dazu noch in diesem Monat nach Baghdad reisen. Ein genaues Datum wurde laut AP jedoch bislang nicht genannt. Es wäre der erste Besuch eines hochrangigen syrischen Politikers im Irak seit dem Sturz Saddam Husseins im April 2003.

Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten sind seit Jahrzehnten äußerst angespannt. Bereits in den 1960 kommt es wegen ideologischer Differenzen zum Bruch zwischen den Flügeln der Baathpartei im Irak und in Syrien. Nach Ausbruch des 1.Golfkriegs zwischen Iran und Irak schlägt sich das von Hafiz al-Assad regierte Syrien als einziges arabisches Land offen auf die Seite der Perser.

Als sich Anhänger der Muslimbrüder in der mittelsyrischen Stadt Hama gegen die Herrschaft des Alawiten Assad auflehnen, beschuldigt dieser Saddam Hussein die Unruhen angezettelt zu haben. Der Aufstand wird blutig niedergeschlagen - unabhängige Quellen sprechen von 20000 Toten - der Botschafter aus Baghdad wird abgezogen und die diplomatischen Beziehungen auf Eis gelegt. Gleichwohl waren syrische Offizielle auch unter Saddam des öfteren nach Baghdad gereist - der letzte Besuch eines Ministers liegt 6 Jahre zurück. Anfang des Jahres hatte das syrische Außenministerium erklärt, nach der Bildung einer neuen irakischen regierung eine Botschaft in Baghdad zu eröffnen.

Iraks Regierung ist bemüht Syrien stärker als bisher zu verpflichten, seinen Einfluss sunnitische Stämme im syrisch-irakischen Grenzgebiet geltend zu machen. Außerdem wird seit Jahren der Vorwurf gegen Damaskus erhoben, man verhindere das Einsickern ausländischer Kämpfer in den Irak über die Grenze nicht entschieden genug.

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